Gespräch mit Sportchef Maierhofer
Kader, Flutlicht, Montagsspiele: Können die Hankofener Dorfbuam nochmal Regionalliga?

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 19:53 Uhr
Michael Seidl

Der Hankofener Weg führt über Klub-Identifikation: Sportchef Richard Maierhofer. − Foto: Hofer

Nach einem hervorragenden Lauf in der Bayernliga Nord erfuhr die Spvgg Hankofen-Hailing am vergangenen Freitag einen Dämpfer im Kampf um den Wiederaufstieg in die Regionalliga. Mit 0:2 verloren die „Dorfbuam“ im Erlanger Vorort Eltersdorf gegen einen direkten Konkurrenten um den ersten Platz.

Richard Maierhofer, sportlicher Leiter in Hankofen, sieht im Team trotzdem weiter das Potenzial für den Meistertitel. Was ein erneuter Ausflug in die Viertklassigkeit für den Club, dessen Strukturen und auch die Mannschaftsplanung bedeuten würde, erläutert der ehemalige Bayernliga-Spieler im Interview.

Hier lesen Sie: Zwei Neue, zwei Abgänge – und jetzt 13 Zusagen: Spvgg Hankofen bestens gerüstet für die neue Saison

Speziell wenn die SpVgg Hankofen-Hailing in der nächsten Saison wieder Mitglied der Regionalliga Bayern wäre, würden wieder einige neue Regularien auf den Verein zukommen. Steigen wir also damit gleich ein: Welche Auswirkungen hätte ein erneuter Aufstieg? Gerade die Flutlichtpflicht bereitet vielen gestandenen Regionalliga-Clubs enorme Kopfschmerzen.
Richard Maierhofer: Wir haben uns mit dieser Thematik befasst und bereits Angebote der entsprechenden Fluchtlichtanlagenbauer eingeholt. Aktuell sondieren wir dabei die Fördermöglichkeiten und beraten, wie wir uns als Verein in den nächsten Jahren infrastrukturell aufstellen wollen. Uns kann niemand garantieren, dass wir aufsteigen und wenn, dass wir uns in der Liga halten. Jedoch wollen wir uns grundsätzlich und ligaunabhängig infrastrukturell verbessern.

Auch über die Flutlichtpflicht hinaus verfolgt der BFV eine Professionalisierung der Regionalliga Bayern. Die Auflagen orientieren sich dabei zunehmend an den West- und Südweststaffeln. Können Sie diese Entwicklungen nachvollziehen oder hört man auch in Hankofen kritische Stimmen?
Richard Maierhofer: Die Stimmen fallen bei uns auch sehr kritisch aus. Wir sprechen von etwa 180000 Euro, die wir als Verein für die Errichtung einer 400 Lux-Fluchtlichtanlage investieren müssten. Auch in der Regionalliga Saison 2022/23 sind wir in 19 Heimspielen ohne Flutlicht ausgekommen. Diese Regelung ist für uns eine riesige Herausforderung und wir halten sie auch für übertrieben. Bis dato ist schließlich auch noch nicht bekannt, ob die Vereine von den geplanten Fernsehspielen am Montagabend monetär profitieren würden. Darüber hinaus sind Montagsspiele auch für Zuschauer, ehrenamtliche Helfer und Spieler nur schwer zu realisieren.

„Montagspiele sind nur schwer zu realisieren“



Zurück in die Gegenwart: Erschwert diese Unklarheit, in der sich die Spielvereinigung aktuell befindet, nicht auch die Kaderplanung für die kommende Saison? Bayernliga Nord, Bayernliga Süd oder eben Regionalliga Bayern: Alles ist schließlich noch möglich.
Richard Maierhofer: Unsere Planungen sind davon ziemlich unabhängig. Wir werden in unseren Kader keine Spieler aus München, Augsburg oder Nürnberg holen, die Drittliga- oder Regionalliga-Erfahrung mitbringen. Unser Kader wird weiterhin aus Spielern aus einem Umkreis von etwa 40 bis 50 Kilometern bestehen.

Die Gespräche mit den Bestandskader sind dem Vernehmen nach soweit abgeschlossen, 13 Akteure haben bereits verlängert, zwei Neuzugänge und zwei Abgänge stehen fest. Haben Sie als sportlicher Leiter einen genauen Zeitplan im Kopf, bis diese Planung abgeschlossen sein soll? In den vergangenen Jahren waren schließlich in Hankofen nur wenige kurzfristige Transfers zu beobachten.
Richard Maierhofer: Noch vor fünf, sechs Jahren war auch bei uns reger Personalwechsel an der Tagesordnung. In den letzten Jahren haben wir uns in dieser Hinsicht stabilisiert, dank des Umfelds und unserer Sponsoren. So haben wir nun die Möglichkeit, uns frühzeitig mit unseren eigenen Spielern zu einigen. Ziel war es, bis Mitte April das Gros des Kaders zu kennen. Nichtsdestotrotz werden ein bis zwei offene Positionen tatsächlich noch von der Ligazugehörigkeit abhängig sein. Diese Möglichkeit zur Reaktion wollen wir uns offenhalten.

Der Hankofener Weg bedeutet auch: Junge Spieler aus der Landesliga und Bezirksliga holen. Ist das nicht auch jährlich eine Art Lotterie, ob diese Spieler den Sprung schaffen und sich etablieren?
Richard Maierhofer: Ein gewisses Risiko ist natürlich immer mit dabei, gleichzeitig war die Trefferquote in den letzten Jahren doch relativ hoch. Christoph Laimer und Valentin Harlander sind beispielsweise aus der Bezirksliga gekommen und haben sich nahtlos eingefügt. Aber selbstverständlich gibt es auch Spieler, die sich entweder nicht die nötige Zeit geben oder sich tatsächlich nicht durchsetzen können.

Wohlfühl-Oase oder doch eher Schaufenster?



Womit locken Sie diese Spieler denn an den Reißinger Bach? Ist es eher der Zusammenhalt der Dorfbuam oder doch das Schaufenster, sich in Hankofen für höhere Aufgaben zu bewerben?
Richard Maierhofer: Einerseits wollen wir natürlich, dass wir – Verein und Trainerteam – ein gutes Umfeld schaffen, in dem sich die Spieler wohlfühlen und so ihre Leistung bringen. Hat ein Spieler andererseits jedoch das Potenzial, sich langfristig viertklassig oder noch höher festzusetzen, betrachten wir das natürlich auch als Auszeichnung für unsere Arbeit. Beispiele wie Elija Härtl, Vincent Ketzer und Veron Dobruna zeigen, dass die SpVgg Hankofen-Hailing auch ein Sprungbrett sein kann.

Auf was achten Sie in der Folge beim Scouting mehr? Auf die fußballerischen Qualitäten oder auf die menschliche Komponente? Schließlich hat nicht jeder hochveranlagte Akteur das vielzitierte „Dorfbuam-Gen“.
Richard Maierhofer: Beides ist wichtig. Kann sich ein Spieler nicht mit dem mannschaftlichen Zusammenhalt identifizieren, ist er Fehl am Platz. Entscheidend ist natürlich am Ende die Leistung am Platz, die regelmäßigen Aktivitäten neben dem Feld sind auch keine Pflicht, aber der Charakter der Spieler muss schon zusammenpassen. Darauf achte ich bei den Gesprächen entsprechend.

Lassen Sie uns zum Abschluss einen Bogen zurück zur Regionalliga schlagen: Mit Heimstetten und Landsberg verzichten zwei prominente Clubs auf den Aufstieg, insgesamt haben nur neun Clubs aus den Bayernligen die Lizenz beantragt. Wie beobachten Sie diese Entwicklung und wann müsste auch die SpVgg Hankofen-Hailing auf die Regionalliga verzichten?
Richard Maierhofer: Grundsätzlich haben wir immer den Ehrgeiz, so hochklassig wie möglich zu spielen. Ansonsten hätten wir die kostspieligen Umbaumaßnahmen vor der Saison 22/23 auch nicht auf uns genommen. Wir haben viele Leute, die mit anpacken und konnten das daher durchziehen. Die Flutlichtpflicht ist für uns selbstverständlich erneut eine enorme Herausforderung, zumindest für die kommende Spielzeit könnten wir aber von einer Ausnahmegenehmigung des BFV Gebrauch machen. Sollten wir hierfür jedoch keine finanzierbare Lösung finden, ist die langfristige Perspektive hinsichtlich einer Regionalliga-Zugehörigkeit ungewiss.