Intrige
Fall Al-Khatib spült Leichen der Uni Regensburg aus dem Keller hoch

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:28 Uhr
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Weil die Personalie Mahmoud Al-Khatib Kreise zieht, werden an der Uni Regensburg offenbar Rechnungen mit dem Kanzler aufgemacht. Der verschanzt sich. Ein Fall indes hat, ganz unabhängig von Al-Khatib, das Potential eines echten Skandals.

REGENSBURG Die Uni Regensburg ist ein Haifischbecken, soviel ist klar. Anonyme Briefe zirkulierten ja bereits gegen den abgewählten Rektor Thomas Strothotte. Den soll ein Mann maßgeblich mit abgesägt haben, der auch nun im Fokus des öffentlichen Interesses steht: Kanzler Christian Blomeyer, ein Beamter, der als graue Eminenz an der Uni die Fäden zieht.

Eben jener Blomeyer hat am vergangenen Montag, 29. Juli, den Personalchef der Uni, Mahmoud Al-Khatib, in sein Büro gebeten, um ihm folgendes mitzuteilen: Er wird nicht mehr länger Personalchef der Uni sein. Al-Khatib soll, das sagen Vertraute, aus allen Wolken gefallen sein. Denn ihm stand eigentlich eine Beförderung bevor, auch eine Prämie soll im August fällig werden. Die Stellungnahme beider, Blomeyers und Al-Khatibs, sind austauschbar: „Zu Interna äußern wir uns nicht“, sagen beide.

Kein Wunder, der Fall hat politische Brisanz: Al-Khatib, selbst als Kind als Asylbewerber nach Deutschland eingewandert und heute Jurist mit zweifachem Prädikatsexamen, wollte eigentlich im Wahlkreis von Horst Seehofer für den Landtag kandidieren. Als Berater in Asylfragen nahm er einen wichtigen Platz im Wahlkampfteam von Christian Ude für die Bayern-SPD ein. Doch die Erkrankung seiner Frau veranlasste ihn schließlich, seine Kandidatur zurückzuziehen.

Dass seine Versetzung und Abberufung erst jetzt kam, könnte damit zu tun haben, dass Kandidaten für Parlamente einen Schutz am Arbeitsplatz genießen. Weil Al-Khatib zurückzog, ist dieser Schutz offenbar obsolet geworden.

Doch durch den Fall Al-Khatib scheint die Unruhe an der Uni so groß zu sein, dass plötzlich auch ganz andere Kellerleichen ans Tageslicht gefördert werden.

Eine davon heißt Professor Dr. Wolfgang Schäfers. Der Mann hat eine beeindruckende Karriere hingelegt: Eine zeitlang arbeitete er für Sal. Oppenheim als Manager, im Dezember 2009 wurde er als Sprecher des Vorstands der IVG Immobilien AG eingesetzt. Das ist die größte, in Deutschland an der Börse gehandelte Immobiliengesellschaft.

Dumm nur, dass Schäfers seit 2004 C4-Professor an der Uni Regensburg am Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft ist. Nun ist es nicht weiter ungewöhnlich, dass Professoren gleichzeitig in der Wirtschaft arbeiten, zumal Schäfers Engagement bei der IVG natürlich auch ein Aushängeschild für die Uni ist. Doch wenn dann mal was schief geht? Nun, dann passiert – erst mal gar nichts.

Nach Informationen dieser Zeitung lief die Beurlaubung Schäfers von der Uni am 1. Januar 2013 ab. Auf Anfrage des Wochenblattes ließ der Kanzler folgende Stellungnahme abgeben: "Diese Angelegenheit hat nichts mit der Personalie Al-Khatib zu tun". Doch was genau dann? Aus dem politischen Raum, auch aus CSU-Kreisen, heißt es zwischenzeitlich, das Innenministerium habe einen Wink gegeben. Ministeriums-Sprecher Rainer Hutka dementierte dies allerdings: „Wir haben mit dieser Versetzung nichts zu tun, auch nicht auf politischer Schiene." Soll heißen: Auch der Innenminister Joachim Herrmann war's nicht.

Doch all das ist Uni-Gossip. Denn weder Al-Khatib, noch Blomeyer wollen das bestätigen, betrachten den Fall als Randerscheinung. Äußern wollen sie sich, wie gehabt, nicht.

Fakt ist, dass die IVG Immobilien ein richtig großes Problem hat. Am 13. September 2013 findet die Hauptversammlung statt, angeblich soll die Doppelbeschäftigung Schäfers an der Uni Regensburg und im Aufsichtsrat des Immobilien-Riesen thematisiert werden.

Als wir bei Prof. Schäfers bzw. der IVG anfragen, sitzt der gerade in der Aufsichtsratssitzung. Wie lange die dauert, ist noch offen. Kein Wunder, denn die Hütte brennt: Bis zum 30. Juli sollten die Gläubiger entscheiden, ob sie einem Sanierungsplan zustimmen, den Schäfers mitentwickelt haben dürfte. Die IVG ist hoch verschuldet – keine gute Werbung mehr für die Uni Regensburg.

So wie der Fall Al-Khatib keine gute Werbung für die Uni Regensburg ist. Indes: Zumindest scheint er ein paar Leichen aus dem Keller hochzuschwemmen. Wer weiß, was noch alles auftaucht. 

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