Jahnstadion als Ziel
Jahnschmiede-Talente im Fokus – Wo bleibt der nächste Oli Hein?

21.02.2024 | Stand 22.02.2024, 22:16 Uhr

Im Nationaltrikot: Leopold Wurm gilt als großes Talent. Foto: Imago

Abstiege müssen nicht immer nur ausschließlich negativ sein. Das lässt sich in dieser Saison sehr gut beim Fußball-Drittligisten SSV Jahn Regensburg betrachten. Die Oberpfälzer haben den Ärger schnell abgestreift und eine Aufstiegseuphorie entfacht. Auch für die Jahnschmiede war der Gang der Profis eine Etage tiefer unter einem speziellen Aspekt gar nicht so schlecht.



In Liga drei werden kleinere Brötchen gebacken. Was wiederum dazu führt, dass sich Klubs vor Augen führen, dass man gar nicht immer unbedingt in die Ferne schweifen muss, um neue Spieler an Land zu ziehen. Mit Jannik Graf, Christian Schmidt, Jonas Bauer, Kelvin Onuigwe, Leopold Wurm und Max Meyer wurden sechs Jahnschmiede-Talente zu den Profis befördert. Vier davon haben schon Profiluft in einem Pflichtspiel geschnuppert.

„Wir wollen die Spieler auf ihrem Weg Richtung Jahnstadion Regensburg begleiten. Der eine oder andere hat das nun geschafft. Das ist einerseits eine Bestätigung und andererseits auch eine Zusatzmotivation für die anderen, die sehen, dass es möglich ist. Die Arbeit der vergangenen Jahre ist nun sichtbarer“, sagt Christian Martin, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des Jahn.

Die hoffnungsvollen Talente aus Ostbayern müssen sich von ihren Eltern nun nicht mehr nach München, Ingolstadt, Fürth oder Nürnberg karren lassen. Jetzt gilt auch der Jahn als Nummer in Bayern. Das war nicht immer so. Vor gar nicht langer Zeit lag die Jugendarbeit noch brach. Das sieht nun anders aus. „Wir wollen die besten Spieler aus Ostbayern bei uns haben. Darum kämpfen wir. Das gelingt uns in den meisten Fällen auch“, freut sich Martin.



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Mittlerweile gut aufgestellt

Unter der Woche sind die kleinen Jahn-Busse täglich am Bahnhof zu sehen, wie sie die jungen, zum Teil weit gereisten Nachwuchskicker, vom Zug zum Training bringen.

Zehn bis zwölf Hauptamtliche sind in der Jahnschmiede beschäftigt. „Mit Blick auf die Qualität unserer Trainer und Mitarbeiter sind wir mittlerweile mit den anderen Profiklubs auf Augenhöhe. Konzeptionell sind wir teilweise sogar besser aufgestellt. Da sind wir sehr klar unterwegs“, unterstreicht Martin, der sich schon darauf freut, wenn es ins neue NLZ nach Barbing geht. „Einen Nachteil haben wir sicherlich mit Blick auf die Infrastruktur, auch wenn wir die Gegebenheiten seit Jahren so kennen und mit ihnen entsprechend umgehen. Wir würden uns nicht dagegen wehren, wenn wir das neue Gelände möglichst bald hätten. Aber ein solch großes Projekt braucht seine Zeit. Am Ende schießen Kabinen zudem keine Tore.“

Wohl wahr! Das mit dem Toreschießen klappte in der Hinrunde bei dem einen Jahn-Team mehr, bei dem anderen weniger. Auch wenn Martin betont, dass ihn Ergebnisse sehr wohl interessieren, unterstreicht er, dass es in einem NLZ eines Profiklubs wichtigere Währungen gebe. Einätze von NLZ-Spielern bei den Profis nämlich.

Die U17 steht in der Bundesliga Süd/Südwest auf Rang zehn. Vor Ingolstadt oder den Münchner Löwen. Die U19 ist derweil das Sorgenkind. Rang sieben in der Bayernliga (hinter Burghausen, Aschaffenburg oder Memmingen) das ist nach Geschmack des Jahnschmiede-Leiters. „Mit der U19 ist es in Sachen Auf- oder Abstieg irrelevant, auf welcher Position wir landen. Das spielt sicher eine Rolle, warum wir in der Tabelle nicht so gut platziert sind. Wir wollen dort wieder besser Fußball spielen. Wir haben die Erwartung, dass das in der Rückrunde besser wird“, erklärt Martin. Während der Jahn in der Vorsaison knapp den Aufstieg in die U19-Bundesliga verpasst hat, geht es durch die Reform jetzt so oder so hoch in die DFB-Nachwuchsliga, die die Bundesliga ersetzt. „In der nächsten Saison haben wir eine gute Situation. Da spielen wir mit der U17 und der U19 jeweils in der höchsten Liga und haben in der U21 die Möglichkeit, den einen oder anderen bereits in den Herrenbereich zu packen.“

Beim Sprung zu den Herren, da trennt sich die Spreu vom Weizen. „Die Idee ist grundsätzlich, den Jungs möglichst früh Spielpraxis im Herrenbereich zu geben.“ Das führt in der Praxis dazu, dass nicht selten Kicker, die noch in der U19 spielen dürften, bereits in der U21 mitmischen. Selbiges gilt für die jüngeren Teams.

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Martin gibt zudem einen Einblick, was der Jahn überhaupt mit seiner U21, die einst eine U23 beziehungsweise zweite Mannschaft war, bezwecken will. Warum hat man während den Zweitliga-Jahren nicht vehementer versucht, aufzusteigen? „Mit der U21 auf Dauer in der Regionalliga zu spielen, das ist grundsätzlich eine sehr große Herausforderung für uns. Zuletzt hätten wir sogar mitabsteigen müssen. Auch die finanzielle Komponente spielt eine große Rolle. Eine Mannschaft dort kostet so viel mehr – was uns vor eine große Aufgabe stellen dürfte.“ Das Finanzielle spielt auch bereits in Liga fünf eine wichtige Rolle. Allerdings nicht beim Jahn, betont Martin. „Wir geben für Spieler kein Geld aus, wir zahlen grundsätzlich keine Ablöse. Was wir in der U21 bezahlen, das ist deutlich weniger als bei anderen Bayernligisten.“

Dass sich der Jahn seit Jahren immer mehr auch zum Ausbildungsverein für die DJK Vilzing aufschwingt, das quittiert Martin derweil mit einem Schmunzeln. „Es ist ein Stück weit der Job eines Profivereins, dem Amateurfußball auch etwas zurückzugeben. Von daher freuen wir uns, wenn Spieler, die es bei uns nicht zu den Profis geschafft haben, zum Beispiel in Vilzing, Cham oder bei Fortuna Regensburg eine gute Rolle spielen.“

Beim Jahn sollen künftig auch die Eigengewächse eine tragende Rolle einnehmen. Den richtigen Durchbruch hat aber keiner davon bisher geschafft. Wo bleibt der nächste Oli Hein?

Martin betont Faktor Zeit

„Unsere Jung-Profis aus der Jahnschmiede sind alle sehr jung im Vergleich zum restlichen Kader. Man muss ihnen Zeit geben“, fordert Martin. ˆ„Es gibt Höhen und Tiefen. Das Entscheidende dabei ist, zu sagen: Wir glauben an dich.“ Martin betont auch: „Wir werden nicht den Überspieler haben, der drei Spiele bei den Profis macht und dann für eine hohe Ablöse transferiert wird. Ich sehe aber schon einige Spieler in der Jahnschmiede, die von ihrem Potenzial her vielleicht auch einmal höher als 2. Liga spielen könnten. Ich will da aber keinen herausstellen. Das wäre ansonsten eine Hypothek für denjenigen.“

In der Vergangenheit tummelten sich aber schon Überspieler in der Jahnschmiede, die wurden aber abgeworben. „Eric Martel, Can Uzun oder Kenan Yildiz zeigen, dass es für Talente aus der Jahnschmiede ziemlich weit nach oben gehen kann“, erklärt Martin. Auch Club-Spieler Nathaniel Brown war in der Jahnschmiede.

Wurm und Meyer wollen derweil möglichst bald nachziehen – und wie ihre Jungprofi-Kollegen im Jahnstadion auflaufen. Damit es ihnen so geht wie Graf. „Das war ein unglaublich tolles Gefühl“, berichtete der von seinem ersten Auftritt dahoam.