Acht Monate Verspätung
Hurra, die Post vom letzten Jahr ist da!

09.03.2021 | Stand 18.03.2021, 18:11 Uhr

Die Post liefert „Wundertüten“: Andrea G. erhielt am Freitag zehn Briefe vom September letzten Jahres. Foto: Grießer

Briefe mit acht Monaten Verspätung? So ist es jetzt Andrea G. aus Ergolding ergangen, die von Mai bis Oktober ihre Zustellungen nur sehr unregelmäßig erhielt. Stück für Stück trudeln nun Rechnungen und amtliche Schreiben ein. Die Deutsche Post gibt ihren Fehler zu – und sagt sogar: Neben Ergolding waren auch Verteil-Bezirke in Landshut und Altdorf betroffen.

Von Tobias Grießer

Ergolding/Landshut. Andrea G. staunt, als sie am Freitag ein großes Kuvert – Absender ist die Deutsche Post – aus dem Briefkasten zieht. Im Umschlag findet sie zehn Briefe, die eigentlich schon längst bei ihr in Ergolding hätten landen müssen. Rechnungen und amtliche Schreiben, die bereits im September vergangenen Jahres losgeschickt worden waren. Für die Ergoldinger ist dieses Aha-Erlebnis von voriger Woche aber nichts Neues: Erst am 19. Februar wurden ihr drei Briefe zugestellt – abgeschickt am 15., 17. und 18. Juni 2020.



„Von Mai bis Oktober gab es bei uns massive Probleme bei der Zustellung“, sagt Andrea G. Aber woran kann das legen? „Unser Haus liegt etwas versteckt in der zweite Reihe der Straße“, erklärt die Ergoldingerin. „Allerdings haben die Postboten früher und seit Oktober auch immer unseren Briefkasten gefunden“, zuckt sie mit den Schultern. Zumal die Einfahrt breit und nicht zu übersehen ist.



Zunächst hat Andrea G. versucht, über das Servicecenter der Deutschen Post und die „Beschwerde-Hotline“ Informationen über die späte Zustellung zu bekommen. „Da hieß es nur immer, dass die Reklamationen weitergegeben und bearbeitet werden. Passiert ist aber monatelang gar nichts!“

Erst als sie vor einigen Wochen bei der Bundesnetzagentur einen „Hilfeschrei“ loslässt, kommt etwas Bewegung in die Angelegenheit. Immerhin erreichen die drei Juni-Sendungen ziemlich genau acht Monate später ihr Ziel. Andrea G.: „Eine Erklärung der Post gab es allerdings nicht. Ich würde schon gerne wissen, wo diese Briefe so lange waren – und wie viele Briefe mir noch fehlen.“



Schließlich hat die Ergoldingerin durch die monatelange Nicht-Zustellung auch einen finanziellen Schaden erlitten. Bei vielen Rechnungen, die sie gar nicht erhalten hatte, musste sie Mahngebühren bezahlen. Einmal wurde sogar ein Inkasso-Büro eingeschaltet. „Und das, obwohl ich gar nichts dafür kann. Man fühlt sich einfach ohnmächtig!“



Wo die Briefe so lange gelegen waren, kann oder möchte die Deutsche Post auf Wochenblatt-Nachfrage nicht beantworten. Nur soviel: „Ein Postbeschäftigter hat bei der Bearbeitung der Briefe nicht den gewünschten Service und die erforderte Qualität erbracht. Daher konnten die Briefe nicht ordnungsgemäß zugestellt werden. Davon betroffen waren Bezirke in den Bereichen 84030 Ergolding, 84030 Landshut und 84032 Altdorf. Somit konnten die Briefe erst mit erheblicher Verspätung zugestellt werden.“ Man bedauere den Vorfall sehr und habe das Problem behoben. „Es wird in den Bezirken inzwischen wieder vollständig und qualitativ einwandfrei zugestellt. Die fehlenden Briefe werden nachträglich zugestellt.“



Andrea G. ist also im Raum Landshut kein Einzelfall. In den kommenden Wochen werden wohl viele Betroffene verspätete oder überraschende Post erhalten. Auch Andrea G. ist gespannt, wann und von wem sie im letzten Jahr eigentlich hätte einen Brief bekommen sollen.