Kabarettist in der Warteschleife
Der Corona-Stehtisch bei Marco Vogl hat sich bewährt

03.03.2021 | Stand 19.03.2021, 0:28 Uhr

Er wurde Fan von Vier-Augen-Gesprächen: Kabarettist Marco Vogl am Corona-Stehtisch auf seiner Terrasse. Foto: privat

Harte Corona-Zeiten für viele Branchen! Gerade Kulturschaffenden sind weitgehend die Hände gebunden, und sie warten ungeduldig auf Perspektiven. Kabarettist Marco Vogl hat sich damit abgefunden, „dass so schnell nix gehen wird“.

Von Tobias Grießer

Altdorf. In diesen Tagen ist die Sehnsucht nach Bühnenauftritten vor Publikum besonders groß. „Normalerweise würde ich grad meine Rede fürs Starkbierfest schreiben“, sagt der Altdorfer. Doch das Fest ist natürlich – wie auch im vorigen Jahr – längst abgeblasen worden.



Allerdings, grinst Vogl, „hätte ich auch gar nicht so recht gewusst, was ich hätte erzählen sollen. Vom neuen Bürgermeister weiß ist nur, dass er ein paar Bäume gepflanzt und ein neues Infoblatt herausgebracht hat.“ Wegen Corona passiere aktuell eben wenig. Und erschwerend komme dazu: „Wegen der Pandemie sind meine Informanten regelrecht daheim eingesperrt!“



Online-Auftritte sind für ihn allerdings auch keine Option: „Ich brauche mein Publikum! Gerade das Spontane ist bei den Auftritten toll, und die direkten Reaktionen sind unbezahlbar.“ Das funktioniere virtuell nicht. Marco Vogl: „Mir reichen darüber hinaus meine beruflichen Videokonferenzen.“



Daher klammert sich der Altdorfer an den 10. Juli. Für jenen Samstag ist die Open-Air-Veranstaltung „Vogls verrückte Freunde“ – mit Michi Dietmayr und Eva Karl-Faltermeier – beim Gasthaus Hutzenthaler in Bruckberg geplant. „Auftritte im März oder April sind nicht realistisch. Aber eine Veranstaltung im Sommer und draußen – das sollte schon klappen.“



Schließlich bräuchten nicht nur die Künstler wieder einen Hoffnungsschimmer. Auch die Bevölkerung sehne sich nach etwas anderem als Corona. Vogl: „Die Leute brauchen die Kunst. Viele würden einfach mal gerne etwas Anderes sehen und hören als Fußball. Mir fehlen die Auftritte als Ausgleich.“



Die auftrittlose Corona-Zeit hat der beliebte Starkbier-Redner „bis jetzt relativ gut überstanden“. Da er nur „Hobby-Kabarettist mit einem echten Beruf“ ist, sei er gut weggekommen. Vogl: „Ich habe keine Beihilfen beantragt, auch wenn mir welche zustehen würden. Da sollen andere Anträge schneller durchgehen als meiner.“



Komplett den Kontakt zu den Leuten habe er derweil jedoch nicht verloren. „Der Corona-Stehtisch auf meiner Terrasse hat sich bewährt.“ Er habe sich dort stets mit nur einer Person getroffen. „Da konnte ich mir dann aber richtig viel und intensiv Zeit nehmen.“



Seine Fans kann der Kabarettist trotz der langen Pause _ Vogls letzter Auftritt war im Oktober – beruhigen: „Mir gehen die Witze nicht aus! Meine Gags sind – wie die Impfstoffe – immer frisch und kühl gelagert. Auch wenn ich während Corona die Muse nicht zum Schmusen herausgefordert habe, sind mir mein froher Mut und der hintersinnige Humor nicht verlorengegangen.“ Das wird sich auch bis zum 10. Juli nicht ändern.