Licht und Sensoren
AMS Osram: Umsatz im Tal, aber der Ausblick macht Hoffnung

09.02.2024 | Stand 09.02.2024, 20:58 Uhr

Fertigung im Reinraum bei AMS Osram: Die Flächen für die Produktion werden in den nächsten Jahren erweitert. Foto: AMS Osram

Hohe Schulden und weitere Probleme belasten den Sensor- und Licht-Konzern AMS Osram. Er kommt aber bei seiner Sanierung und dem Umbau voran. Das Werk Regensburg wird sogar ausgebaut.



Bei AMS Osram wächst die Zuversicht. Zwar präsentierten der Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper und Finanzchef Rainer Irle am Freitag eher durchwachsene Zahlen mit einem massiven Umsatzrückgang im abgelaufenen Jahr. Aber der Ausblick scheint Hoffnung zu machen und Vertrauen zu schaffen. Ein klares Indiz dafür: Der Aktienkurs kletterte nach der Veröffentlichung um annähernd 20 Prozent.

Die beiden Vorstände sind schwer damit beschäftigt, den Konzern wieder profitabel zu machen und den Schuldenberg zu managen, den die Übernahme von Osram durch die österreichische AMS hinterlassen hat. Dabei sind sie auf einem guten Weg und haben Ende 2023 die Finanzierung auf eine tragfähige Basis gestellt, wie sie bei der Jahrespressekonferenz in München erklärten.

Wachstum im Automobil-Geschäft



„Wir haben geliefert, was wir versprochen haben“, sagte Kamper und meinte damit vor allem die strategische Ausrichtung. AMS Osram konzentriere sich auf Geschäfte, die Megatrends abbildeten. Dazu zählte er im Automobilbereich die Elektrifizierung, das autonome Fahren, die Überwachung von Auto und Fahrer, neue Scheinwerfertechnologien und Innenbeleuchtungen. Auch wenn die Zahl der verkauften Autos nicht steige, nehme das Volumen des Geschäfts zu, weil wesentlich mehr Bauteile von Osram in jedem einzelnen Auto enthalten sein werden. Im Gesundheitssektor stünden neue bildgebende Verfahren vor der Einführung in den Kliniken und Praxen im Jahr 2025. Sie schonten die Patienten mit geringerer Strahlenbelastung und seien weitaus aussagekräftiger (Kamper: „Das ist vergleichbar mit dem Wechsel vom Schwarzweiß- zum Farbbild.“). Weitere Treiber sollen etwa Elemente für intelligente Maschinen sein.

Auftrag bei Smartphones verloren



Die aktuellen Zahlen hingegen verdeutlichen den aktuell noch nötigen Schrumpfkurs. Im vierten Quartal 2023 sank der Umsatz um 23 Prozent auf 908 Millionen Euro. Das Gesamtjahr endete mit einem Volumen von 3,59 Milliarden Euro – mehr als eine Milliarde weniger als im Jahr davor. Eine halbe Milliarde davon resultierte aus dem Verkauf des Lampengeschäfts, weitere 400 Millionen aus dem Verlust eines Auftrags zur Gesichtserkennung auf Smartphones. AMS Osram nennt den Namen nicht, gemeint ist aber undementiert ein Auftrag von Apple. „Wir haben Aufträge verloren und waren offensichtlich zu langsam.“ Inzwischen würden bereits wieder Aufträge zurückerobert.

Das Industriegeschäft verlief laut Irle schwach. Das betreffe etwa Sensoren und LED. Auch Zulieferungen für den Bau oder für Pflanzenbeleuchtung litten unter einer lauen Konjunktur.

Der bereinigte Betriebsgewinn sank im Gesamtjahr von 407 auf 233 Millionen Euro. Beim Ergebnis nach Steuern steht ein Riesenverlust von 1,6 Milliarden Euro in der Bilanz. Nicht so sehr wegen des laufenden Geschäfts. Vielmehr resultierten allein 1,3 Milliarden Euro davon daraus, dass man die Erwartungen nach unten korrigiert und entsprechend abgeschrieben habe. Immerhin sei die Nettoverschuldung gesunken.

Für das vierte Quartal sprach Irle von einem „soliden Ergebnis“. Dazu gehört ein Umsatz von 908 Millionen Euro – minus 23 Prozent zum Vorjahresquartal, aber ein wenig über den eigenen Prognosen. Operativ sank der bereinigte Betriebsgewinn (EBIT) auf 62 (86) Millionen Euro. Die Marge lag bei 6,9 (7,3) Prozent. Irle sagte, das Ergebnis werde stark von hohen Investitionen belastet. Sehr teuer ist der Aufbau der Fabrik in Kulim (Malaysia). Dort wird eine Fertigung für die besonders großen Acht-Zoll-Siliziumscheiben (Fachausdruck Wafer) hochgezogen.

Für das erste Quartal 2024 erwartet AMS Osram einen Umsatz von 800 bis 900 Millionen Euro. Die bereinigte operative Marge soll zwischen vier und sieben Prozent liegen.

Autonom fahrende Autos



Langfristig gebe es sehr positive Signale. Großaufträge über längere Zeiträume habe AMS Osram für sogenannte Lidar-Module verbucht. Diese Laser werden in Autos für das autonome Fahren benötigt. Auch blaue Hochleistungslaser, die für die industrielle Fertigung von Metallen dienen, seien stark gefragt.

Das Werk Regensburg, das auch dank einer im Herbst verkündeten Großinvestition ausgebaut wird, zählt laut Kamper aktuell rund 3000 Mitarbeitende. Das wären 300 mehr als noch im September genannt. Hier fließen auch dank erheblicher Fördermittel der EU innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr als 600 Millionen Euro in den Standort, für Forschung und Entwicklung, als auch in die Fertigung.