Eishockey-Festspiele beginnen
Der große Formcheck vor den DEL-Playoffs: Titel, Thesen – und warum den Straubing Tigers alles zuzutrauen ist

14.03.2024 | Stand 14.03.2024, 11:30 Uhr

Straubing vs. Schwenningen: Die starke Tigers-Defensive um NHL-Veteran Justin Braun (v.r.), TW Hunter Miska und Phil Samuelsson ist ab Freitag gefordert gegen Alex Karachun & Co. − Foto: Harry Schindler

Playoff-Fieber vom Bremerhavener Leuchtturm bis zum Straubinger Pulverturm, vom Rhein bis an die Spree:

Zum Start der Best-of-7-Viertelfinal-Serien in der Deutschen Eishockey-Liga an diesem Samstag macht die Heimatzeitung den Formcheck der besten deutschen Klubs gemäß ihrem Tabellenrang nach der Hauptrunde. Die Viertelfinal-Paarungen: Bremerhaven – Sieger aus Köln/Ingolstadt; Berlin – Mannheim; Straubing – Schwenningen; Wolfsburg – München.

Fischtown Pinguins Bremerhaven (Hauptrunde Platz 1/107 Punkte/162:116 Tore): Cheftrainer Thomas Popiesch hat seit seinem Amtsantritt 2016 aus dem norddeutschen „Nobody“ – trotz vergleichsweise kleinem Etat – ein Spitzenteam geformt. Mit der besten Abwehr der Liga vor dem lettischen Top-Keeper Kristers Gudlevskis sind die Pinguine für jeden Gegner nur schwer zu knacken. Dazu kommen ein eingespielter, ausgeglichener Kader – und die beiden slowenischen „Scoring-Maschinen“ Jan Urbas und Miha Verlic. – Prognose: Der DEL-Titel führt heuer nur über Bremerhaven.

Eisbären Berlin (Pl. 2/102 Pkt/181/134 Tore): Die Truppe von Headcoach Serge Aubin – mit dem Deggendorfer Stürmer Manuel Wiederer und dem gebürtigen Straubinger Goalie Jonas Stettmer – bestach in der Hauptrunde als torgefährlichstes Team. Defensiv freilich erwies sich der DEL-Rekordchampion als ungewohnt anfällig – was u.a. bei drei Saisonniederlagen gegen Straubing, darunter ein desaströses 2:6, ins Auge stach. – Prognose: Gegen die ebenso unberechenbaren Adler Mannheim könnte schon im Viertelfinale Schluss sein.

Straubing Tigers (Platz 3/94 Pkt./167:134 Tore): Als Tom Pokel im Spätherbst 2017 den Posten als Chefcoach im Gäuboden übernahm, wiesen die Niederbayern beständig mit die meisten Gegentore der Liga auf. Diese Saison sind die Jungs um den scheidenden Kapitän Sandro Schönberger nicht nur zweitbestes Offensiv-Team, sondern auch Zweiter in der Gegentor-Statistik. Am Pulverturm nimmt die heimische Ostbayern-Fraktion um „Scharfschütze“ Marcel Brandt aus Dingolfing, Torwart-Juwel Florian Bugl (Landshut), Tim Brunnhuber (Eggenfelden), Mario Zimmermann (Altötting) und Backup-TW Philipp Dietl (Bogen) nicht nur aus den starken Leistungen der letzten Wochen viel Rückenwind mit in die Playoffs, sondern auch durch die „Spieler des Jahres“-Auszeichnung für Saison-Überflieger Nicolas Mattinen (16 Tore/30 Vorlagen). Dazu kommt der Heimvorteil am zuletzt stets ausverkauften Pulverturm. Nicht zuletzt wollen sich die Routiniers Schönberger (37), Benedikt Kohl (35) und Cody Lampl (37) möglichst mit einem großen Pokal in Händen in die Sportler-Rente verabschieden. – Prognose: Den Tigers ist diese Saison wirklich alles zuzutrauen.

Grizzlys Wolfsburg (Platz 4/87 Pkt./152:145 Tore): Trotz 3:6-Klatsche zum Hauptrunden-Finale in Straubing krallten sich Mike Stewarts grimmige Grizzly-Bären mit Rang 4 noch den letzten Playoff-Platz mit Heimrecht in den entscheidenden Spielen. Die (mangelnde) Fan-Unterstützung könnte freilich zum Hauptproblem der Niedersachsen werden – bei einem Liga-Schnitt von gut 7000 Zuschauern pro Partie lockten die Grizzlys gerade mal 3200 Fans in ihre Halle. – Prognose: maximal Halbfinale.

EHC Red Bull München (Pl. 5/86 Pkt./156:134 Tore): Unter Chefcoach Toni Söderholm ist die gewohnte Don-Jackson-Dominanz der Vorjahre flöten gegangen. Bezeichnend für die Flatterhaftigkeit der Jungs um Kapitän Patrick Hager inklusive der Niederbayern-Fraktion Nico Krämmer, Veit Oswald (beide Landshut) sowie Max Daubner (Deggendorf) ist die 4:5-Heimpleite im letzten Hauptrundenspiel ausgerechnet gegen Schlusslicht Augsburg. – Prognose: fürs Endspiel wird’s diesmal nicht reichen.

Schwenninger Wild Wings (Pl. 6/85 Pkt./159:145 Tore): Das Überraschungsteam der Saison um den „DEL-Trainer des Jahres“ Steve Walker zeigte schon zum Saisonfinale hin beim 3:2 über Straubing Comeback-Qualitäten. Die Tigers sind also gewarnt vorm Aufsteiger mit Backup-Goalie Cody Brenner aus Deggendorf. Den Schwarzwäldern wird aber in der „Crunchtime“ der Saison der Vorteil der kleineren heimischen Eisfläche fehlen. – Prognose: trotz großer Gegenwehr ist im Viertelfinale gegen Straubing Schluss.

Adler Mannheim (Pl. 7/80 Pkt./147:149 Tore): Erst zum Ende der Hauptrunde (6:1 in Köln) und in den Pre-Playoffs gegen Nürnberg (2:1/6:3) ließen die Eakins-Schützlinge erahnen, was im Viertelfinale gegen Berlin möglich sein könnte. Vorzeitig abschreiben sollte man die Truppe um Ex-NHL-Star Tom Kühnhackl (Landshut) und den „Straubinger Buam“ Stefan Loibl jedenfalls nicht. – Prognose: mindestens Halbfinale.

Kölner Haie/ERC Ingolstadt: der letzte Viertelfinal-Teilnehmer wird womöglich erst in Spiel 3 der Pre-Playoffs am Freitag ermittelt.