Die schönsten Impressionen
Wirtschaftsempfang: Die Zukunft gehört nicht den Ängstlichen

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 4:07 Uhr
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Festredner Alois Glück forderte beim Wirtschaftsempfang des Landkreises BGL im Alten Königlichen Kurhaus vor über 500 geladenen Gästen ein globales Umdenken

BAD REICHENHALL „Mir geht es gut“, so Landrat Georg Grabner freudestrahlend zu Beginn seines Grußwortes beim diesjährigen Wirtschaftsempfang im Königlichen Kurhaus Bad Reichenhall. Seine Freude und Optimismus hatten gleich mehrere Ursachen: Mehr als 500 Vertreter aus Politik und Wirtschaft folgten seiner Einladung, der Landkreis verfüge dank der klein- und mittelständischen Betriebe über einen hervorragenden Branchenmix, und die Auswirkungen der Flüchtlingskrise konnten solidarisch gut gemeistert werden.

Stolz zeigte sich der Landrat und Gastgeber Grabner auch über den diesjährigen Festredner Alois Glück. In seiner Laudatio würdigte ihn Grabner nicht nur für seine Verdienste, die er sich in 38 Jahren Landtag und als Präsident des Zentralrates der Katholiken erworben hat, sondern er hob seine Arbeit für die Hospiz- und Palliativmedizin hervor. Keine leichte Kost servierte der 76-Jährige in seinem Gastvortrag „Wirtschaften im Spannungsfeld von Moral und Markt“:

„Die Zukunft gehört nicht den Ängstlichen“, so Glück, der trotz einer hervorragenden wirtschaftlichen Situation in Deutschland zu viele Angst- und zu wenige Mutmacher bilanzierte. Die Flüchtlingskrise, einer der Hauptängste der Deutschen, sieht Glück dabei weniger als Ursache einer von Angst getrieben Gesellschaft, sondern eher als „Projektionsfläche eigener Unzulänglichkeiten.“ Schnell wurde klar, dass es nicht um Markt ODER, sondern um Markt UND Moral geht. Der Festredner erteilte nicht dem Wirtschaftswachstum per se eine Absage, forderte aber gleichzeitig ein Wachstum von Ideen und Innovationen, statt einem Wachstum auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Auf der anderen Seite führe allein Moral auch zu keiner Lösung. Sie könne nur im Zusammenspiel mit Sachkompetenz, Wertmaßstäben und vor allem der Bereitschaft zum Kompromiss funktionieren.

Apropos Moral: Es gehe nicht um Gleichmacherei und Verteilungsgerechtigkeit, sondern um Chancengerechtigkeit für alle Mitbürger und gesellschaftliche Teilhabe. Harsche Kritik übte Alois Glück an Konsumenten und Unternehmen gleichzeitig: Auf der einen Seite würden nur Zahlen regieren, auf der anderen Seite machte der Festredner Heuchelei aus: „Wir sind zum Beispiel über Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern empört, kaufen gleichzeitig aber dennoch billige Textilien ein.“

Ein Umdenken forderte der 76-Jährige in Bezug auf unsere Zukunft: „Unsere Art zu leben ist nicht zukunftsfähig. Entweder wir lernen vorausschauend zu handeln oder wir werden immer schneller von den Krisen eingeholt.“ Im Gegensatz vieler seiner ehemaligen Parteikollegen ist Glück der Überzeugung, dass mehr Geld für die Flüchtlinge investiert werden muss und die Ausgaben für Entwicklungshilfe und Verteidigung erhöht werden.

Viel Applaus erntete Glück für sein „Marschgepäck“ (O-Ton Georg Grabner), bevor der Abend, der musikalisch toll von der Inzeller Harfenistin Marina Plereiter begleitet wurde und mit viel Gesprächsstoff und einem Buffet auf der Terrasse erst spät in der Nacht ausklang.

Berchtesgadener Land