Gericht
Sex-Überfall von Kumpfmühl: Opfer leidet bis heute an Panik-Attacken

13.09.2017 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr
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Zweiter Tag im Prozess wegen Vergewaltigung: Vor gericht steht ein 25-jähriger Flüchtling aus Pakistan, der am Neujahrsmorgen gegen 5 Uhr eine heute 47-Jährige auf dem Weg zur Arbeit vergewaltigt haben soll. Die Frau sagte aus und wirkte dabei absolut glaubwürdig.

REGENSBURG Es geht um ein Detail, das nicht nur schmerzhaft sein muss, sondern auch juristisch einen großen Unterschied macht: Was genau ist an jenem Neujahrsmorgen gegen 5 Uhr geschehen, als ein heute 25-jähriger Flüchtling eine Regensburgerin überfiel? Das Regensburger Landgericht muss sich unter Vorsitz von Richter Georg Kimmerl darüber ein exaktes Bild machen. Das Problem: Im Endeffekt waren nur zwei Menschen dabei, als die üble Tat geschah - der junge Mann, der sich im Prozess neben seinen beiden Verteidigern und dem Übersetzer sichtlich unwohl fühlt. Und eine heute 47-jährige Regensburgerin, die am Donnerstag, 24. August, vernommen wurde.

Sie schilderte das, was an jenem Morgen geschehen ist, ruhig und absolut glaubwürdig. Die 47-Jährige ist eine zierliche Frau mit Regensburger Akzent, auf der Straße würde sie nicht sonderlich auffallen. Sie ist die Frau von Nebenan, die nichts weiter wollte an jenem Morgen, als ihren Dienst anzutreten - an einem Feiertag, an dem andere schlafen.

"Ich war auf dem Weg zur Arbeit, als mir in Kumpfmühl auf Höhe des Unterwäschegeschäfts ein Mann den Weg versperrte", schilderte sie mit leiser, aber fester Stimme. "Ich bin links ausgewichen und habe gesagt: Schleich dich! Ich bin so schnell wie möglich weg", setzte sie im Zeugenstand fort. Doch einige Meter weiter habe der der Mann sie "von hinten gepackt, den Mund zugehalten und dann hat er mich in einen Wohneingang gezerrt", so die Frau. Sodann schilderte sie dem Gericht ein Detail, um das sich der Prozess dreht - den Überfall auf die Frau hat der Pakistani bereits eingeräumt. Doch führte er seinem Opfer gewaltsam einen Finger in den After ein? Das wertet die Staatsanwaltschaft nämlich als Vergewaltigung, anders als sexuelle Belästigung ist dieser Straftatbestand mit mindestens zwei Jahren zu ahnden. Die Zeugin sagt mit fester Stimme: "Dann ist er mit der Hand in meinen Slip und mit dem Finger in meinen After eingedrungen!" Das Eindringen sei "ruckartig" geschehen. "Das war ein richtiger Stoß und das hat weh getan. Mir ist das wie eine Ewigkeit vorgekommen!", schilderte die Frau weiter vor Gericht.

Obwohl ihr der Mann gewaltsam den Mund zuhielt - sie biss sich so fest auf die Lippe, dass sie im Spiegel später ein blutverschmiertes Gesicht sah, so das Opfer -, konnte sie schreien, eine Anwohnerin hörte sie. "Ich habe geplärrt, so gut wie es ging", sagte die Frau. "Gott sei Dank hat mich jemand gehört!" Da habe der Mann von ihr abgelassen, die Anwohnerin, die Schlimmeres verhindert hatte, hatte gleichzeitig die Polizei gerufen. Auf der anderen Seite der Straße hatte sich der Mann zwischenzeitlich aus dem Staub gemacht, konnte aber wenig später noch in Kumpfmühl dingfest gemacht werden.

Die Frau schilderte das Geschehen auch bei der Untersuchung im Krankenhaus, wo man auch einen Abstrich machte. Warum sollte sie lügen? Vor allem dürfte der Frau am Neujahrsmorgen nach dem Schock kaum bewusst gewesen sein, dass das Eindringen in den Körper juristisch eine Vergewaltigung darstellt, das bloße Greifen in die Unterhose nicht.

Schlimm genug: Die Frau berichtete, dass sie seit der Tat Angstattacken hat. "Ich schlafe schlecht, ich bekomme oft Panik, gerade auf dem Weg zur Arbeit", schilderte sie. Übrigens setzte sich ihre Anwältin nicht mit dem Antrag durch, die Öffentlichkeit auszuschließen. Um der Frau den Anblick ihres Peinigers zu ersparen, wurde er einige Meter hinter sie gesetzt, einer seiner zwei Verteidiger setzte sich vor ihm, so dass ihr Blickkontakt erspart blieb. Der Angeklagte indes wollte sich bei der Frau entschuldigen, doch die lehnte das ab. "Soetwas kann man nicht entschuldigen", sagte ihre Anwältin.

Mit dem Urteil ist am Freitag, 25. August, zu rechnen. Wir berichten. 

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