Brandl Racing fährt um Fahrer-Titel mit
Dingolfinger Rennstall mischt Formel 3 auf

05.07.2017 | Stand 26.07.2023, 9:33 Uhr

Dieter Brandl aus Dingolfing macht mit seinem Rennstall Brandl Racing im ATS Formel-3-Cup gehörig Furore. Sein Fahrer Marco Sörensen hat nach acht von 18 Rennen noch alle Chancen auf die Meisterschaft in der renommierten Nachwuchsserie, die Karriere-Sprungbrett für viele große Namen war.

DINGOLFING Einiges vorgenommen hatte sich Dieter Brandl, Teamchef von Brandl Racing, zugegebenermaßen ja schon für die zweite Saison seines Rennstalls im ATS Formel-3-Cup. Aber dass es so gut laufen würde in der Serie, die für etliche talentierte Fahrer – wie etwa einen gewissen Michael Schumacher – das Sprungbrett in den ganz großen Rennzirkus Formel 1 bedeutete, damit konnte der 49-jährige Dingolfinger beileibe nicht rechnen.

„Für diese Saison habe ich das gesamte Team komplett umstrukturiert“, erzählt Brandl. Und mit dem 20-jährigen Dänen Marco Sörensen auf einen jungen Fahrer gesetzt, der letzte Saison erst zwei fahrerische „Gastspiele“ bei Brandl Racing gegeben hatte – und sich in dieser nach acht von insgesamt 18 Rennen mit sieben Platzierungen auf dem Podium, davon einmal als Tagesbester, bereits als einer der absoluten Topfahrer im gesamten Feld etabliert hat und erster Verfolger des Gesamtführenden Richie Stanaway aus Neuseeland ist.

Und das, „obwohl er vor den Rennen nur einen einzigen Testtag gehabt hat“, so Brandl. „Andere Teams kommen auf 20 oder noch mehr.“ Dabei muss man wissen, dass der Fahrer für die Saison bei einem Team zahlt, das dafür im Gegenzug das Material stellt. Was dem jungen Dänen neben dem kurzen Testzeitraum ein weiteres Handicap beschert hat, wie der Teamchef bedauert: „Unserem zweiten Fahrer Bernd Herndlhofer ist leider nach den ersten zwei Rennwochenenden (mit jeweils zwei Rennen, d. Verf.) das Geld ausgegangen.“ So musste Sörensen die Rennen auf dem Sachsenring Mitte Mai und letztes Wochenende im niederländischen Assen als „Einzelkämpfer“ für Brandl Racing bestreiten.

Was ihm ebenfalls hervorragend gelang: Nach zwei zweiten Plätzen auf dem Sachsenring schlug sich Sörensen auch in Assen hervorragend, obwohl Brandl im Vorfeld noch befürchtet hatte, man könne dort ohne den sonst obligatorischen freien Testtag wohl nicht ganz vorne mitmischen. Sörensen holte am Samstag erneut Rang 2 – und zeigte im Sonntagsrennen, dass er nicht nur schnell ist, sondern wirklich „mit Hirn“ fährt, wie sein Teamchef lobt.

Brandl berichtet: „Hinter ihm gab es ein Gedränge, in dem ein Fahrer einen anderen von hinten angeschoben hat. Der ist dadurch sofort abgehoben und wäre voll auf unser Auto gekracht, aber der Marco hat super reagiert, auf den Kies gelenkt und genau vor dem anderen Wagen abgebremst, als der runterkam. Die anderen von meinem Team haben gar nicht hinschauen können, aber als sich der ganze Staub verzogen hatte, hat man gesehen, dass er weiterfahren konnte.“ So wurde der Brandl-Racer lediglich am rechten Vorderrad getroffen, aber mehr als eine Verbesserung vom zwischenzeitlichen 14. auf den 7. Platz war mit dem leicht beschädigten Wagen nicht mehr drin. Was dennoch „eine fahrerische Glanzleistung“ gewesen sei, so Brandl.

Überhaupt sei der Fahrer „ganz entscheidend in dieser Serie“, sind die Rennwagen doch exakt gleich (alle vom Typ Dallara 307) und unterscheiden sich nur durch den Motor (von Volkswagen, Mercedes oder Opel). Was auch dem Ingenieur eine große Bedeutung zukommen lässt. Auch da hat Brandl Racing einen Glücksgriff getan: „Unser Mechaniker macht Sachen, die habe ich noch nie gesehen. Und das Beste: Die kosten kein Geld.“ Dazu komme, dass Marco Sörensen bis auf den unverschuldeten Unfall in Assen „noch für keinen Euro etwas kaputt gefahren hat“. „Kein Brecher“ sei der Däne, sondern einer, „der weiß, wann er einen Rückzieher machen muss“. Da ist es nicht verwunderlich, dass Sörensen auch von der Formel 1 schon beobachtet wurde, wie sein Teamchef weiß. Wie auch dessen Rennstall immer mehr Beachtung findet. „Ich werde öfter gefragt, ob ich nicht die Euro-Serie machen will. Aber ob ich mir den zeitlichen und nervlichen Aufwand antan will, weiß ich wirklich nicht.“

Zuerst will der Dingolfinger sowieso sehen, was in dieser Saison noch (mehr) möglich ist. Weiter geht’s schon am kommenden Wochenende im belgischen Zolder, da „wollen wir wieder Boden auf den Stanaway gut machen.“ Dabei helfen soll Philip Salaquarda. Der tschechische Superleague Pilot soll als Gastfahrer im zweiten Brandl-Cockpit Marco Sörensen vielleicht entscheidende Unterstützung zukommen lassen. „Und dann“, so hofft Dieter Brandl, „in den Events nach der zweimonatigen Sommerpause am besten immer ganz vorne sein.“

Dingolfing-Landau