Insgesamt 70 Menschen gestorben
Frau (51) wegen tödlicher Bootsfahrt von Flüchtlingen in Landshut vor Gericht

15.02.2024 | Stand 15.02.2024, 21:16 Uhr |

Die Angeklagte soll an der Durchführung von mindestens zwei Fahrten beteiligt gewesen sein. − Symbolbild: Khaled Nasraoui/dpa

Eine mutmaßliche Schleuserin steht in Zusammenhang mit mindestens einer tödlichen Bootsfahrt von Flüchtlingen über die Ägäis in Landshut vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft der 51 Jahre alten Frau das Einschleusen von Ausländern mit Todesfolge vor.



Sie soll die Lebensgefährtin des mutmaßlichen Drahtziehers einer Schleuserbande sein. Zum Prozessauftakt am Donnerstag vor dem Landgericht ließ die Frau über ihren Verteidiger die Tatvorwürfe bestreiten und erklärte, sich lediglich deshalb am Strand aufgehalten zu haben, weil sie selbst habe geschleust werden wollen.

70 Menschen gestorben

Das Verfahren ist Teil eines Gesamtkomplexes mit mehreren Tatverdächtigen, in dem es um vier Schleusungsfahrten 2015 und 2016 mit Booten aus der Türkei nach Griechenland geht. Insgesamt wurden laut Anklage 259 Menschen geschleust, von denen 70 starben.

Die Angeklagte soll an der Durchführung von mindestens zwei Fahrten beteiligt gewesen sein. Bei einer kamen den Ermittlungen nach 13 von 29 Bootsinsassen ums Leben, ein Kind gilt seither zudem als vermisst. Die Flüchtlinge sollen je 2500 Euro bezahlt haben.

Richterin spricht von Tragödie

Der Vorsitzende Richter Ralph Reiter sprach von einer Tragödie. Das Gehörte sei „auch für ein Schwurgericht schwer zu ertragen“. Den Ermittlungen nach habe die Frau zahlreiche Beihilfehandlungen getätigt, etwa Autofahrten durchgeführt. 60 bis 70 Zeugen könnten gehört werden. Am nächsten Verhandlungstag sei ein Mann geladen, der drei Kinder verloren habe. Die Angeklagte könnte den Zeugen eine Aussage ersparen.

Das Verfahren findet in Landshut statt, weil die aus dem Iran stammende Frau bei ihrer Auslieferung nach Deutschland über den Flughafen München einreiste und dieser in das Zuständigkeitsgebiet der Justiz in Landshut gehört, wie ein Sprecher erläuterte. Der Prozess soll am 20. Februar fortgesetzt werden.

− dpa

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