Im Herzen der Hauptstadt ist vorgestern die große Protestwoche der Bauern zu Ende gegangen. Auch aus dem Regensburger Raum haben sich zahlreiche Landwirte nach Berlin aufgemacht, um vor dem Brandenburger Tor gegen die geplanten Kürzungen der Bundesregierung zu demonstrieren.
Manfred Kapfelsperger war einer von ihnen. Er berichtet von einer „aufgeheizten Stimmung“. Franz Obeth hätte sich mehr Entgegenkommen der Politik gewünscht. „Ich denke, dass das nicht das Ende der Proteste war“, kündigt der BBV-Kreisobmann an.
Gegen Mitternacht hatte sich Obeth am Sonntag auf den Weg nach Berlin gemacht. Insgesamt fünf Busse rollten aus der Oberpfalz in die Hauptstadt. Zudem seien einige Bauern privat angereist. „Es war beeindruckend, in der Früh die Schlepper auf der Autobahn zu sehen“, sagt der Kreisobmann.
Bauern-Demo in Berlin: 8500, 30.000 oder 40.000 Teilnehmer?
Laut Polizei waren 8500 Menschen und rund 6000 Fahrzeuge zur Kundgebung gekommen. Der Bauernverband sprach von 30.000 Demonstranten, Kapfelsperger will rund 40.000 Menschen errechnet haben. „Die Straße des 17. Juni war bis zur Siegessäule voll mit Menschen“, berichtet Obeth. Aus der Bevölkerung hätten die Bauern in Berlin „nur positives Feedback“ bekommen. „Wenn die Politik so weitermacht, braucht man sich nicht wundern, wenn andere Gruppen auch noch aufstehen“, sagt Obeth. Dieser Meinung ist auch Kapfelsperger. Er hatte in seinem Auto drei Nicht-Landwirte mit nach Berlin gebracht.
Lesen Sie auch: Konvoi mit 200 Traktoren: Bauern lassen in Regensburg noch einmal die Muskeln spielen
Als sich Finanzminister Christian Lindner (FDP) ans Rednerpult stellte, bekam er den geballten Unmut der Demonstranten zu spüren. „Niemand von uns war so naiv, zu glauben, dass Lindner auf die Bühne geht und alles zurücknimmt“, sagt Kapfelsperger. Laut Obeth kam der Minister vor lauter Pfiffen „gar nicht groß zu Wort“. Das, was von Lindner zu hören war – beim Agrardiesel wird es kein Entgegenkommen mehr geben –, bezeichnet der Kreisobmann als „schwach“.
Lindner will Bauern entgegenkommen: Kreisobmann bleibt skeptisch
In seiner Rede versprach Lindner, man werde den Landwirten an anderen Stellen entgegenkommen, beispielsweise durch Bürokratieabbau. Obeth bleibt skeptisch: „Davon ist seit zehn Jahren die Rede. Es ist nie besser, sondern immer schlimmer geworden.“
Das könnte Sie auch interessieren: Auch ohne Traktoren: Protestwelle rollt auf der A93 zwischen Nabburg und Teublitz
Auf die Protestwoche im Landkreis Regensburg blickt Obeth zufrieden zurück. „Einige tausend“ Traktoren seien unterwegs gewesen. „Es war höchste Zeit, auf die Straße zu gehen“, sagt der Kreisobmann. Manch ein Landwirt habe moniert, die Proteste seien „zu lasch“ gewesen. Auch für Kapfelspergers Geschmack hätten sie ruhig „etwas mehr weh tun können“. „Als Organisator sieht man das natürlich ein bisschen anders“, entgegnet Obeth. Ihm sei ein disziplinierter Ablauf wichtig gewesen. Zwischenfälle habe es keine gegeben.
Das weitere Vorgehen werde laut Obeth nun mit dem Landes- und Bundesverband des BBV abgestimmt. „Ich denke, dass da was nachkommt.“
Zu den Kommentaren