Region Landshut
Sonnenenergie für alle

28.04.2021 | Stand 28.04.2021, 19:37 Uhr

Sie sehen aus wie Sichtschutz und kosten nicht mehr als ein mittleres Handy: Stecker-Solargeräte, wie eine offizielle Bezeichnung (nebst vieler anderer Namen) lautet. Foto: Rainer Teschner

Pro Klima im Kleinen: Können Stecker-Solargeräte auch Städte umweltfreundlich machen? Ein Beitrag über Technik, Vorbehalte und Ansprechpartner in der Region.

Von Veronika Bayer

Region. Als „Guerilla-Technik“ früher verpönt, als „Haushaltsgeräte“ heute verfochten: Sie mixen kein Gemüse, sondern stellen Energie aus Sonne her. „Stecker-Solargeräte“ sind seit wenigen Jahren auch in Deutschland erlaubt. Sie können Fremdbezugsbedarf von externen Energielieferanten reduzieren.

Stecker-PV besteht aus ein oder zwei Modulen, die über einen Wechselrichter maximal 600 Watt Strom per Steckdose in den eigenen Haushalt einspeisen. Ein sonniges Plätzchen genügt, etwa am Balkon, im Schrebergarten, an der Fassade. Die Geräte können auf- und abgebaut, ein- und ausgesteckt, sogar mit umgezogen werden. Damit werden die Solargeräte in dicht besiedelter städtischer Umgebung relevant. Hinter dem Betrieb der kleinen Stromerzeugern steckt oft der Wunsch, auch als Mieter oder WEG-Bewohner einen aktiven Beitrag zur Energiewende zu leisten.

„Grundsätzlich darf der Mieter seinen Balkon nutzen, um dort Strom mittels Solarmodulen zu erzeugen“, so eine Sprecherin des Deutschen Mieterbunds. Den Vermieter zu fragen sei erst erforderlich, wenn an die Fassade montiert werden soll.

Zahlt man für externen Energiebezug rund 30 Cent die Kilowattstunde, erzeugt ein circa 1,5 Quadratmeter großes Panel am Balkon dasselbe zum Preis von 10 Cent, erklärt Rainer Teschner. Er ist bei den Solarfreunden Moosburg und der Agenda 21 engagiert, berät Interessierte ehrenamtlich und ist selbst Besitzer von Stecker-Solar. Teschners Erfahrung nach spare ein Haushalt zwischen 100 und 150 Euro Energiekosten pro Jahr. Etwa 500 Euro koste ein solches Gerät. In die Planungskosten mit ein fließe der Elektrikertermin zum Einbau einer Wielandsteckdose. Mancher Hersteller gebe 25 Jahre Garantie auf PV-Module. Negative Erfahrungen habe Teschner keine gemacht, die Technik sei sicher.

Nachfragen in der Region zeigen aber: Nicht alle Elektriker nehmen Aufträge wahr, bei denen es um Stecker-Solar geht. Aldin Polovina ist Elektriker aus Landshut, der Stecker-Solargeräte installiert. Er sagt, die Einspeisung mit 600 Watt überlaste den Haushalt-Stromkreislauf nicht, der zur Sicherheit auf einiges mehr ausgelegt sei. Auch ein Brandschutzschalter lasse sich auf Wunsch einbauen. Zwischen 100 und 150 Euro koste etwa eine Stunde Arbeit eines Elektrikers, plus Anfahrt.

Auch wenn sie klein sind: Stecker-Solargeräte müssen angemeldet werden, um nicht als „wilde Anlagen“ zu zählen, wie ein Energieversorger ausdrückt. Vor allem die Befürchtung um eine Dunkelziffer an nicht angemeldeten Solargeräten kommt seitens Energieversorger wiederholt zum Ausdruck. Positiver sehen das zum Beispiel die Stadtwerke Freising, die auf Anfrage die Dunkelziffer für sehr gering halten, die Klimaschutz-Aspekte hervorheben und Stecker-Solar seit heuer in Zusammenarbeit mit der Agenda 21 sogar zum Kauf anbieten.

Im Normungs-Dschungel hat es 2019 Neuregelungen gegeben. „Die Anmeldung selbst geht ohne Elektriker“, erklärt Dominik Schwegler, Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke, zu Stecker-Solargeräten bis 600 Watt. Vom Hobby-Basteln sei dennoch abzuraten: Für alle stromführenden Anlagen gelte stets, dass sich nur ein Elektriker daran zu schaffen machen darf. Die Anmeldung verbürge zudem einen ordnungsgemäßen Anschluss. Schwegler führt aus: „Der Betreiber ist für Einhaltung der Vorgaben verantwortlich. In unseren Aufgabenkreis fallen die Fragen: Ist das Gerät angemeldet? Und gibt es eine Rücklaufsperre am Stromzähler?“ Dies ist bei elektrischen Zählern der Fall.

Auch die Stadtwerke Landshut geben zur Thematik Auskunft. Das entsprechende Formular zur Anmeldung ist bei ihnen unter www.stadtwerke-landshut.de/netze abrufbar. Gefördert werden die Balkonmodule dort nicht. Bei den Landshuter Stadtwerken sind derzeit 14 kleine Stecker-Solargeräte im Netzgebiet registriert.

Ein neues kommt vielleicht bald dazu: Willi Forster, den die Landshuter u.a. von seinem preislich ausgezeichneten Engagement für ein klimaneutrales Finanzamt kennen, überlegt sich selbst die Anschaffung. Er hält die Balkonmodule für sehr wichtig. Sie seien „viel zu wenig bekannt in der Bevölkerung und sollten durch Förderkampagnen und Zuschüsse der Kommunen bzw. des Freistaates unterstützt werden“, sagt Forster. Die Geräte würden seiner Einschätzung nach wertvolle Beiträge zu einer klimaneutralen Stadt leisten können. „Die Stadt Landshut könnte das fördern, indem sie sich auf die Ziele des Klimaschutzprogrammes 2030 der Bundesregierung beruft und damit auch den Willen der Bundesregierung umsetzen“, so Forster.

Am Umweltamt der Stadt Landshut steht man den kleinen Solargeräten wohlwollend gegenüber. „Als Leiter des Umweltamts begrüße ich das natürlich, weil hier jeder Bürger einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann“, sagt Thomas Rottenwallner.