Landshut
Abschaltung von AKW Isar 2: Ein historischer Tag für Deutschland

14.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:37 Uhr

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2. Laut Atomgesetz soll die endgültige Abschaltung des Kraftwerkes am 15. April erfolgen. −Foto: dpa

Der 15. April wird als ein historischer Tag in die deutsche Geschichte eingehen, denn an diesem Tag beginnt der Atomausstieg. Auch Bayern nimmt mit dem Meiler Isar 2 Abschied von seinem Atomkraftwerk. Es ist gegen 23.45 Uhr so weit.



Es ist der letzte Betriebstag für das Atomkraftwerk Isar 2 in Essenbach bei Landshut. Die Anlage wird PreussenElektra zufolge kurz vor Mitternacht ausgeschaltet. Seit der Inbetriebnahme vor 35 Jahren hat das Kraftwerk, so PreussenElektra, 404 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Es gab keine Zwischenfälle.

Seit 2017 befindet sich der Block Isar 1 im Abbau, der schon 2011 abgeschaltet wurde. Die Genehmigung für den Rückbau von Isar 2 ist bereits beim bayerischen Umweltministerium eingereicht worden. Mit der Erteilung der Genehmigung rechnet der Betreiber im Laufe des Jahres, so dass Anfang 2024 dann auch der Rückbau von Isar 2 beginnen könnte. PreussenElektra hat für den Rückbau von Isar 1 und 2 Kosten von insgesamt etwa 2,2 Milliarden Euro veranschlagt.

Kein Dampf mehr über dem Kühlturm



Laut PreussenElektra, dem Betreiber der Anlage, wird ab etwa 23.30 Uhr keine Energie mehr ins Stromnetz eingespeist und ungefähr 15 Minuten später der Reaktor heruntergefahren. Weitere neun Stunden danach soll über dem Kühlturm nicht mehr Dampf zu sehen sein. Bis die gesamte Anlage vollständig verschwunden ist, können bis zu 15 Jahre vergehen.

Söder spricht von einer Fehlentscheidung



Zu dem Zeitpunkt bezeichnete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Atomausstieg als Fehlentscheidung. Er forderte am Donnerstag bei einem Besuch in Isar 2 während eines Besuchs die Verlängerung der Laufzeiten für die letzten drei Atomkraftwerke – neben Isar 2 noch Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg – sowie die Reaktivierung weiterer Kraftwerke.

Söder erhält Unterstützung von seinem Koalitionspartner, den Freien Wählern. Auch Umweltminister Thorsten Glauber äußerte kürzlich Kritik an der Abschaltung der Atomkraftwerke, insbesondere im Hinblick auf die Energieknappheit und den bevorstehenden Winter.

Im Gegensatz dazu betrachtet Ludwig Hartmann, Vorsitzender der Landtags-Grünen, Bayern als gut vorbereitet „für ein Morgen ohne Atomstrom“. Die Energieversorgung der kommenden Zeit wird auf erneuerbaren Quellen basieren.

Applaus für das Ende der Atomkraft in Deutschland



Auch Umweltorganisationen in Bayern applaudieren dem Ende der Atomkraft in Deutschland. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien werde das Land „sauberen, unendlich verfügbaren und dazu billigen Strom produzieren, völlig unabhängig von autokratischen Regimen wie Russland oder Kasachstan“, so Richard Mergner, Präsident des Bund Naturschutzes.

Der Betreiber der Anlage und die Mitarbeiter empfinden es als schwierig, das Kraftwerk abzuschalten, wie kürzlich PreussenElektra-Vorsitzender Guido Knott erklärte. Allerdings sei der rasche Ausstieg aus der Kernenergie eine politische Entscheidung gewesen, die man akzeptieren müsse. „Das tun wir.“

Ursprünglich war vorgesehen, dass der Atomausstieg bis Ende 2022 abgeschlossen sein sollte. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise änderte die Ampel-Koalition im Herbst jedoch das Atomgesetz, um die drei AKW über den Winter bis Mitte April weiterlaufen zu lassen.

− dpa, kix, kse