Tapetenwechsel extrem:
Vier Girls aus Passau machen Schule in Peru

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:43 Uhr
−Foto: n/a

Nach dem Abi für ein soziales Jahr im Andenstaat.

PASSAU / LIMA Nach dem Abitur wollten Elke Sommer aus Fürstenstein, die Rottalerin Luisa Dellerer sowie Lena Weinzierl und Lucie Schöner aus Passau erst einmal die Welt kennenlernen und sich sozial engagieren. Die Organisation Weltwärts und die Diözese Passau ermöglichte es ihnen, ein Jahr lang in Arequipa, der zweitgrößten Stadt Perus, zu leben.

„Hier arbeiten wir im Rahmen unseres Freiwilligen Sozialen Jahres bei dem vom Jesuitenpater Carlos Pozzo gegründeten Projekt Circa Mas mit. Die Organisation kümmert sich vor allem um Kinder aus den ärmeren Randbezirken der Stadt und hat dort schon 35 Schulen und 8 Waisenhäuser errichtet“, berichtet die Fürstensteinerin Elke Sommer aus Peru.

„Mittlerweile sind wir schon drei Monate in Südamerika und gut im Alltag angekommen. Jeweils drei Tage die Woche unterrichtet jede von uns Englisch in bis zu 14 unterschiedlichen Klassen der Primaria, also erste bis sechste Klasse“, erzählt Luisa Dellerer.

So weit weg von Zuhause mussten sich die Freundinnen auf einige Umstellungen einlassen. Ihr ruhiges kleines Heimatdorf Fürstenstein hat Elke Sommer gegen einen chaotischen und lauten Straßenverkehr für die ehrenamtliche Arbeit eingetauscht. Auch das „Grias’ di“ hat dem „Hola“ weichen müssen. Peruanisches Essen – daran musste sich die ehrenamtliche Gruppe auch erst einmal gewöhnen.

„Mit Englisch das Tor zur Welt öffnen“ hatten sich die sozialengagierten Mädels für ihre Arbeit als Lehrkräfte als Ziel gesetzt. Doch als Lehrerinnen zu arbeiten, stellte die größte Herausforderung für die Niederbayerinnen dar. Anstatt hinter der Bank zu sitzen, lehren sie nun sechs Stunden am Tag eine Sprache.

Die große Euphorie von „nie wieder Schule“, so kurz nach dem Abi, hat der Rollenwechsel in Peru schnell verfliegen lassen. Zudem stellte sich die Erwartung, dass die Kinder brav und fleißig dem Unterricht folgen werden, als eine Illusion heraus.

„Mit Englisch das Tor zur Welt öffnen“

Dass man es als Lehrer nicht immer leicht hat, beschreiben die Mädels auch in ihrem Blog, den sie gemeinsam führen: „Namen merken, für Ruhe sorgen, Tafelbilder gestalten, den Stoff interessant rüberzubringen, ist bei dem peruanischen Temperament der Schüler eine große Herausforderung.“

Sehr viel Geduld und Nerven gehören daher zu ihrem ehrenamtlichen Job dazu. „Da in manchen von den Klassen weit über 30 Schüler sind und uns gegenüber eher wenig Respekt herrscht, ist das Unterrichten zum Teil wirklich anstrengend. Wir haben jedoch das Gefühl, dass es von Woche zu Woche besser wird“, schildert Luisa. Der Lohn ist, wenn die Kinder aus dem Unterricht etwas für ihre Zukunft mitnehmen.

„Ein guter Ausgleich zu der Arbeit in der Schule“ war für die vier Freiwilligen die Zeit in den Kinderheimen. „Von Montag bis Samstag verbringen wir außerdem unsere Nachmittage damit, in den Kinderheimen bei den Hausaufgaben zu helfen und mit den Kleineren zu spielen. Diese Aufgabe liegt uns am meisten am Herzen, denn es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder immer wieder freuen, wenn wir zu ihnen kommen“, lächelt Lena Weinzierl. Auch hier ist zwar die Aufsichtspflicht natürlich kein Leichtes, aber ein „Kinderlächeln“ lässt einen nun mal dahinschmelzen, wie sie Tag für Tag auf’s Neue erleben.

„Die Hausaufgabenbetreuung gestaltet sich jedoch mitunter etwas schwierig, da grundlegende Dinge, wie Stifte und Scheren, fehlen und in den Räumen oft nicht die nötige Ruhe herrscht. Deswegen planen wir gerade für das Kinderheim der älteren Mädchen einen Aufenthaltsraum zu schaffen, in dem sie sich nach Erledigen der Hausaufgaben zurückziehen und wir so mit den Jüngeren besser arbeiten können“, berichtet Lucie Schöner.

Wenn Sie mehr über das Leben der vier Niederbayerinnen in Peru erfahren wollen, können Sie ihren Blog besuchen unter der Adresse: www.fsjperublog.wordpress.com.

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