Das Lebenswerk von Alois Riederer
Das Hobbit-Haus von Hohenthann: Kunst oder muss es wieder weg?

09.11.2017 | Stand 13.09.2023, 0:53 Uhr
−Foto: Foto: Tobias Grießer

Alois Riederer baut seit über drei Jahren an seinem Traumhaus – Doch was sagt das Landratsamt dazu? Denn es gibt keine Baugenehmigung. Nun will sich die Behörde selbst ein Bild vom Kunstwerk machen.

HOHENTHANN Liegt Mittelerde gleich hinter der Schlossbrauerei Hohenthann? Tritt man aufs Grundstück von Alois Riederer, glaubt man dies sofort und sucht Zauberer Gandalf – und befürchtet hinten im dunkelsten Eck des Gartens einen Späher der Orks. Denn: Der Hohenthanner Künstler baut seit dreieinhalb Jahren an seinem Hobbit-Haus!

„Eigentlich wollte ich nur einen Unterstand für meine Baumbar bauen“, sagt der Schreiner, doch nach und nach habe sich das „Projekt“ ziemlich ausgeweitet. Riederer: „Ich habe schnell gemerkt, dass das Hobbit-Haus zu mir gekommen ist und ich es bauen muss. Das ist mein Lebenswerk!“

Mit der Baumbar ist der selbsternannte „Holzflüsterer“ schon weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt geworden. „Doch das Hobbit-Haus ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.“ Und das Kunstwerk habe sich in der Bauphase immer weiter verändert. „Mir fallen immer neue Ideen ein – und die setze ich bestmöglich um“, strahlt Alois Riederer.

So hat der Hohenthanner in einen dicken Baumstamm die komplette Technik eines Kaffeevollautomaten installiert – inklusive Kaffeemühle und Milchaufschäumer. Obwohl das Hausdach auf dicken Strahlträgern ruht, fällt das Metall kaum auf: Oberschenkel-dicke Äste verstricken sich zu einem hölzernen Durcheinander und verleihen dem Ganzen mehr als nur einen Hauch des Auenlands. Die Wände bestehen überwiegend aus Lehm, den Riederer in Kleinstarbeit selbst aufgetragen hat, und die Haustüren im Erdgeschoss und ersten Stock sind Baumrinden in der Größe eines Einbauschranks. Dass hier einzig ein fast 50 Zentimeter langer, handgefertigter Eisenschlüssel aufsperrt, versteht sich beim Gang durch das Riederer‘sche Anwesen von selbst.

Der Hausherr tafelt natürlich an einer riesigen Baumscheibe, und auch sonst gibt‘s im Hobbit-Haus quasi nur „Natur pur“. Kein Wunder, denn der „Holzflüsterer“ liebt das Natürliche und sein lebendes Hobbit-Haus. Darum hat er auch das Dach begrünt und bepflanzt – und gönnt sich selbst gerne eine kurze Auszeit oberhalb seiner „Baustelle“. Doch die Pausen sind kurz und selten, denn Riederer arbeitet fast Tag und Nacht an seinem Lebenswerk, das er in rund einem Jahr fertiggestellt haben möchte.

Allerdings stellt sich in diesen Wochen die existenzielle Frage, ob der Künstler sein Werk überhaupt fertigstellen darf. Denn laut Alois Riederer habe das Landratsamt Bedenken geäußert, ob es sich denn tatsächlich um ein Kunstwerk handle – oder ob hier mitten in Hohenthann nicht ein Schwarzbau ohne Baugenehmigung entstehe. Für Alois Riederer wäre es definitiv das Allerschlimmste, würde er kein grünes Licht für sein Hobbit-Haus erhalten. Dann müsste der „Holzflüsterer“ sein Lebenswerk wohl wieder abbauen...

Wie geht es mit dem „Hobbit-Haus“ weiter? „Aktuell dulden wir das Ganze“, sagt Elmar Stöttner, Sprecher des Landratsamtes. Jedoch werde man sich noch im November im Rahmen eines Ortstermins das Projekt von Künstler Alois Riederer anschauen. „Unsere Baujuristin und die Techniker wollen das Kunstwerk vor allem im Hinblick auf die Statik und ein Brandschutz-Konzept begutachten.“

Landshut