Eishockey aus Neumarkt
DEL: Straubings Jungprofi Linus Brandl ist im Fachabitur-Stress

30.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:16 Uhr

Linus Brandl (weiß) spielte die vergangenen zwei Jahre für die Jungadler Mannheim, ab Herbst wird der Postbauer-Henger für den DEL-Verein Straubing Tigers aufs Eis gehen. Foto: imago

Linus Brandl, in Kürze hauptberuflich Eishockeyprofi beim DEL-Klub Straubing Tigers, beschäftigt sich dieser Tage mit den großen Fragen des Lebens – wenn auch nicht ganz freiwillig. Wer macht eigentlich Politik? Welche politischen Theorien gibt es überhaupt?

In der mündlichen Geschichtsprüfung am Donnerstag werden die Lehrkräfte seiner beruflichen Schule in Mannheim Antworten darauf vom 18-Jährigen aus Postbauer-Heng erwarten. Denn der leidenschaftliche Eishockeyspieler bastelt aktuell sein Fachabitur – weniger leidenschaftlich, aber gewissenhaft.

Brandl wäre gerne beim U20-Nationalteam des DEB



Lieber wäre der Stürmer, der vergangene Saison mit den Jungadlern Mannheim U20-DNL-Meister wurde, bei seinen Teamkameraden der U20-Nationalmannschaft beim aktuellen Lehrgang in Füssen. Doch das Lernen hat noch Vorrang. Seit bald fünf Wochen ist das so. Aber nächsten Freitag sollte Brandl sein Fachabitur in der Tasche haben.

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Tags darauf wird das Oberpfälzer Eishockeytalent seine sieben Sachen packen und nach zwei erfolgreichen Jahren in Mannheim weiterziehen nach Straubing. Dann liegt sein Fokus wieder uneingeschränkt auf jenem rasanten Sport, den er seit Kindheitstagen so sehr liebt.

Denn auf den Jungprofi wartet in Straubing, wo er bei den Tigers im April einen Profivertrag unterzeichnete, das nächste Abenteuer seiner verheißungsvollen Eishockeykarriere.

Abstieg bei der U18-WM war eine riesige Enttäuschung



Diese erlebte Mitte April einen Knacks, als Brandl mit der DEB-Mannschaft bei der U18-Weltmeisterschaft in der Schweiz aus der Gruppe A abstieg. Für den ehrgeizigen Rechtsschützen eine schmerzhafte Erfahrung. „Am Anfang war es eine riesige Enttäuschung. Ich war auch von mir selbst enttäuscht. Doch nach zwei Wochen hatte ich das verarbeitet, habe nach vorne geschaut und weiter trainiert“, sagt Brandl.

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Vorne ist für ihn seine erste Profistation in Straubing, wo er auch erstmals in einer eigenen Wohnung leben wird. Auf dem Eis soll Brandl bei den Tigers in der DEL sowie beim Kooperationspartner des Vereins, dem EV Landshut, eine Liga darunter in der DEL2 auflaufen.

„Ich will auf jeden Fall mein Bestes geben und mich in Straubing durchsetzen. Ich will mir alles erarbeiten und möglichst viel Eiszeit bekommen“, skizziert Brandl seine Ziele für die kommende Spielzeit.

Brandl erklärt sein „Ja“ zu Straubing



Dass er sich letztlich für Straubing entschieden hat und nicht beispielsweise für die Nürnberg Ice Tigers, da er doch für den dortigen EHC 80 einst in der Jugend spielte und deutscher U15-Meister wurde, begründet Brandl wie folgt: „Ich hatte bei Straubing einfach von Anfang an ein gutes Gefühl, dass ich dort gut aufgehoben bin. Ich glaube, dass ich mich dort am besten entwickeln kann.“

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Seit kurz nach der U18-WM trainiert Brandl nach einem Vorbereitungsplan der Niederbayern, ist regelmäßig im Kraftraum – wenn er eben nicht gerade für sein Fachabitur lernt. „Es ist momentan ein wenig stressig“, untertreibt Brandl schließlich im nüchternen Tonfall und fügt mit entschlossenen Worten an: „Ich versuche mich super auf die Saison in Straubing vorzubereiten und will so fit wie möglich sein.“

Freund Kevin Bicker wurde von den Red Wings gewählt



Deshalb ist er regelmäßig mit seinem langjährigen Teamkollegen und Freund Kevin Bicker im Fitnessraum ihres Mannheimer Sportinternats anzutreffen. Dort verfolgte das Duo auch zuletzt die große Talentziehung (Draft) in der NHL live mit. Der gebürtige Schwabacher Bicker, der künftig für Frankfurt in der DEL spielen wird, wurde dabei vom Moritz Seider-Klub Detroit Red Wings an Position 147 ausgewählt. Brandls Name wurde von keinem der 32 NHL-Teams beim Draft aufgerufen.

„In erster Linie freue ich mich riesig für Kevin, weil ich weiß, was da an Arbeit dahinter steckt, weil wir seit zwölf Jahren zusammenspielen und Freunde sind. Ich habe ihm natürlich sofort gratuliert“, sagt Brandl, räumt aber auch ein: „Klar war ich etwas enttäuscht, dass ich nicht ausgewählt wurde. Jeder von uns träumt von klein auf, dass er von einem NHL-Team gezogen wird. Aber das nehme ich als Extra-Motivation.“

Mit dieser wird er ab 10. Juli ins Sommertraining in Straubing einsteigen. Parallel dazu will Brandl Fahrstunden nehmen, um möglichst bald seinen Führerschein zu erwerben. Der Neumarkter gibt augenscheinlich immer Gas – vor allem auf, aber auch neben dem Eis.