Vilsheim
Besondere Sammlung: Wertanlage in glitzernden Pokémon-Karten

25.12.2021 | Stand 25.12.2021, 12:00 Uhr

Sammeln ist Manuel Billers Leidenschaft. Zwei Zimmer in seinem Haus hat er allein seiner Kollektion gewidmet.

Von Corinna Mühlehner

Bei Manuel Biller hängen 3.000 Euro an der Wand. Nicht in Scheinen, sondern in Spielkarten. Viele kleine Monster funkeln aus dem Bilderrahmen herab.



Es ist das Jubiläums-Set zum 25. Geburtstag der Videospiele-Reihe von Pokémon – und Manuel Biller hat jede einzelne Karte. Der Vilsheimer sammelt seit der Grundschule mit Leidenschaft Pokémon-Karten. Was früher von Kindern zum Prahlen auf dem Schulhof gesammelt wurde, bringt heute eine Menge Geld. Denn manche Karten sind mehrere hundert Euro wert. Bei einigen steigt der Preis sogar bis in die Tausende.

„Wenn ein Glurak drauf ist, wird die Karte teuer“, sagt Manuel Biller. Das Monster ist eines der allerersten – mittlerweile umfasst die Welt der Pokémon rund 1.000 verschiedene Kreaturen – und nach wie vor sehr beliebt bei den Fans. Auch Manuel Biller ist einer der ersten Stunde. Als 1999 die ersten Videospiele in Deutschland auf den Markt kamen, entflammte die Liebe für die quirligen Monster. Die Vielfalt ist es, die ihn so fasziniert.

Eine der ersten Karten ist heute um die 10.000 wert

Das Franchise umfasst Videospiele, eine Serie und Filme. Manuel Biller hat es vor allem das Kartenspiel angetan. „Ich hab in der Schule einen fetten Ordner mit Karten gehabt“, erinnert sich der heute 32-Jährige. Der wurde ihm geklaut. „Die Karten wären mittlerweile echt viel wert.“ Das erste Glurak etwa wäre heute je nach Marktpreis um die 10.000 Euro wert – er hatte es drei Mal.

Die Lust am Sammeln hat Manuel Biller trotzdem nicht verloren. Tausende von Euros hat er schon in seine Sammlung gesteckt, egal ob Karten, Figuren oder DVDs. „Es is ne schöne Deko und wenn ich wirklich keinen Bock mehr drauf habe, verkaufe ich das Zeug wieder“, sagt er. Denn der Wert sinke nicht. „Ich habe manche Karten für 30 Euro gekauft, die sind jetzt 300 wert.“

Eine Wertanlage quasi. Aber darum geht es dem Vilsheimer gar nicht. Bald ist Weihnachten und viele Menschen freuen sich auf Geschenke. Für Manuel Biller ist das ganze Jahr über Weihnachten. Denn um an Karten zu kommen, kauft er sich sogenannte „Booster-Packs“. In denen befinden sich zehn zufällige Karten. Der 32-Jährige weiß also nie, was drin ist – und genau darum geht‘s. „Ich will nicht einfach nur einzelne Karten kaufen, da wäre der Reiz weg. Ich will Booster aufreißen“, sagt Biller.

Wer durch Manuel Billers Haus streift, entdeckt immer etwas Neues. Überall finden sich Plüschtiere, Figuren, Karten und DVDs, die meisten von Pokémon, aber auch andere Fanartikel. „Ich bin ein totaler Anime-Fan“, sagt der Luftsicherheitsbeauftragte über seine Leidenschaft für die Zeichentrickserien aus Japan. Je ein Zimmer im ersten Stock und im Keller ist allein dem Sammelfieber gewidmet. Dort füllen Figuren die Regale, auch Manga – japanische Comics – sammelt Biller. „Das ist halt einfach mein Leben: Pokémon, Anime“, fasst er zusammen.

Auch im Esszimmer stapeln sich unzählige Pokémon-Figuren, alle noch verpackt. Geöffnet verlieren Sammlerstücke einiges an Wert. Die als „Funkos“ bekannte Figuren-Marke sammelt vor allem Manuel Billers Verlobte Rebecca Grimm. Beccy teilt die Sammelleidenschaft ihres Freundes. Und auch die Zwillinge Tanja und Mattheo (2) spielen schon mit einem großen Pokémon-Plüschtier.

Ein Ultraschallbild, das wie ein Pokémon aussieht

Manuel Biller krempelt seinen Ärmel hoch. Bunte Tattoos zieren seinen rechten Unterarm – natürlich sind es Pokémon. Eines davon ist sein Lieblings-Monster Mew. Seine Verlobte hat das Gegenstück auf ihrem Unterarm. „Das Glumanda hier“, sagt Manuel Biller und zeigt auf eine rote Echse mit einer flammenden Schwanzsspitze, „hat genau die Form, weil wir ein Ultraschallbild haben, auf dem unserer Sohn genauso aussieht.“

Natürlich kostet die Sammelleidenschaft auch einiges an Geld. Man müsse abwägen. „Ich kann mir auch nicht alles kaufen, was ich gerne haben würde; da wirst arm“, sagt Manuel Biller. Der 32-Jährige holt einen dicken Ordner hervor. Darin ist etwas Wichtiges: seine Lieblingskarten. Er blättert durch die Sammlung, bis er eines gefunden hat, auf dem zwei ähnlich aussehende Pokémon ihre langen Hälse zu einem Herz formen. „Die hat mir Beccy geschenkt, die würde ich nicht für die tausendfache Gewinnspanne hergeben.“ Bei anderen ist Manuel Biller weniger sentimental. „Was ich selbst nicht will oder doppelt habe, verkaufe ich wieder“, erklärt er.

Seit Corona seien die Preise der Karten aber wahnsinnig gestiegen. „Da haben ein paar idiotische Streamer angefangen, alles aufzukaufen“, erklärt Manuel Biller. „Die zahlen das ja nicht selbst, weil ihre Zuschauer spenden. Die haben den kompletten Markt leergekauft.“

Auch unterwegs ist Pikachu an seiner Seite

Hilfreich ist da, dass Manuel Biller in Landshut gut vernetzt ist. „Wir haben eine Community, weil ein Spezl von mir mit Karten handelt“, sagt der 32-Jährige. Da treffe man sich oft, veranstalte Weihnachtsfeiern oder spiele das Kartenspiel in Wirtshäusern. Natürlich wird auch die eigene Ware angeboten. Weit über Landshut hinaus würde Manuel Biller für seine Sammlung ebenfalls fahren. „Aber jetzt nicht für eine Karte für fünf Euro.“

Dann brächte ihn sein Prunkstück ans Ziel, das draußen in der Einfahrt steht: ein 3er BMW E46, dunkleblau lackiert, dessen Flanke das quietschgelbe Pikachu und der Pokémon-Schriftzug zieren. Das Monster mit den verschränkten Armen musste der Folierer per Hand von der Vorlage eines lackierten Messe-Autos abzeichnen. „Er hat sogar bei Nintendo angefragt, ob er den original Farbcode bekommt.“

Rund 1.000 Euro hat der Schriftzug gekostet, dazu kam noch ein Pokémon-Motiv auf der Kühlerhaube. „Das war eine Investition für den alten Kübel“, sagt Manuel Biller. Immerhin war die Erstzulassung 1998 – ein Jahr, bevor die Spiele in Deutschland erschienen sind. Das Geld war es ihm wert. „Wenn ich vorbeifahre, sieht man, wie die Gesichter der Leute aufleuchten.“

Viele sprächen ihn an, wollten Fotos machen. „So lernt man Leute kennen, ich find‘s lustig“, sagt Manuel Biller, der sein Auto auch gerne so parkt, dass es gesehen wird. „Dafür ist er da.“ Und in der Pandemie hat der Vilsheimer noch einen weiteren Vorteil entdeckt: „Die Leute ziehen aktuell eh alle eine Fresse. Wenn du siehst, dass so ein kleines, popliges Ding wie mein Auto die Leute zum Grinsen bringt – allein das ist schon geil.“