Pfleger (27) überwältigte Angreifer
Großalarm für Retter und Polizei – Messerangriff in Klinik schockiert ganz Regensburg

26.10.2023 | Stand 27.10.2023, 15:03 Uhr

Eine beschützende Station der Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Bezirks Oberpfalz ist zum Tatort geworden. Der Angriff löste Großalarm in Regensburg aus. Foto: Baumgarten

Ein 14-Jähriger sticht im Bezirksklinikum in Regensburg auf zwei Menschen ein. Ein kleines Kind ringt aktuell um sein Leben. Die Suche nach dem Motiv und den Hintergründen einer schier unfassbaren Tat hat begonnen.



Großeinsatz am Bezirksklinikum: Ein Jugendlicher hat in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie auf einen Mann und ein Kind eingestochen. Die beiden Opfer des Messerangriffs, 63 und sieben Jahre alt, wurden mit schweren Verletzungen in eine Klinik gebracht. Der 14-jährige Tatverdächtige konnte auf der Station überwältigt und entwaffnet werden.

Laut den Polizeiangaben ging der Notruf aus der Klinik gegen 9.30 Uhr ein. Zuvor war es zu dem blutigen Angriff im sogenannten beschützenden Bereich der Einrichtung in der Vitusstraße gekommen. Die Kriminalpolizei in Regensburg ermittelt nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Der jugendliche Angreifer und das Kind waren Patienten auf der Station.

Retter reanimierten das Kind noch am Tatort



Das Meer aus Blaulichtern lässt früh erahnen, dass hier etwas Schlimmes passiert sein muss. Kreuz und quer stehen zahllose Einsatzfahrzeuge vorm Zugang zur Klinik: Polizei, Notärzte und Krankenwagen reihen sich Stoßstange an Stoßstange.

Dazwischen hasten immer wieder Sanitäter hin und her, tragen Equipment in das Innere des Gebäudes. Dort kämpfen die Retter zu der Zeit um das Leben eines Kindes – ein Siebenjähriger musste noch am Tatort reanimiert werden. Der Schrecken steht vielen Rettern und auch Polizeibeamten ins Gesicht geschrieben.

Lesen Sie auch: Nach Großbrand in Regensburg – Kein Schaden, keine Ermittlungen

Was die Ermittler bislang zu der Tat rekonstruierten, macht sprachlos: Völlig unvermittelt soll der 14-Jährige auf dem Gang einer Station den 63-Jährigen attackiert haben. Mit einem Messer soll der Angreifer diesen Mann schwer verletzt, dann aber wieder von ihm abgelassen haben.

Nur einige Meter weiter soll der Jugendliche auf das Kind getroffen sein, das wie er selbst Patient in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gewesen sein soll. Auch auf den Siebenjährigen sticht der 14-Jährige offenbar mehrfach ein. Erst danach soll es einem 27-jährigen Pfleger gelungen sein, ihn festzuhalten, bis die ersten Polizeikräfte eintrafen.

Therapeuten und Seelsorger eilten zu Hilfe



Sofort läuft ein Großeinsatz an: Zeugen und Patienten, die den Vorfall im Bezirksklinikum mitbekommen haben, müssen betreut werden. Zu externen Helfern wird das interne Kriseninterventionsteam eingeschaltet. „Binnen kürzester Zeit haben alle umliegenden Kliniken und Zentren ihre verfügbare Therapeuten abgestellt“, so Medbo-Sprecher Johannes Müller. Dafür sei eine Mehrzweckhalle neben der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie kurzerhand zur Sammelstelle umfunktioniert worden. Dort wären zudem einige Kollegen betreut worden.

Das könnte Sie auch interessieren: Vergewaltigung im Donaupark – Offenbart Handy des Angeklagten (34) Täterwissen?

Die Notfallprotokolle des Bezirkskrankenhauses in Regensburg haben auch für Angehörige gegriffen: Die Eltern der Patienten wurden direkt telefonisch über den Vorfall informiert worden. Einige Mütter und auch Väter scheiterten bei der Abholung ihrer Kinder zunächst zwar an den Absperrungen der Polizei, konnten jedoch durchgehend Kontakt zu den jeweiligen Station halten. Ihre Kinder wurden ihnen nach kurzer Wartezeit übergeben.

„Die heutigen Ereignisse erschüttern uns alle zutiefst“, betonte Medbo-Sprecher Müller. In Gedanken sei man bei den Verletzten, ihren Angehörigen und allen Betroffenen. Wie tief der Schock über das Geschehene sitzt, war zu erkennen: Als sich die Einsatzkräfte mehr und mehr zurückzogen, lagen sich Pflegekräfte und Therapeuten vorm Klinikeingang in den Armen. Sie alle dürfte vermutlich die drängendste Frage beschäftigen: Warum?

Die Suche nach Antworten hat bereits begonnen

Eine schnelle Antwort wird es darauf kaum geben: Ermittler des für Kapitalverbrechen zuständigen Kommissariats 1 der Kripo sollen das herauszufinden. Mit einem Großaufgebot übernahmen sie noch am Vormittag den Tatort – unter Leitung von Chef-Mordermittler Stefan Halder und seiner Stellvertreterin Meike Schröder. Ihr erstes Augenmerk galt den Zeugen, die gruppenweise zurück in die Klinik geführt und von den Beamten befragt wurden.

Zeitgleich sicherten Spezialisten an den beiden Tatorten im Gang des psychiatrischen Krankenhauses akribisch alle Spuren. Den verdächtigen Jugendlichen nahm die Polizei in Gewahrsam. Auch an ihm werden Spuren gesichert, wie der Polizeisprecher Claus Feldmeier auf MZ-Nachfrage bestätigte.