„Das geht uns sehr nahe“
Aus von AKW Isar 2 in Ohu: PreussenElektra bereitet Rückbau vor

16.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:32 Uhr |

Essenbach: Guido Knott, Vorsitzender des Energiekonzerns PreussenElektra (l) steht mit Carsten Müller, Leiter des AKW Isar 2, vor dem Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2. −Foto: Armin Weigel/dpa

Im Kernkraftwerk Isar 2 in Ohu bei Essenbach (Landkreis Landshut) sollen laut Betreiber am Montag die ersten vorbereitenden Maßnahmen für den Rückbau beginnen.



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Der Meiler werde wie geplant gegen 23.45 Uhr vom Netz gehen, sagte der Vorsitzende des Energiekonzerns PreussenElektra, Guido Knott, am Samstag am Standort. Etwa eine Viertelstunde später werde der Reaktor abgeschaltet, sagte Werksleiter Carsten Müller. „Wir erfüllen das Atomgesetz mit dem Trennen des Generators vom Netz vor Mitternacht. Damit ist die Ära der Stromerzeugung hier in Isar beendet.“ Der Block Isar 1 ist bereits 2011 abgeschaltet worden und befindet sich seit 2017 im Rückbau.

„Das geht uns sehr nahe“



Nach dem Abschalten wird der Reaktor „kaltfahren“. Müller zufolge wird dabei die Temperatur in der Anlage innerhalb von etwa zwölf Stunden auf Umgebungstemperatur gesenkt. Etwa neun Stunden nach der Abschaltung werde über dem Kühlturm kein Dampf mehr zu sehen sein.

Das letztmalige Abschalten ist für die Mitarbeiter nach Angaben des Vorsitzenden des Konzerns PreussenElektra ein emotionaler Moment. „Heute endet nach 50 Jahren die Stromproduktion aus Kernenergie bei PreussenElektra. Das geht uns allen sehr nahe und das macht auch mich persönlich sehr betroffen“, sagte Guido Knott.

„Ein sehr emotionaler Akt“



Wenn am Abend die Schichtmannschaft die Anlage herunterfährt, will Knott dabei sein. „Das wird schon ein sehr emotionaler Akt sein, die Anlage zum letzten Mal herunterzufahren.“ Das sei bislang lediglich bei Revisionen gemacht worden. „Die Vorstellung, dass sie dann nicht wieder ans Netz kommt, ist schon schwierig“, sagte Knott. Er will anschließend für die Kollegen da sein und ihnen Mut zusprechen.

Aktuell 450 Mitarbeiter am Standort



Der Konzern hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass sämtliche Mitarbeiter feste Arbeitsverträge bis 2029 erhalten haben. Danach soll die Mitarbeiterzahl reduziert werden. Am Standort Essenbach sind zurzeit 450 Menschen beschäftigt.

Angesichts der aktuellen Diskussion um eine eventuelle erneute Laufzeit-Verlängerung signalisierte Knott Gesprächsbereitschaft. „Wenn die Politik zu uns kommt und uns fragt, ob wir einen Weiterbetrieb möglich machen können, werden wir das gerne prüfen.“ Aber: „Dazu braucht es eine politische Mehrheit in Berlin. Die ist derzeit nicht gegeben.“ Brennstoff sei noch da, sagte der AKW-Leiter.

Rückbau ab 2024



Die Anlage Isar 2 werde nun in den Nachbetrieb überführt. „Wir werden uns sehr gezielt auf die Rückbaumaßnahmen im neuen Jahr vorbereiten, denn bevor wir mit der eigentlichen Demontage beginnen können, brauchen wir eine Genehmigung und die erwarten wir in diesem Jahr.“ Die Genehmigung ist bei der Aufsichtsbehörde, dem bayerischen Umweltministerium, beantragt.

Am Samstagabend werden die drei letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet. Neben Isar 2 sind das das AKW Emsland in Niedersachsen und der Block Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg.

− dpa

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