Hans Weinzierl schlägt Alarm und befürchtet Millionen-Ausgaben
"Unser Wasser wird immer schlechter"

07.07.2017 | Stand 12.10.2023, 10:39 Uhr
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Hans Weinzierl kommt sich immer vor wie Don Quijote. Der Vorsitzende des Wasserzweckverbands Rottenburger Gruppe mahnt immer wieder die schlechte Qualität des Grundwassers an, fühlt sich aber allein gelassen. „Mich regt es fürchterlich auf, wie sich die Behörden verhalten“, so Weinzierl zum Wochenblatt. Dabei sei ein eindeutiger Trend in den vergangenen Jahren unübersehbar: „Die Werte unseres Wassers werden immer schlechter. Das ist eine lineare Entwicklung und das Ende ist noch nicht erreicht.“

HOHENTHANN/ROTTENBURG Es sei unstrittig, dass die Einträge der Schadstoffe immer höher würden. Den Brunnen in Hohenthann dürfe man zum Beispiel nur dank einer Ausnahmegenehmigung betreiben. Aber auch an anderen Brunnen seien die Grenzwerte schon sehr, sehr bald erreicht.

Wie zum Beispiel in Pattendorf: „Schon in zwei, drei Jahren geht es dort ohne Aufbereitung nicht mehr. Wenn wir so weitermachen, bereiten wir irgendwann alles auf.“ In Pattendorf müsse man wohl schon bald zehn Millionen Euro für die Aufbereitung investieren, um die Trinkwasserversorgung gewährleisten zu können. Auch die Trinkwasseranalyse für das laufende Jahr förderte keinen Grund zum Jubeln zutage. Im Gegenteil: „In einzelnen Brunnen müssen Nachbeprobungen durchgeführt werden, weil die Werte über den Grenzwerten liegen“, runzelt der Vorsitzende des Wasserzweckverbands die Stirn.

Weinzierl schüttelt den Kopf: „Es ist doch paradox. Für sehr viel Geld ziehen wir am Ende genau die Chemie aus dem Wasser heraus, die vorher über die Felder durch Dünge- und Spritzmittel reinkommt. In nur 50 Jahren versauen wir das, was vorher viele Millionen Jahre funktioniert hat. Wir können jetzt nur noch Schadensbegrenzung betreiben!“ Man hätte bereits viel früher reagieren müssen, allerdings sei es in seinen Augen nach wie vor nicht zu spät, gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.

Einen kleinen Lichtblick hat der Wasserzweckverband allerdings jetzt: Vor kurzem konnte man die Hofstelle Burghart – zwischen Schmatzhausen und Pfeffenhausen – erwerben und „erste Probebohrungen sehen dort sehr gut aus. Es scheint, als könnten wir dort gutes Wasser bekommen. Das wäre wie ein Sechser im Lotto.“ Das dortige Grundwasser könnte mit dem Wasser aus dem Hohenthanner Brunnen vermischt werden, „um vernünftiges Wasser zu erhalten“, so Hans Weinzierl weiter.

Die alarmierenden Erkenntnisse der Rottenburger Gruppe bestätigten auch die Befürchtungen der Oberglaimer Gruppe „Verbraucheraufschrei.de“, die seit einigen Monaten aus Sorge ums Trinkwasser aktiv ist. Sprecher Max Reisinger: „Vergleicht man die Werte von 2005 bis 2012, erkennt man eine fortgesetzte Verschlechterung der Werte – Tendenz steigend.“ Der Nitratgehalt sei in nur sieben Jahren um 31 Prozent gestiegen. „Nitrat wird im Körper zum giftigen Nitrit umgebaut, was vor allem für Babys und Kleinkinder ab einem Grenzwert von 10 mg/l gefährlich ist. Bei uns gilt ein Grenzwert von 50 mg/l, in den USA liegt dieser bei 10mg/l“, sorgt sich Reisinger.

Verdienen an der Aufbereitung des Trinkwassers würden nur die Lieferanten der chemischen Industrie, „die vorher mit Pestiziden, Fungiziden und Mineraldünger mitverantwortlich für die heutige Situation sind. Wer die Investitionen bezahlt liegt auf der Hand: der Verbraucher!“, ärgert sich der Sprecher der Gruppe.

Falsche politische Anreize würden zu dieser Situation führen. Massentierzucht, als Folge von Subventionen und Privilegierung hätten zu hohem Gülleaufkommen geführt. Reisinger zum Wochenblatt: „Dies ist von der Wissenschaft längst publiziert und wird von den Politikern seit Jahrzehnten ignoriert.“ Da Schuldzuweisungen aber nichts bringen würden, werde „Verbraucheraufschrei.de“ Taten folgen lassen und weiter aktiv bleiben. So haben sich die Aktivisten auch an alle Landtagsabgeordneten gewandt. Weitere Informationen über die Oberglaimer Gruppe gibt es demnächst auch im Internet unter www.verbraucheraufschrei.de.

Grenzwert zum wiederholten Male überschritten

Am Dienstagnachmuttag wurde die Grenzwert-Überschreitung von Desethylatrazin im Trinkwasser vom Landratsamt Landshut bestätigt. Die Gesundheit der Verbraucher sei jedoch nicht in Gefahr. Hans Weinzierl sah „eine erhebliche Überschreitung des Grenzwertes“ – für das Gewinnungsgebiet Hohenthann jedoch nicht zum ersten Mal, wie eine Nachbeprobung jetzt bestätigte. Der Zweckverband hat beim Gesundheitsamt neuerlich eine Ausnahmegenehmigung beantragt, um die Wasserversorgung sicherstellen zu können.

Landshut