Skelette
Sensationsfund am Dörnberg: Liegen hier Bayerns Wurzeln?

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:26 Uhr
−Foto: n/a

1.000 Skelette wohl aus aller Herren Länder fand man bei Grabungen am Dörnberg-Areal. Jetzt bekommt die Stadt die Funde, die angeblich sensationell sind: Sie beleuchten die Zeit des 5. Jahrhunderts.

REGENSBURG Brigitte Haas-Gebhards Buch „Die Baiuvaren“, über das wir im Wochenblatt kürzlich berichteten, hat es schon deutlich auf den Punkt gebracht: Die Wurzeln der Bayern sind multikulti. Die Bayern scheinen aus einer Vielzahl von Völkern entstanden zu sein, von denen sich Vertreter in der Zeit der Völkerwanderung zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert zusammen fanden. Die erste schriftliche Erwähnung der „Baiuvaren“ stammt aus der Zeit Mitte des sechsten Jahrhunderts nach Christus, so berichteten wir es kürzlich aufgrund Haas-Gebhards Buch. Doch ein Volk entsteht nun mal nicht aus dem Nichts. Wirft man also einen Blick auf die Zeit vor dieser ersten Erwähnung, stellt man fest, dass in unseren Gefilden so manch anderes Volk sein Unwesen trieb. In Rom wurden Platz und Ressourcen knapp und so flohen die Römer gen Norden und errichteten etwa ab dem ersten Jahrhundert vor Christus Lager, Mauern und allerlei andere Bauwerke. Und offenbar ist es nun gelungen, in Regensburg einen Sensationsfund zu tätigen, der nicht im Einzelnen sensationell ist, sondern in seiner Gesamtheit – zumindest wird das derzeit in Archäologenkreisen und in der Politik kolportiert.

Skelette werden jetzt in den USA untersucht

Grund dafür sind die Ausgrabungen im sogenannten Dörnberg-Areal, das direkt an das Justizgebäude und die JVA anschließt. Hier entsteht derzeit ein Baugebiet, doch bevor gebaut werden darf, haben sich die Archäologen umgesehen. Was hier zum Vorschein kam, elektrisiert die Forscher seither – denn die Entdeckungen schließen eine Lücke der Geschichtsschreibung. Bislang war unklar, was nach dem Untergang des Römerreiches ab dem 4. Jahrhundert bis zum 6. Jahrhundert, der ersten Erwähnung der Bajuwaren, geschah – das riesige Gräberfeld, das bislang bereits etwa 1.000 Skelette offenlegte, könnte ein entscheidender Mosaikstein sein: Denn offenbar schlussfolgern die Forscher, dass Westgoten und Thüringer ebenso dort begraben wurden wie Römer – ein kunterbunter Haufen also, aus dem die Bajuwaren entstanden sind.

Ein besonders interessantes Grab entdeckte man bei einem unbewaffneten Mann, dessen Gebeine mit Goldfäden umgeben waren – wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Priester. Auch das ist spannend – welche Religion hatten die Vorfahren der Bajuwaren? Das Bistum Regensburg wurde erst 739 gegründet. Offenbar sind die Forscher so elektrisiert von dem Fund, dass die Skelette nun an der Universität von Wisconsin in den USA untersucht werden. Man wird sehen, welche Sensationen die Toten ins Grab nahmen ...

Am heutigen Mittwoch, 23. November, lädt die Stadt zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege zur Vorstellung der Funde ein. Wir berichten.

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