Zeugen Jehovas
Nach Graffiti-Attacke: Stadt Regensburg montiert Gedenkstele für Nazi-Opfer ab

22.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:15 Uhr

Fehlt: Vor kurzem wurde die Gedenkstele am St. Georgenplatz abmontiert. Zuvor war sie von Unbekannten beschmiert worden. In Zukunft soll dort ein neues Denkmal an verfolgte Zeugen Jehovas erinnern. Foto: Nadine Hell

Von Philip Hell

Regensburg. Die Stadt Regensburg hat die Gedenkstele für im Holocaust ermordete Zeugen Jehovas entfernt – bald soll dort ein neues Mahnmal an die Gräueltaten erinnern.



Anfang Dezember schmierten Unbekannte den Schriftzug „1889“ auf die Tafel am St. Georgenplatz. Das Graffiti dürfte auf das Konto von Jahn-Fans gehen: In diesem Jahr wurde der Regensburger Fußball-Zweitligist gegründet.

Ein Sprecher der Zeugen Jehovas sprach kurz nach dem Vorfall von einem „Zeichen der Respektlosigkeit. Die Schmiererei sei insbesondere auch deshalb kritisch zu sehen, weil 1889 nicht nur das Gründungsjahr des SSV Jahn Regensburg ist, sondern auch das Geburtsjahr von Adolf Hitler.

Der Fußball-Zweitligist äußerte sich Anfang Dezember in einer Stellungnahme: „Das Beschmieren der Gedenkstele am Regensburger St. Georgenplatz, die dem mutigen Widerstand von Personen gegen das Nazi-Regime und dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet ist, verurteilen wir ausdrücklich und nachdrücklich.“

Die Stadt plant nun, an der gleichen Stelle eine festinstallierte Stele zu platzieren. Das neue Mahnmal soll dann allerdings besser gegen Vandalismus geschützt sein. Eine entsprechende Anfrage an einen Hersteller laufe derzeit. Parallel dazu werden die nötigen Genehmigungen intern bearbeitet, teil die Stadt mit.

Die Stele, die nun entfernt wurde, sei von Beginn an als temporäre Installation geplant gewesen. Rund ein Jahr sollte sie am St. Georgenplatz stehen. Grundsätzlich wird sich die neue Tafel laut Stadt an der alten orientieren. Allerdings ist geplant, die Gestaltung des Mahnmals nachzubessern.

Auf der Stele waren Dokumente aus der Nazizeit abgebildet. Unter anderem eine Darstellung auf der zu sehen war, welche unterschiedlichen Kennzeichnungen Inhaftierte in Konzentrationslagern zu tragen hatten. Darunter erläuterte ein Text die Geschichte der Verfolgung der Zeugen Jehovas in Regensburg und der Oberpfalz während des Nationalsozialismus. Rund 21 Angehörige der Religion, die in der Region lebten, litten massiv unter der Diktatur – mindestens drei überlebten die massiven Repressionen nicht. Darüber hinaus ging die Stele auf Einzelschicksale von Regensburger Zeugen Jehovas ein: So zeigte sie Bilder von Wolfgang Waller und Heinrich Lutterbach, der am St. Georgenplatz wohnte und acht Jahre in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten inhaftiert war. Er überlebte diese Zeit.

Wann die neue Stele aufgestellt wird, ist laut Stadt derzeit noch unklar.