Sicherheit
Wochenblatt-Kritik wirkt – Poller zum Terror-Schutz am Christkindlmarkt versetzt!

13.12.2017 | Stand 13.09.2023, 0:28 Uhr
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Die Stadt hat nach einem Artikel im Wochenblatt die Residenzstraße doch besser abgesichert. Zuvor waren dort zwei Poller, die nur umfahren werden mussten.

REGENSBURG Offenbar gab es aufgrund eines Artikels im Regensburger Wochenblatt vergangene Woche massive Aktivitäten hinter den Kulissen. Anlass für unseren Bericht waren zwei eng aneinander stehende Poller in der Residenzstraße. Die Poller waren offenbar dazu gedacht, ein Lastwagen-Attentat wie das auf dem Berliner Breitscheidplatz zu verhindern. Doch weil die Residenzstraße eine gerade von Taxis und Bussen hoch frequentierte Straße ist, blieb eine Spur für Autos frei.

Die beiden Poller sorgten auf diese Weise für viel Gespött unter den Besuchern des Christkindlmarktes auf dem Neupfarrplatz. „Die kann man ja ganz leicht umfahren“, lautete eine Stimme von Besuchern. Und mancher mutmaßte sogar, dass die Poller beim Umfahren einem Terroristen den Winkel vorgeben würden, mit dem er auf den Christkindlmarkt abbiegen müsste, um dort möglichst großen Schaden anzurichten.

Offenbar hat die Kritik des Wochenblatts Wirkung gezeigt. Seit Kurzem schützt nun ein weiterer Poller die Residenzstraße und mithin den Christkindlmarkt. Aufgestellt wurde er gegenüber den beiden ursprünglich dort platzierten Pollern, aber näher in Richtung Dom. Auf diese Weise müssen Fahrzeuge Slalom an der Stelle fahren.

Und schon die Durchfahrt des bei Einheimischen wenig beliebten Touristenzugs beweist: Jetzt hat die Poller-Sicherung des Christkindlmarkts volle Wirkung. Der Zug windet sich wie ein Lindwurm durch die beiden Sperren durch. Das geht zwar problemlos, aber der Zug muss erheblich abbremsen.

Kommission legte die Poller-Platzierungen fest

Ärger gab es offenbar im Hintergrund zwischen der Stadt und der Polizei. Denn diese hatte in einer Kommission, die über die Sicherheit der Christkindlmärkte beraten hatte, den Poller in der Residenzstraße angeregt. Doch letztlich entschieden hat die Stadt, dass sie auch tatsächlich aufgestellt werden.

Rechtsreferent Wolfgang Schörnig wollte gegenüber dem Wochenblatt keinen Zweifel daran lassen, dass zwischen Polizei und städtischen Behörden in Sachen Sicherheitsvorkehrungen kein Blatt passt: „Ich bedanke mich ausdrücklich bei der Polizei dafür, dass sie uns auf diese Weise beim Sicherheitskonzept unterstützt“, sagte Schörnig.

Fraglich ist, ob Betonpoller, wie sie in der Stadt Regensburg verwendet werden, überhaupt einen ausreichenden Schutz darstellen. Im Frühjahr 2017 ergaben Tests mit solchen Betonquadern, wie sie auch die Stadt Regensburg verwendete, dass diese nur bedingt einen Schutz bieten. So ließ man auf einem Testgelände der Dekra einen Zehntonner auf die Lücke zwischen zwei Pfeiler krachen.

Diese zerstörten zwar den Lastwagen, stoppten das Geschoss aber nicht.

In München verwendet man beispielsweise etwa zwei Tonnen schwere Blumentöpfe, die mit Erde gefüllt sind, in Kombination mit Betonzylindern. In Dortmund setzt man auf Anti-Rutsch-Matten. Darauf stehen die Betonklötze, somit wird es zusätzlich erschwert, sie zu bewegen, auch mit hoher Geschwindigkeit.

Die effektivste Methode aber wäre wohl, Lastwagen etwa des Lieferverkehrs selbst als Barrikaden zu verwenden. Die Süddeutsche Zeitung berichtete in ihrem Wissenschafts-Ressort am Montag: „Quergestellte Lastwagen, große Polizeifahrzeuge oder Container mit Bauschutt wären ein wirkungsvolleres Hindernis als ein Klotz“, so die SZ. Jedoch: „Sie behindern und verunsichern allerdings auch die Besucher der Weihnachtsmärkte.“ Bei der Stadt nimmt man die Debatte jedenfalls gelassen. Ein Video, das uns der Rechtsreferent zukommen lässt, zeigt das „Leipziger Modell“: Dort sperrt ein Polizeiwagen die Zufahrt zum Christkindlmarkt ab. Doch weil dort alle zwei Minuten eine Straßenbahn durchfährt, bewegt ein Polizei-Azubi das dort abgestellte Polizeifahrzeug – 180 Mal in drei Stunden!

Dass die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen in Regensburg sehr ernst nehmen, konnte das Wochenblatt auch am gestrigen Dienstag feststellen. Polizei und THW sowie das Ordnungsamt veranstalteten eine Übung auf dem Christkindlmarkt auf dem Neupfarrplatz. Sicher ist eben sicher!

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