Landgericht Regensburg
'Sie hatte Angst um ihre Familie' – Elfjährige schweigt jahrelang über sexuellen Missbrauch

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:49 Uhr
Verena Bengler

Seit dem heutigen Mittwoch, 30. November, muss sich ein 26-jähriger Somalier vor dem Landgericht Regensburg wegen zwei Fällen des schweren sexuellen Missbrauchs und sogar Vergewaltigung von Kindern verantworten.

REGENSBURG Die Staatsanwaltschaft legt dem Mann zur Last, in einer Wohnung in Straubing die damals elfjährige Tochter seiner Freundin in das Schlafzimmer gezogen, die Tür zugesperrt und das Kind ausgezogen zu haben. Dann soll er sie zum Oralverkehr und weiteren sexuellen Handlungen gezwungen haben. Mehrfach soll der 26-Jährige dem Mädchen auch einen Finger in das Rektum eingeführt haben. Zudem soll der Angeklagte dem Kind kinderpornografische Filme gezeigt haben, die auf seinem Handy gespeichert gewesen sein sollen. Einmal soll er das Mädchen sogar dabei gefilmt haben, wie er es an seinen Genitalien streichelte.

Am ersten Verhandlungstag ließ der Angeklagte, durch seinen Anwalt verlauten, dass er sich derzeit nicht zu den ihm vorgeworfenen Straftaten äußern wird.

"Er hat mich angefasst"

Als erste Zeugin wurde die sachbearbeitende Kriminalpolizeibeamte vor Gericht befragt. Sie schilderte, dass das damals elfjährige Mädchen einer Lehrerin ihrer Schule mit den Worten "Er hat mich angefasst und schlimmeres" von den sexuellen Übergriffen erzählte; sie sprach dabei von dem 26-jährigen Freund ihrer Mutter.

Daraufhin wurde die Polizei verständigt und das Mädchen kurzzeitig aus der Familie genommen. Die Kripobeamte befragte die heute 15-Jährige zu den Vorfällen. "Sie fing bei der Vernehmung an zu weinen. Sie war beschämt und es fiel ihr schwer, darüber zu reden", so die Zeugin. Und weil es ihr so schwer fiel, darüber zu sprechen, sollte sie alles aufschreiben. "Sie schrieb auf, dass sie seinen Penis in den Mund nehmen musste", erzählte die Kripobeamte.

"Sie hatte Angst im ihre Familie"

Das Mädchen hatte jahrelang über die sexuellen Übergriffe geschwiegen. Der Angeklagte soll ihr gedroht haben, dass er ihrer Mutter ansonsten etwas antue. "Sie hat das so lange für sich behalten, weil sie Angst um ihre Familie hatte", bestätigte die Zeugin.

Außerdem vernahm sie eine der Schwestern und die Mutter der Geschädigten. "Die Mutter war aufgelöst und ablehnend. Sie wollte es nicht so recht glauben", schilderte die Zeugin. Trotzdem stimmten Mutter und Schwester allen polizeilichen Maßnahmen zu. Die Polizei beschlagnahmte unter anderem das Tablet des Angeklagten, das auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt war. Darauf wurden Videos gefunden, auf denen die Mutter ganz klar ihre Tochter identifizieren konnte. An dem Kind wurden sexuelle Handlungen vorgenommen.

Das Gericht hat für den Prozess fünf Sitzungstage anberaumt. Das Urteil fällt voraussichtlich am Montag, 12. Dezember.

Hier geht es zum Vorbericht.

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