Landgericht Regensburg
'Vergessen kann man so etwas nie' – Baumer-Verlobter missbrauchte jungen Domspatzen

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:26 Uhr
Verena Bengler
−Foto: Foto: ce

Pikante Details im Fall von sexuellen Missbräuchen des Baumer-Verlobten: Ein Domspatz sagte im Zeugenstand, er habe nichts von diesen Übergriffen mitbekommen. Christian F. indes räumte die Taten zwischenzeitlich größtenteils ein.

REGENSBURG F. wird vorgeworfen, als zunächst 21-Jähriger einen damals 13-jährigen Jungen bei mehreren Gelegenheiten sexuell missbraucht zu haben während dieser schlief. Pikant: Selbst in der gemeinsamen Wohnung, die F. mit seiner Verlobten Maria Baumer bewohnte, soll es im November 2010 zu einem sexuellen Übergriff gekommen sein. Kennengelernt hatten sie sich bei den Regensburger Domspatzen. 

Außerdem soll er als Krankenpfleger im BKH eine labile Patientin kennengelernt haben. Im April 2014 soll er das Beruhigungsmittel Tavor in den Tee der jungen Frau gemischt und sie so sexuell gefügig gemacht haben. 535 Mal soll er per SMS, WhatsApp und Facebook Kontakt mit der Frau aufgenommen haben, sie antwortete lediglich 33 Mal.

Am Dienstag, 22. November, – dem zweiten Verhandlungstag – kam es zu einer Verständigung. Im Rahmen dieses Deals räumte der Angeklagte F. die ihm vorgeworfenen Taten weitestgehend ein. Lediglich, dass er die Patientin des BKH sexuell gefügig machen wollte, bestritt er. Durch seinen Verteidiger Haizmann ließ er verlauten: „Er hat ihr Tavor in die Tasse getan . Mehr war nicht. F. war der Meinung, dass es ihr mit der Vergabe von Tavor psychisch besser geht und wollte ihre Psyche aufhellen.“ Die Frau leidet an Depressionen, da sie schon einmal Opfer sexuellen Missbrauchs war. Diese Erklärung sorgte bei den Zuschauern für Gelächter. Der Ausruf „Das ist ja ein Witz!“ ließ sich vernehmen.

"Ich hatte Angst, mich in Regensburg zu bewegen"

Im weiteren Verlauf der Verhandlung traten die Geschädigten in den Zeugenstand. Die 23-jährige Patientin machte mit ihrer Aussage den Anfang. Sie schilderte, dass sie F. während ihrer Zeit im BKH kennenlernte. Als sie entlassen wurde, ging es ihr nach eigener Aussage endlich wieder gut. Sie war bereit, wieder in das normale Leben einzusteigen. Nach dem Übergriff von F. kamen die Symptome wie Depressionen und Schlaflosigkeit zurück. „Ich hatte Angst, mich in Regensburg zu bewegen“, gab die 23-Jährige an. Sie verließ Regensburg.

Auch der Schüler der Regensburger Domspatzen äußerte sich zu seinem Zustand: „"Vergessen kann man so einen Vorfall nie. Ich fühle mich in Regensburg nicht mehr wohl.“ Als er von den sexuellen Übergriffen auf seine Person erfahren hatte, war das ein großer Einschnitt in sein Leben. Immer und immer wieder musste er sich damit auseinandersetzen und sämtliche Fotos und Videos sichten. Auch heute noch macht er sich Sorgen, dass Bilder oder Videos in den sozialen Medien auftauchen könnten.

Die Verhandlung geht weiter am Freitag, 9. Dezember. Wir werden berichten. Alle früheren Artikel findet man hier: Link.

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