Tradition am Pfingstmontag
Im Video: Hunderte Reiter beim Pfingstritt in Bad Kötzting

06.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:32 Uhr

Hunderte Reiter waren wieder beim Pfingstritt dabei. −Foto: Simon Tschannerl

Von Stefan Weber

Mit bestem Ritt-Wetter wurden die 665 Teilnehmer am Kötztinger Pfingstritt am Pfingstmontag für zwei Jahre des Wartens belohnt - und die Tausenden Zuschauer entlang der sechs Kilometer langen Prozessions-Strecke von Bad Kötzting nach Steinbühl ebenso.



Zwei Jahre lang hatte es keinen Pfingstritt mehr gegeben. Das Gelöbnis aus dem Jahr 1412 war stattdessen mit nur drei Reitern – Kreuzträger, einem Reiter und dem Kaplan – erneuert worden, trotz oder gerade wegen der Pandemie. 2022 nun war endlich wieder ein Pfingstritt in herkömmlicher Form möglich, die ihn zu einer der größten berittenen Wallfahrten in ganz Europa machen.

Legende des ersten Rittes

Ohne größere Zwischenfälle setzte sich um 8 Uhr die Prozession in der Innenstadt in Bewegung. Auf der Strecke wurde an den vier Evangelien-Stationen kurz angehalten und so erreichte die Spitze der Prozession gegen 10 Uhr Steinbühl – den Ort, in dem der Legende nach ein Mann 1412 im Sterben gelegen haben soll, weshalb ihm der Pfarrer von Steinbühl das Sterbesakrament spenden sollte. Damit der Geistliche sicher durch die damals eher unsichere Gegend nach Steinbühl und zurück gelangen konnte, gaben ihm Kötztinger Burschen ihr Geleit hoch zu Ross. Nach dem gelungenen Ritt gelobten die Kötztinger, ihn jedes Jahr wiederholen zu wollen.

In Steinbühl gehörte während der relativ kurzen Rast – schließlich setzte sich die Prozession um 12 Uhr wieder in Richtung Bad Kötzting in Bewegung – natürlich auch dieses Jahr wieder die Messe mit den Pfingstreitern in der Nikolauskirche dazu. Hier zelebrierte Kaplan Matthias Meckel den Gottesdienst.

Kirche konnte nicht alle Besucher fassen

Da die Kirche bei Weitem nicht alle Besucher fassen konnte, wurde die Messe über Lautsprecher auch nach draußen übertragen. Als der Pfingstritt gegen 13 Uhr dann wieder zurück in der Innenstadt von Bad Kötzting angekommen war, warteten Pfingstbräutigam Florian Kuchler mit seinen Begleitern Sebastian Kuchler und Johannes Neppl hoch zu Ross sowie Pfingstbraut Sophia Inhofer auf dem Platz vor St. Veit gespannt auf die Übergabe des Pfingstkranzls an den Bräutigam.
Kaplan Matthias Meckel oblag es als geistlichem Offiziator des Pfingstrittes traditionell, das Pfingstkranzl zu übergeben. In seiner Ansprache schlug er eine Brücke vom ersten Pfingsten der Jünger Jesu in die heutige Zeit.

Geduld und Glaube verbinde die Ereignisse vor fast 2000 Jahren mit den aktuellen Pandemie-Bedingungen. Hinzu kämen weitere Umstände wie Flüchtlings-Ströme oder Liefer-Engpässe durch einen Krieg in Europa.

Bevor es hieß: „Der Pfingstbräutigam des Jahres 2022 reite vor“, mahnte der Geistliche allgemein zur Geduld. Die hätten die Bad Kötztinger in den vergangenen beiden Jahren bewiesen, in denen das Gelöbnis von 1412 mit drei Reitern erneuert worden sei.

Dem schloss sich der nicht minder traditionelle Burschen- und Brautumzug an, der am heutigen Dienstag erneut um 16 Uhr wiederholt werden soll. Das Pfingstbrautpaar und seine Begleiter werden durch die Bad Kötztinger Innenstadt ziehen und schließlich in den Postsaal einziehen.