Nachwuchs weiter mit fünf Sternen
Ein Sieg und das Finale ist erreicht: Eisbären wollen nicht viel nachdenken

04.04.2024 | Stand 04.04.2024, 20:49 Uhr

In der Ausbeute vor dem Tor sieht Eisbär Marvin Schmid (in Rot) die kleine Schwäche seiner Saison. Foto: Andreas Nickl

Einfach ganz normal weitermachen, ist das Motto der Eisbären des EV Regensburg. Auch wenn es ganz und gar nicht normal ist, was sich da beim Eishockey-Zweitligisten anbahnt.



Gelingt am Freitag ab 20 Uhr in der Donau-Arena nämlich der vierte Sieg gegen die Eispiraten des ETC Crimmitschau, dann mischen die Eisbären ab 12.April tatsächlich in der Best-of-seven-Finalserie um die DEL-2-Meisterschaft mit und sorgen nach Hauptrunden-Platz zwei für den nächsten Knüller. Es ist das 33.Heimspiel der Saison – und statistisch ein womöglich sehr besonderes: Erreichen die Eisbären nämlich die Besuchermarke von 4352,steht im Saisonschnitt eine Vier vorne dran.

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Eisbären-Coach Max Kaltenhauser warnt angesichts der 3:1-Serienführung: „Wenn du denkst, du hast dreimal die Chance, dann bist du schnell bei der dritten und verspielst auch die.“ Folglich will er gar nicht viel über das Was-wäre-wenn reden und schubst alle Gedanken daran weg: „Wenn man zu sehr in der Zukunft denkt, ist der Fokus weg von der Gegenwart – und die ist der beste Ratgeber. Wenn wir die Stufe gemeistert haben, können wir uns immer noch damit befassen“, sagt er. „Wir wollen natürlich gewinnen. Aber wenn man diesem Sieg eine andere Bedeutung gäbe, wäre das eine Gefahr“, sagt der noch 42-Jährige ganz getreu dem Motto „Der letzte Sieg ist immer der schwerste“. Ergo: „Wir werden es nicht anders angehen als sonst auch. Die Konsequenzen nehmen wir dann gerne mit. Denn wenn du denkst, du bist durch, dann wirst du dein blaues Wunder erleben.“

Kader-Quantität als Plus

Crimmitschau mag mit seinem Schrumpfkader – am Mittwochabend schied auch noch Henri Kanninen aus – zu kämpfen haben, doch wie wehrhaft die Sachsen um die Playoff-Topskorer Tobias Lindberg und Colin Smith (je 15 Punkte vor Andrew Yogan mit 14) sind, haben sie oft genug bewiesen. Auch wenn das quantitative Kaderplus der Regensburger, das an mancher Stelle schon bisher den Ausschlag gab, durchaus ein Faktor sein kann. Und obwohl Yuma Grimm nach dem Lindberg-Check kaum einsatzfähig sein dürfte, wozu Max Kaltenhauser aber keine Auskunft gibt.

Eine Hoffnung, dass Richard Divis noch in den Playoffs als Deutscher aufläuft, gibt es übrigens nicht. Die Gesetzesänderung ist zwar durch, aber greift nicht sofort. „Verdient hätte Ritchie es, aber er bekommt den Pass erst im Juni.“

Schlafen, essen, trainieren: Viel mehr ist derzeit nicht drin für die Eisbären-Spieler bei Spielen im Zwei-Tage-Rhythmus. „Und Video schauen“, ergänzt Marvin Schmid die Gegnerbetrachtung. „Wir kommen da gar nicht dazu, an etwas Anderes zu denken.“ Auch für den 25-jährigen Mittelstürmer zwischen Ex-NHL-Star David Booth und Kapitän Nikola Gajovsky ist klar: „Keiner von uns will, dass die noch einmal ein Heimspiel kriegen. Wir wollen alle gewinnen.“

Mit seiner Saison ist Schmid weitgehend zufrieden – bis auf eines: „Dass ich das Tor nimmer treff‘.“ 22/23 erzielte der Allgäuer, der in der dritten Saison in Regensburg spielt, immerhin elf Saisontreffer. Bisher stehen erst vier zu Buche. „Spielerisch fühle ich mich gut“, sagt Schmid. „Aber manchmal fliegen die Pucks halt woanders hin.“ Dafür wird Marvin Schmid mehr und mehr zum Vorbereiter: Allein in den letzten beiden Partien stehen fünf Assists zu Buche. „Dann geht es halt andersherum“, lacht er, der zwei starke Partner hat. „Von Gajo kann man sich viel in Sachen Ruhe an der Scheibe abschauen“, sagt er und schwärmt von der „Arbeitsmoral“ des Kollegen Booth. „Er ist immer der Erste auf dem Eis und dauernd im Kraftraum. Er zeigt uns noch einmal eine andere Dimension, wie man das professionell betreibt.“ Auch auf dem Eis: „Sein Zug zum Tor und wie er jeder Scheibe aufs Tor bringt“, macht auch dem Mitspieler mit der Rückennummer 13 Spaß. Auch die Anspiele wollen da gekonnt sein. „Wir machen das jetzt geradliniger“, sagt Schmid. „Gajo und ich haben uns daran gewöhnt.“

Überhaupt ist es das Tempo, das den größten Unterschied zur Oberliga darstellt, wo Marvin Schmid erst zwei Spielzeiten bei Memmingen und dann die Eisbären-Aufstiegssaison verbrachte. „Der größte Unterschied zur DEL2 ist die Handlungsschnelligkeit. In der Oberliga hattest du immer eine Sekunde länger Zeit, bis du den Nächsten anspielen kannst.“

Vier mit fünf Sternen

Übrigens: Passend zum derzeitigen Regensburger Rundum-gute-Laune-Paket veröffentlichte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) am Donnerstag die Meldung, dass neun Klubs in Deutschland fünf Sterne als Ausdruck für beste Nachwuchsarbeit verliehen bekommen. Berlin, Mannheim und nun auch Iserlohn erhalten sogar das Fünf-Sterne-plus-Zertifikat. Der DEB benannte die Klubs ansonsten zwar nicht, die DEL2 aber veröffentlichte, dass mit Dresden, Krefeld und Landshut eben Regensburg auch ein Quartett ihrer Liga darunter ist. Die Regensburger sind seit 2017 ein Fünf-Sterne-Klub und gehören seit 2012 der höchsten deutschen U-20-Nachwuchsliga DNL an.