Habeck „verwundert“
Betreiber von Akw Isar 2 hält Reservebetrieb für technisch nicht machbar

07.09.2022 | Stand 08.09.2022, 7:25 Uhr

Das Atomkraftwerk Isar 2 im Landkreis Landshut ist eines von zwei AKW, das als Notreserve bis Ende April zur Verfügung stehen soll. −Foto: Armin Weigel/dpa

Der Betreiber des Atomkraftwerks Isar 2 hat das Bundeswirtschaftsministeriums nach „Spiegel“-Informationen davor gewarnt, die Anlage ab dem Jahreswechsel in eine Reserve zu überführen. Habeck warf dem Konzern dagegen vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben.



Der Vorschlag, „zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf hochzufahren, ist technisch nicht machbar“, zitierte das Magazin am Mittwoch aus einem Brief von Preussen-Elektra-Chef Guido Knott an Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen vom Dienstag.

Mehr dazu: AKW als Notreserve: Betreiber geben sich zurückhaltend

Problematisch sei, dass der Meiler komplett heruntergefahren sein werde und die Brennstäbe schon an das Ende ihrer Leistungsfähigkeit kämen, hieß es in dem Bericht. „Dann nämlich ist mit den eingeschränkten Möglichkeiten eines solchen Reaktorkerns ein Wiederanfahren im fortgeschrittenen Streckbetrieb nicht und schon gar nicht kurzfristig innerhalb einer Woche machbar“, schrieb Knott den Angaben zufolge.

„Keine Erfahrungswerte“

Der Preussen-Elektra-Chef habe dabei darauf hingewiesen, dass ein solches Prozedere „nicht praktiziert“ werde. Sein Unternehmen besitze damit „keine Erfahrungswerte“. Knott warne deshalb davor, die Option eines Wiederanfahrens ausgerechnet für diesen Winter zu erwägen, berichtete der „Spiegel“. „Das Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen.“

Habeck „verwundert“ über Brief von AKW-Betreiber

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich verwundert über den Brief des AKW-Betreibers. Habeck sagte dazu am Mittwoch in Berlin: „Ich hab den Brief von Preussenelektra mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen.“

So warf Habeck dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben. Denn ein Hoch- und Herunterfahren der Anlagen sei nicht geplant. Vorgesehen sei vielmehr „einmal zu entscheiden, ob man die Kraftwerke braucht oder nicht“. Das könne im Dezember, Januar oder Februar geschehen. „Das ist offensichtlich an den Technikern von Preussenelektra vorbeigegangen“, sagte der Grünen-Politiker. Zudem verwies Habeck auf einen früheren Brief des Energiekonzerns von August, in dem dieser mitgeteilt habe, dass es auch im Fall eines längeren Streckbetriebs einen kurzfristigen Stillstand brauche. Nach Habecks Darstellung widersprechen sich diese Angaben des Konzerns.

Neuen Gespräche sollen Klarheit schaffen

Nun solle in neuen Gesprächen geklärt werden, was gelte, sagte Habeck. Der Wirtschaftsminister wies zudem darauf hin, dass auch bei einem Streckbetrieb, „also dem offensichtlichen Wunsch von Preussenelektra“, eine Revision nötig gewesen wäre.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte am Montag angekündigt, dass die Kernkraftwerke Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg noch bis Mitte April 2023 bei Engpässen als Notreserve zur Verfügung stehen sollten. Ein Weiterbetrieb über das Jahresende hinaus soll dabei nicht automatisch erfolgen - die Kraftwerke sollen nur wieder Strom erzeugen, wenn tatsächlich eine Mangelsituation bei der Stromversorgung Eintritt.

− afp/dpa