Mädchen (13) krankenhausreif geprügelt
Mutter und Polizei suchen den Schutzengel von der Gablonzerstraße

26.04.2021 | Stand 26.04.2021, 11:23 Uhr

In der Gablonzerstraße in Dingolfing wurde die 13-Jährige angegriffen und krankenhausreif geschlagen. Dass es nicht noch schlimmer kam, hat das Mädchen einem bislang unbekannten Autofahrer zu verdanken. Foto: Casdorf

Bei einer brutalen Attacke ist am Donnerstag in Dingolfing ein junges Mädchen (13) erheblich verletzt worden. Nur weil ein unbekannter Mann dazwischenging, konnte Schlimmeres verhindert werden. Jetzt suchen die Polizei und die Mutter des Opfers nach dem mutigen Schutzengel.

Von Dominic Casdorf

Dingolfing. Es ist eine Gewalttat, die fassungslos macht: In der letzten Woche ist in Dingolfing eine Schülerin auf offener Straße angegriffen und erheblich verletzt worden. Dass es für die 13-Jährige nicht noch schlimmer kam, dafür hat ein bislang unbekannter Autofahrer gesorgt. Er bemerkte die brutale Auseinandersetzung – und ging beherzt dazwischen. Nicht nur die Polizei sucht jetzt diesen Mann als wichtigen Zeugen. Auch die Mutter des Opfers will den Schutzengel unbedingt finden. Sie wendet sich direkt an den Retter: „Bitte melden Sie sich. Ich möchte mich bedanken!“

Am Donnerstagnachmittag (22. April) ist Schülerin Melanie (Name geändert) mit einer Freundin in der Gablonzerstraße unterwegs. Als sie sich gegen 18 Uhr trennen, nimmt das Unheil seinen Lauf. Plötzlich wird die 13-Jährige von zwei Mädchen gestellt und zunächst beschimpft. Dann prügelt eine der beiden auf Melanie ein. Gegen die Wucht des Angriffs hat sie keine Chance. Faustschläge treffen sie im Gesicht. Als sie zu Boden geht, setzt es Fußtritte in den Bauch. Angst, Schmerz, Hilflosigkeit – es sind qualvolle Augenblicke.

Ein Autofahrer wird an jenem Nachmittag zu Melanies Retter. Er stoppt am Ort des Geschehens, springt aus dem Fahrzeug. Er schafft es, dass die Angreiferin von ihrem Opfer ablässt und mit ihrer Begleiterin das Weite sucht. Melanie, schwer gezeichnet von den Schlägen, kann sich aufrappeln. Sie schleppt sich zu ihren Großeltern, die nicht weit entfernt wohnen. Von dort alarmiert sie ihre Mutter. Den Anblick ihrer Tochter wird die 39-Jährige nie vergessen: „Ihr Gesicht war blutüberströmt. Ich war geschockt.“

Sofort fahren sie ins Krankenhaus. Die Blessuren des Mädchens, sie sind gravierend: Prellungen an Nase und Jochbein, eine Platzwunde an der Oberlippe, Schürfwunden im Gesicht. Eine zahnärztliche Untersuchung muss Anfang der Woche klären, ob Zähne durch die Schläge in Mitleidenschaft gezogen wurden. Auch die Brille der Teenagerin ist zu Bruch gegangen.

Ihre Peinigerin ist keine völlig Unbekannte. „Ich kenne sie vom Sehen“, bestätigt Melanie. Sie besuchen dieselbe Dingolfinger Schule, wo seit Monaten wegen Corona nur Distanzunterricht möglich ist. Offenbar war die Schlägerin früher mit Melanies Schwester (14) befreundet. Irgendwann kam es zum Streit, der sich zur erbitterten Feindschaft auswuchs. Sollten am Donnerstag alte Rechnungen beglichen werden? Auf Melanies Kosten?

Nicht nur die Schule ist inzwischen über den schockierenden Vorfall informiert. Melanies Mutter hat zudem Anzeige erstattet, die Ermittlungen laufen. „Gesucht wird der Zeuge, der mit dem Auto stehenblieb und die beiden Mädchen trennte. Dieser und mögliche weitere Zeugen mögen sich bitte bei der Polizei Dingolfing unter 08731/3144-0 melden“, so ein Polizeisprecher.

Für Melanies Mutter ist der unbekannte Autofahrer, der an jenem Nachmittag nicht wegsah, sondern couragiert dazwischenging, ein wahrer Held. „Es ist toll, dass er stehengeblieben ist und geholfen hat“, sagt sie. Am liebsten würden die 39-Jährige und ihre Tochter dem Schutzengel persönlich danken. Er soll mittleren Alters, etwa zwischen 40 und 50 Jahre alt sein. Weitere Einzelheiten sind bislang nicht bekannt.

Für Melanie ist seit den dramatischen Ereignissen am letzten Donnerstag nichts mehr wie früher. Sie hat nicht nur äußerliche Verletzungen davongetragen. Auch ihre Seele hat gelitten. „Ich gehe nicht mehr alleine raus“, sagt die 13-Jährige leise. Zu groß ist die Angst, dass sich der brutale Überfall wiederholen könnte.