Weiterbildung
Traumatag am Amberger Klinikum: Schwangere, Kinder und ältere Patienten im Fokus

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 18:52 Uhr
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Ein Verkehrsunfall mit zwei leicht und einem schwer Verletzten auf der Autobahn: Die Ersthelfer versorgen, so gut es geht, die Verletzten bis Feuerwehr, Sanitäter und der Notarzt am Unfallort eintreffen. Dann beginnt die Arbeit der Profis. Und die ist immer anders!

AMBERG Mal geht es darum, ältere Menschen zu versorgen, beim nächsten Unfall ist vielleicht ein Kind schwer verletzt, ein andermal ist eine schwangere Frau betroffen. Dann gilt es bei der Versorgung der Verletzten jedes Mal wieder, auf andere wichtige Dinge zu achten. "Deshalb haben wir uns für den diesjährigen Traumatag die Themenschwerpunkte 'Versorgung von geriatrischen Patienten, Schwangeren und Kindern' vorgenommen", erläutert Organisator und Leiter der Notaufnahme am Klinikum St. Marien Amberg, Marc Bigalke.

Mehr als 200 Interessierte Fachkräfte aus dem Rettungsdienst, von der Feuerwehr und aus den Notaufnahmen waren gekommen, um sich die verschiedenen Vorträge anzuhören. Den Anfang machte Franz Hierl, Brandamtmann der Berufsfeuerwehr Ingolstadt, über die "Oslo-Methode": Dabei handelt es sich um eine Rettungstechnik zur Rettung von eingeklemmten Unfallopfern, bei der das verunglückte Auto vorne und hinten an Ketten gehängt und mithilfe einer Seilwinde auseinandergezogen wird. Diese Methode sei eine sinnvolle Ergänzung und Erweiterung der Maßnahmen, einen Patienten aus einem Unfallauto zu retten.

Dr. Winfried Glaser, Anästhesist am Klinikum St. Marien Amberg, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Wirkung gerinnungshemmender Medikamente und damit, wie sich diese auf die Behandlung von schwerstverletzten, hochaltrigen Patienten auswirken können. Oberärztin Dr. Ines Erhardt, Leiterin der Geburtshilfe am Amberger Klinikum, referierte zum Thema "Die schwerverletzte Schwangere. Ein oder zwei Patienten? Schockraumversorgung am Klinikum St. Marien Amberg." Sie hob hervor, wie wichtig es für die Versorgung von Schwangeren sei, dass alle wichtigen Fachabteilungen wie Gynäkologie, Pädiatrie oder Neurochirurgie an einem Klinik-Standort vorhanden sind. Das spare wertvolle Zeit bei der Versorgung der Schwerstverletzten.

Im Vortrag von Dr. Thomas Papathemelis, dem Leitenden Oberarzt der Frauenklinik, ging es um den Notkaiserschnitt an der Unfallstelle. Der sei in manchen Fällen nicht nur wichtig, um das Kind zu retten – er steigere unter bestimmten Voraussetzungen auch das Überleben der Mutter, weil das ungeborene Kind beispielsweise im Bauch Gefäße der Mutter abdrücken könne oder ähnliches.

In der Mittagspause führte eine Gruppe um Oberarzt Jens Schlör (Klinikum Amberg) die Traumareanimation vor, die Feuerwehr Amberg demonstrierte die Oslo-Methode im Außenbereich der OTH (Foto). Die Feuerwehr Sulzbach organisierte eine Ausstellung zur Dekontamination von Verletzten. "Auch an so etwas müssen wir in Zeiten verschiedenster Terroranschläge denken", erklärt Marc Bigalke. "Schaut man sich die derzeitige politische Lage an, ist das Thema 'Dekontamination‘ hochaktuell."

Nach der Mittagspause ging Prof. Dr. Dr. Peter Schmittenbecher, der Direktor der Kinderchirurgischen Klinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe, auf die Problematiken der Versorgung von schwerstverletzten Kindern ein. Dabei betonte er, dass es extrem wichtig sei, dass Kinder in einem Traumazentrum behandelt werden sollte, wo Kinder auch optimal, das heißt, mit einem Kinderarzt vor Ort, versorgt werden können. Dr. Andreas Fiedler, der Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum St. Marien Amberg, schilderte in seinem Vortrag, dass Kinder einen sehr hohen Flüssigkeitsumsatz haben. Oft treten bei Kindern deshalb Volumenmangelzustände ein. Daher sei neben der Versorgung mit Sauerstoff die ausreichende Volumengabe mit isotoner kristalloider Lösung besonders wichtig.

Neben den Vorträgen standen für die Teilnehmer des Traumatages am Nachmittag noch Workshops zum Thema „Reanimation von Kindern“ und „Traumareanimation“ auf dem Programm. Organisiert wurde auch der dritte Traumatag wieder vom Klinikum St. Marien Amberg und dem Traumazentrum am Klinikum. Unterstützung gab es vom Traumanetzwerk Ostbayern und der OTH Amberg-Weiden. "Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen, die uns bei der Organisation unterstützt haben, ganz herzlich bedanken", so Marc Bigalke. "Dazu gehört auch die BRK Amberg Bereitschaft II, die so hervorragend für das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt hat."

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