Spott für Wahlkampf
Ministerpräsident Söder kämpft gegen Fleischverbot – doch das gibt es gar nicht

04.08.2023 | Stand 13.09.2023, 0:15 Uhr

Oft mit Bratwurst zu sehen: Ministerpräsident Markus Söder (CSU). −Foto: Daniel Vogl/dpa

„Lasst den Leuten die Freiheit zu essen, was sie wollen.“ Vehement wehrt sich Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) auf X (vormals Twitter) gegen ein Fleischverbot. Doch das gibt es gar nicht. Im Netz gibt es dafür Spott und Empörung.





Als Kämpfer für die Freiheit und gegen Verbote hat sich Markus Söder schon öfter inszeniert. Das neueste Thema dabei: Ein Verbot von Fleisch und Wurst verhindern. „Wir sind gegen Verbote von Fleisch und Wurst. Jeder soll essen, was ihm schmeckt“, so Söder via X.

Und weiter: „Wenn regional produziert wird, weiß man, wo das Essen herkommt. Wir stehen zum Mittelstand und Handwerk.“ Dazu hat er einen kurzen Video-Ausschnitt aus einer Rede für die CSU veröffentlicht.

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Wahlkampf nach polarisierender Meldung



Söder möchte damit offensichtlich einen Stich im aktuell laufenden Wahlkampf setzen. Tatsächlich stammt die Diskussion um ein Fleischverbot aber von der CSU selbst. Neben deren Aussagen hatte bislang eine Meldung polarisiert, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine neue Empfehlung zum Fleischkonsum veröffentlichen möchte. Berichten zufolge solle künftig nur noch zu bis zehn Gramm Fleisch oder Wurst pro Tag geraten werden. Zunächst gibt es diese Empfehlung aber noch gar nicht, erst Anfang 2024 wird damit gerechnet.



Dementsprechend fallen auf X die Reaktionen unter Söders Post aus. „Wer genau hat Ihnen eigentlich ihre Nürnberger Rostbratwurst verboten? Sie leiden offenbar unter Verfolgungswahn“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer wirft Söder Polemik vor. Weitere User wollen vom Ministerpräsidenten wissen, wo es in Deutschland derartige Verbote gebe. Ein Nutzer fragt sarkastisch „Herr Söder, sind diese Verbote von Fleisch und Wurst gerade mit uns im Raum?“ und spielt damit auf eine imaginäre Therapiesitzung an.

Falschmeldung der CSU Ende Juni



Bereits Ende Juni hatte die CSU mit einer Falschmeldung zum angeblichen Fleischverbot für Empörung gesorgt. Landwirtschafts- und Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) wurde vorgeworfen, ein Fleischverbot in seinem Ministerium zu verhängen. Von „Ideologie“ und einem „Schlag ins Gesicht aller hart arbeitenden Landwirte“ war bei der CSU die Rede.

Tatsächlich gibt es im Ministerium lediglich die Richtlinie, bei Veranstaltungen grundsätzlich Vegetarisches und Bio-Produkte anzubieten. Ausnahmen seien aber trotzdem eingeplant. Von einem generellen Fleischverbot Özdemirs war nie die Rede. Unabhängig davon könne es außerdem rechtlich sehr schwierig werden, ein Fleischverbot überhaupt durchzusetzen.