Kritik an der „Süddeutschen“
Aiwanger-Affäre: Warum der „Spiegel“ das Flugblatt nicht veröffentlichen wollte

02.11.2023 | Stand 02.11.2023, 15:39 Uhr

Flugblatt-Affäre: Hubert Aiwanger (Freie Wähler) geriet im August enorm unter Druck. − Foto: dpa

„Spiegel“-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit hat die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) für ihre Berichterstattung zur Flugblatt-Affäre rund um Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kritisiert.



„Der Hauptfehler war die Art des Erzählens“, sagte der 60-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Dass die Kollegen nicht mit einer Nachricht rausgegangen sind, sondern mit einer erzählenden Reportage, die vieles mitreflektiert, unterstellt und nahelegt. Da wären Sachlichkeit und Direktheit besser gewesen.“

Flugblatt-Affäre: „SZ“ bringt Aiwanger vor der Landtagswahl in Bedrängnis



Die „SZ“ brachte im August vor der Landtagswahl in Bayern die Affäre ins Rollen. Bei dem Fall geht es um ein antisemitisches und menschenverachtendes Flugblatt, das bei Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger zu Schulzeiten gefunden worden war. Dieser geriet massiv unter Druck. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) entschied sich gegen Aiwangers Entlassung aus dem Kabinett.

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Aiwanger sprach von einer gezielten Kampagne. Die „SZ“ trat der Kritik entgegen und veröffentlichte den Hergang der eigenen Recherche und die Gründe, warum sie die Vorwürfe aufgriff. Der Deutsche Presserat als Selbstkontrolle der Presse prüft derzeit auf Grundlage von Einzelbeschwerden mehrere „SZ“-Artikel.

Hubert Aiwanger und das antisemitische Flugblatt: „Spiegel“ recherchierte ebenfalls



Der „Spiegel“ hatte auch zu dem Fall recherchiert, wie Kurbjuweit im dpa-Interview bestätigte. Auf die Frage, ob er verärgert oder froh sei, dass das Nachrichtenmagazin nicht vor der „SZ“ berichtet habe, sagte er: „Ich bin darüber froh. Wir hatten diese Informationen auch, aber waren nicht so weit, dass wir sie hätten veröffentlichen wollen. Wir waren uns in manchen Punkten nicht sicher.“ Die „SZ“ habe sich eine Menge Ärger eingehandelt, denn sie habe Fehler gemacht. „Es war richtig, dass wir gewartet haben.“

− dpa