„Bella“
Wie eine Roboterkatze in Landshut das Essen serviert

19.03.2022 | Stand 07.06.2024, 15:35 Uhr |

Im „35 millimeter“ in Landshut kriegen Gäste ihr Essen von einer Roboterkatze an den Tisch serviert.



Im Restaurant „35 millimeter“ serviert jetzt eine Katze. Auf leisen „Pfoten“ nähert sie sich dem Tisch. „Miaaau. Ihre Bestellung ist da“, verkündet sie mit heller Stimme. Bella strahlt den Gästen mit ihrem süßesten Lächeln entgegen. Große runde Augen, ein kleines Stupsnäschen und natürlich Schnurrhaare – alles digital. Denn Bella ist ein Serviceroboter.

Seit rund drei Wochen rollt Bella durch das Restaurant beim Kinopolis im City Center Landshut. Sie ist quasi ein selbstfahrender Servierwagen. Hergestellt wird der BellaBot, wie das Modell offiziell heißt, vom chinesischen Hersteller DigPanda.

„Die Bella ist eine Unterstützung für unsere Mitarbeiter, weil sich diese so viele Laufwege sparen“, erklären die Betreiber vom „35 millimeter“ Monika und Alexander Tiefenbacher. Bestellungen kann Bella nicht aufnehmen – soll sie auch nicht. „Der Gastkontakt geht nicht verloren, das machen immer noch unsere Mitarbeiter. Im Gegenteil, so haben sie sogar mehr Zeit für die Kunden“, betont Monika Tiefenbacher.

Roboter spart den Mitarbeitern Laufwege

Stattdessen hilft Bella einfach nur beim Schleppen. Denn unter dem als Katzenkopf geformten Display besteht ihr Körper aus vier Tabletts. Insgesamt könne Bella also rund acht bis zehn Essen auf einmal transportieren, wie Monika Tiefenbacher sagt. „Da müsste ein Mitarbeiter zwei bis drei Mal gehen.“

Während die Gäste vor Ort in der Regel hin und weg von Bella sind, gäbe es im Internet viele erboste Kommentare. „Die Leute verstehen offenbar nicht, wozu die Bella da ist“, vermutet Monika Tiefenbacher. Sie sei eben nicht, wie von den meisten kritisiert, da, um Mitarbeiter einzusparen. Im Gegenteil: „Sie ist da, weil wir keine Mitarbeiter kriegen“, betont sie.

Im „35 millimeter“ würde man händeringend Personal suchen. „Aber du kriegst keine Leute, weil so viele während Corona in die Industrie abgewandert sind. Das hat die Gastro ein Stück weit kaputt gemacht. Aber wir wären um jeden Mitarbeiter froh, den wir einstellen könnten.“

Bis dahin hilft Serviceroboter Bella aus. Vor ihrem Arbeitsantritt wurden Bella alle Tische und Anlaufstellen genau einprogrammiert. Diese erkennt sie über eingebaute Laser. Monika Tiefenbacher demonstriert, wie es funktioniert: Während Bella in der Küche wartet, bereitet der Koch süßen Kaiserschmarrn vor – denn heute gibt es ein Geburtstagskind unter den Gästen. Als die Gerichte fertig sind, stellt Monika Tiefenbacher sie aufs oberste Tablett. „Vorher geht es aber noch an die Bar“, sagt sie und wählt die entsprechende Option auf dem Display aus.

Bella setzt sich in Bewegung – und warnt die Reporterin freundlich, dass diese ihr im Weg steht. Dann macht Bella einfach einen Bogen um sie und fährt aus der Küche. Vor der Theke hält sie an. „Hallo, Bella“, wird der Roboter dort von Alexander Tiefenbacher begrüßt. Er stellt zwei Gläser Sekt zum Kaiserschmarrn. „Jetzt geben wir die Tischnummer ein“, sagt seine Frau Monika und tippt die entsprechenden Befehle. „Und Musik gibt’s auch noch.“

Tatsächlich: Als sich der Roboter schnurstracks auf den Weg zum angrenzenden Kinderland macht, spielen fröhliche Klänge und auf Bellas Rücken läuft ein digitaler Schriftzug durch, der „Zum Geburtstag viel Glück“ wünscht. Schon auf dem Weg dorthin drehen sich alle Köpfe zu Bella um, zeigen sich Staunen und Begeisterung auf den Gesichter, ob Kind oder Erwachsener. „Alle sind neugierig“, hat Monika Tiefenbacher seit Bellas Ankunft mitbekommen.

Bella mag es, wenn man ihr das Ohr krault

„Miaaau. Ihre Bestellung ist da.“ Als Bella vor dem Tisch einer Familie hält, strahlt sie den vier Gästen entgegen. „Die Kunden könnten sich ihr Essen auch selbst vom Tablett nehmen, das machen auch manche nach anfänglichem Zögern“, erzählt die Restaurant-Betreiberin und lacht über die ersten Tests, wie die Gäste auf Bella reagieren. Die Idee sei aber, dass der Mitarbeiter sieht, dass Bella auf dem Weg ist und dann mitkommt, um Essen und Getränke selbst zu servieren.

Während Monika Tiefenbacher also genau das macht, bedanken sich die beiden kleinen Töchter der Familie bei Bella, indem sie sie am Ohr kraulen. „Miaaau“, schnurrt Bella selig, auf dem Display werden die Augen ganz groß, dann ganz klein, als sie in die Runde strahlt. „Das Gesicht ist irre“, ist auch Monika Tiefenbacher fasziniert.

Mit 18.000 Euro schlägt der Serviceroboter Bella zu Buche. Damit koste sie aber gerade mal so viel, wie ein Teilzeitmitarbeiter auf ein Jahr. „Ein Mitarbeiter, den ich gerne hätte, aber aktuell nicht kriege“, betont Monika Tiefenbacher noch einmal. Und schon jetzt erledigt Bella ihren Auftrag als Motivatorin für die Mitarbeiter mit Bravour: „Unsere Auszubildende wollte lange kein Essen raustragen, das war einfach nicht das Ihre. Aber seit Bella da ist, streitet sie sich mit den anderen Mitarbeitern darum, wer mit Bella das Essen servieren darf“, sagt Monika Tiefenbacher und lacht. Und sogar der Kinomitarbeiter, der die Impfnachweise checkt, bekommt von Bella sein Getränk geliefert.

„Dankeschön! Guten Appetit und auf Wiedersehen.“ Nachdem Bella ihre Bestellung bei der Geburtstags-Gesellschaft abgeliefert hat, macht sie sich mit einem Strahlen auf den Weg zurück in die Küche. Monika Tiefenbacher sieht ihr nach und zuckt schmunzelnd mit den Schultern. „Sie ist zwar nur eine Maschine. Aber sie ist irgendwie einfach nett.“

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