Viele Bürger besorgt
Langzeitfolgen nach Corona-Impfung? Das sagen Experten dazu

11.11.2021 | Stand 11.11.2021, 19:34 Uhr

Langzeitfolgen nach einer Corona-Schutzimpfung gelten als sehr unwahrscheinlich. −Symbolbild: dpa

Von Karin Seibold

Die Corona-Pandemie hat wieder Fahrt aufgenommen - stärker, als von vielen befürchtet. Doch noch immer gibt es viele Menschen, die aus Angst vor möglichen Langzeitfolgen auf eine Corona-Schutzimpfung verzichten.



Deshalb haben wir nachgeforscht - und erklären mit Hilfe von Wissenschaftlern, wie wahrscheinlich mögliche Langzeitfolgen nach einer Corona-Impfung sind.

Das sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

„Das Risiko einer schwerwiegenden unerwünschten Arzneimittelwirkung (Nebenwirkung) nach einer Covid-19-Impfung ist sehr gering und liegt bei gerade einmal 0,02 Prozent – betrifft also durchschnittlich nur eine von 5000 Personen“, teilen dazu die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung und das Robert Koch-Institut (RKI) auf ihrer Homepage mit.

Weiter heißt es: „Auch Spätfolgen beziehungsweise Langzeit-Nebenwirkungen sind Expertinnen und Experten zufolge sehr unwahrscheinlich, denn die meisten Nebenwirkungen treten in der Regel innerhalb weniger Tage bis maximal einige Wochen nach der Impfung auf. Langzeitfolgen, die sich erst Jahre später zeigen, sind bei bisherigen Impfungen nicht bekannt und auch bei den Corona-Impfstoffen nicht zu erwarten.“

Das sagt der Regensburger Infektiologe Prof. Bernd Salzberger

„Das ist ein wirklich kompliziertes Thema“, erklärt dazu der Regensburger Infektiologe Prof. Bernd Salzberger gegenüber unserer Zeitung. „Langzeitnebenwirkungen sind generell bei Impfungen sehr selten“, sagt er. Und nennt seltene Beispiele: In den 1920er Jahren wurden in Bremen bei der Herstellung einer TB-Impfung versehentlich echte Tuberkulose-Bakterien eingesetzt, die Folge waren Infektionen und Todesfälle. In den 1950er Jahren wurden in den USA Fehler bei der Herstellung von Polio-Vakzinen gemacht, in einem Fall kam ein anderes Virus (SV40) in den Produktionsprozess - ohne erkennbare Langzeitfolgen, aber das führte zu vielen Ängsten und Diskussionen.

„Die heutigen Produktionsprozesse werden viel stärker kontrolliert und sind als sicherer einzustufen“, erklärt Salzberger. „Zusätzlich haben wir europa- und weltweit zugängliche Datenbanken, in denen potenzielle Nebenwirkungen rasch eingegeben werden, so dass Probleme wirklich rasch erkannt werden - wie etwa die Blutungs- und Thrombosekomplikationen bei Astrazeneca und die Mykokarditis bei Biontech und Moderna.“

Sorge um die Fruchtbarkeit laut Salzberger unbegründet

Kritiker werden sagen, aber die Dinge, die in zehn oder 20 Jahren auftreten, sind noch nicht erkennbar. „Dem kann man nur die Geschichte und die Fortentwicklungen bei der Sicherheit der Herstellung und Überwachung entgegenhalten“, erklärt Salzberger. Die Diskussion sei dabei aber meistens fruchtlos, die Kritiker hielten sich häufig im Irrationalen auf.

Ein Thema, das hierbei immer wieder auftaucht: Unfruchtbarkeit. „Hierfür gibt es keinerlei Belege, weder theoretisch noch praktisch, trotzdem hält sich diese Legende im Internet und wird munter weitergegeben“, meint dazu der Infektiologe. „Dabei ist diese Legende ein tiefes Missverständnis aus der Zeit der Regierung von Indira Gandhi: Sie hatte ein Programm zur Bevölkerungspolitik aufgelegt, das freiwillige Sterilisierungen vorsah. Dazu fuhren Teams auf die Dörfer und nahmen dort die Eingriffe vor, oft stümperhaft mit vielen Nebenwirkungen. Eine Aufklärung über den Sinn oder die Ziele lag meistens nicht vor. Das führte zu einem tiefen Misstrauen vor Gesundheitsteams, die in die Dörfer kamen und wurde auch auf die Impfkampagnen übertragen, die mit den Sterilisierungen gleichgesetzt wurden, vor allem in ethnischen Minderheitsgruppen.“