Jubiläum
30 Jahre World Wide Web: Shopping, Liebe und Sex waren auch vorher möglich

24.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:11 Uhr

Das World Wide Web hat unser Leben drastisch verändert. Dabei wollte der Wissenschaftler Tim Berners-Lee vor 25 Jahren eigentlich den Informationsaustausch unter Kollegen vereinfachen. Nun wird das leicht zu bedienende World Wide Web in seiner öffentlichen Zugänglichkeit 30. −Foto: dpa

Das World Wide Web, das leicht zu bedienen und für jeden zugänglich ist, feiert seinen 30. Geburtstag. Es hat viele Aspekte des Lebens verändert – vom Einkaufsverhalten bis hin zum Liebesleben.



Das Leben war ohne das World Wide Web ganz (schön) anders. Heutzutage muss man Jüngeren erklären, wie es früher war: Statt Shoppen im Internet Bummeln in der Innenstadt, statt detailverliebter Wikipedia der dicke „Brockhaus“ im Regal, statt Klicks im Online-Banking Überweisungsträger per Post, statt schnellem Online-Dating bildlose Heiratsannoncen in der Zeitung, statt unzähliger Porno-Clips im Netz einzelne Sexfilme auf Videokassette. Doch es gab auch kein falsches Abbiegen im Internet, keinen überwältigenden Informationsfluss und kein Cybermobbing. Fies und zeitraubend war natürlich dennoch vieles auch im früheren Offline-Alltag.

Cern gab das WWW kostenlos für die Öffentlichkeit frei



Vor 30 Jahren (30.4.1993) gab das Cern-Direktorium in Genf das WWW kostenlos für die Öffentlichkeit frei. Dies hat eine Revolution der Lebensweise von Milliarden Menschen ausgelöst – was Kommunikation, Beruf, Erwerb von Informationen, Bildung, Einkaufen, Liebe und Sex betrifft. Es sind neue Wirtschaftszweige entstanden sowie auch neue Formen der Kriminalität.

Der bedeutende Akt des europäischen Kernforschungszentrums Cern (Conseil européen pour la recherche nucléaire), auf Lizenzgebühren und Patentierung beim weltweiten Web zu verzichten, hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Internet in seiner heutigen Form so wichtig ist.

Erst jahrzehntelang nur für wenige Experten



Als das Internet (Arpanet) 1969 auf die Welt kam, war der neuartige Netzverbund jahrzehntelang erstmal nur für wenige Experten geeignet, um sich auszutauschen. Es bedurfte komplexer Befehle, um zu kommunizieren. Erst mit der Entwicklung des WWW und den Benutzeroberflächen, die sich an Laien richteten, wurde das Internet ein Massenphänomen – nach dem E-Mail-Dienst eine weitere Innovation, die das Netzwerk belebte.

1993 gelang es Marc Andreessen auch Nicht-Computerspezialisten das WWW zu erschließen. Den Mosaic Browser hat ein Student an der University of Illinois entwickelt. Heutzutage nutzen viele Chrome (von Google), Safari (von Apple) und Firefox als Browser.

Die Einführung von grafischen Browsern



Mit der Einführung von grafischen Browsern war es plötzlich möglich, das Internet mit nur einem Klick zu bedienen. Erst mit Browsern konnten Firmen wie Google, Amazon und Facebook zu Mega-Konzernen aufsteigen.

Der Trend verstärkte sich mit dem mobilen Internet. Mit dem iPhone von Apple zeigte sich ab 2007, dass wirklich jede und jeder „im Internet surfen“ kann, wie man bildlich sagt. Technische Aspekte rücken dabei beim Gebrauch von Smartphones in den Hintergrund.

Das Chaos an Informationen versucht einzudämmen



Der heutige 67-jährige britische Physiker Tim Berners-Lee begründete das World Wide Web. Ende der 80er Jahre versuchte der Informatiker, das Chaos an Informationen am Cern einzudämmen. Er schlug seinem Arbeitgeber im März 1989 vor, ein Projekt auf Grundlage des Hypertexts zu entwickeln, um den Datenaustausch zu beschleunigen. Sein Kollege Robert Cailliau unterstützte ihn dabei. Am Weihnachtsfest 1990 installierte Berners-Lee den ersten Web-Server („info.cern.ch“). Die erste Webseite im Internet machte er am 6. August 1991 öffentlich.

Berners-Lees Entwicklung basiert auf drei Ideen: auf HTML, HTTP und URL. Wie Seiten auf unterschiedlichsten Rechnerplattformen gestaltet und miteinander verknüpft werden, beschreibt die textbasierte Auszeichnungssprache „Hypertext Markup Language“. Den technischen Weg, über den Computer im Netz kommunizieren, definiert das „Hypertext Transfer Protocol“. Der „Uniform Resource Locator“ (auch URI, „Universal Resource Identifier“) bezeichnet die Webadresse, mit der Inhalte im Netz lokalisiert werden.

So wurden Milliardäre gemacht



Vor rund 30 Jahren hatte sich der Erfinder des Mosaic-Browsers, Mosaic-Browser-Erfinder Andreessen (heute 51), mit Netscape daran gemacht, seine Software zu einer führenden Online-Plattform zu machen. Microsoft-Gründer Bill Gates (heute 67) zog mit seinem Explorer aber nach. Im „Browser-Krieg“ verlor Netscape schließlich. Doch kein Grund zur Sorge: Laut „Forbes“ ist Andreessen heutzutage ebenso wie Gates ein Milliardär.

− dpa, kix, kse