Ende der Atomkraft-Ära in Deutschland
Aus für Isar 2: Bayerns letztes AKW in Essenbach wird abgeschaltet

15.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:35 Uhr

Essenbach: Wasserdampf steigt aus dem Kühltum des Kernkraftwerks Isar 2. Laut Atomgesetz soll die endgültige Abschaltung des Kraftwerkes am 15. April erfolgen. −Foto: Armin Weigel/dpa

Der 15. April besiegelt das Aus für die Atomkraft in Deutschland. Die letzten drei Atomkraftwerke werden abgeschaltet - darunter die Anlage Isar 2 in Essenbach (Landkreis Landshut).



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Nach Angaben des Betreibers PreussenElektra wird ab etwa 23.30 Uhr keine Einspeisung in das Stromnetz mehr erfolgen und etwa eine Viertelstunde später der Reaktor abgeschaltet. Weitere neun Stunden später soll dann über dem Kühlturm der Anlage auch kein Dampf mehr zu sehen sein.

Rückbau Anfang 2024



Der Rückbau von Isar 2 ist PreussenElektra zufolge bei der Aufsichtsbehörde, dem bayerischen Umweltministerium, beantragt. Die Genehmigung dafür wird im Laufe des Jahres erwartet, so dass Anfang 2024 der Rückbau beginnen könnte.

Umweltschutzverbände veranstalten am Samstag ab 12 Uhr in München auf dem Odeonsplatz ein Atomausstiegsfest mit Kundgebungen und Demonstrationszug. Einem BN-Sprecher zufolge werden bis zu 5000 Teilnehmer erwartet.

Atomausstieg wegen Energiekrise verschoben



Eigentlich hatte der Atomausstieg schon Ende 2022 vollzogen werden sollen. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise änderte die Ampel-Koalition nach einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Herbst jedoch das Atomgesetz, um die drei Meiler Isar 2, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Emsland in Niedersachsen über den Winter bis Mitte April weiterlaufen zu lassen.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sagte am Freitagabend im Interview der ARD-„Tagesthemen“, er glaube an eine Neuauflage der Kernenergie. „Wir spüren diese große Energiekrise, wir brauchen jedes Fitzelchen Energie“, sagte der CSU-Politiker. Die ARD sendete die „Tagesthemen“ live vom Gelände des Kernkraftwerks Isar 2. In der 45-minütigen Sonderausgabe berichtete Moderator Ingo Zamperoni von seinem exklusiven Besuch in der Anlage.

Atommüll: Eigentliche Arbeit fängt erst an



Erleichtert blickt dagegen Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) auf das anstehende Ende der Kernenergie. „Der Atomausstieg macht Deutschland sicherer“, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. „Die Risiken der Atomkraft sind im Falle eines Unfalles letztlich unbeherrschbar.“

Mit der Abschaltung der drei Meiler fängt die eigentliche Arbeit am Atomausstieg erst an. „Wir haben etwa drei Generationen lang Atomkraft genutzt in unserem Land und dabei Abfälle produziert, die noch für 30.000 Generationen gefährlich bleiben. Diese Verantwortung übergeben wir an unsere Enkel, Urenkel und noch viele weitere Generationen“, sagte Lemke mit Blick auf die anstehenden Aufgaben. Insgesamt müssen noch mehr als 30 Meiler in Deutschland zurückgebaut werden.

− dpa