Museum
Gastronom entsetzt: ,Der Staat baut mein Café zu - zahlen soll ich aber trotzdem'

13.09.2017 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr
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Beim Neubau des Museums der Bayerischen Geschichte kommt es nicht nur zu Verzögerungen. Ein Wirt klagt jetzt: ,Ich werde zugebaut!'

REGENSBURG  Nein, das ist nicht nur für den Freistaat Bayern ein Desaster. Auch für Christian Joachim. Und seine beiden Angestellten, die sich im Café hinterm Tresen die Beine in den Bauch stehen. Joachim und seine beiden Bedienungen sind Opfer des Brandes, der in der Bavariathek des Museums der Bayerischen Geschichte ausgebrochen ist. Bis heute sucht die Polizei nach den Tätern – war es eine achtlos weggeschnippte Zigarette eines Bauarbeiters? Oder gar eine gezielte weggeschnippte Zigarette eines zu kurz gekommenen Subunternehmers? Derer gibt es viele auf der Museums-Baustelle. „Die sind alle aus Osteuropa“, erzählt Joachim, der selbst aus Berlin stammt. „Bisher waren das unsere besten Kunden.“ Doch das hat sich geändert. Auf Anweisung des Staates wurde die Baustelle hermetisch abgeriegelt. Joachim konnte es zunächst gar nicht glauben: Wie eine Wagenburg, nur vier Stockwerke hoch, hat man die Baustelle nun mit Baucontainern eingezäunt. „Ich traute meinen Augen nicht“, sagt der Gastronom. Jetzt kämpft Joachim. „Das Problem ist, dass ich kein Personal finde, weil ja viele vom Trinkgeld leben“, sagt der Gastronom. Seine zwei Bedienungen sind fest angestellt. Solange er kein weiteres Personal findet, „können die nicht mal zum Arzt gehen“. Doch wer will angesichts dieser massiven Festung direkt vor den Freisitzen dort schon arbeiten?

„Mir wurde ja versprochen, dass der Aufgang von den Schiffsanlegern noch im März dieses Jahres fertiggestellt wird“, sagt der Betreiber des Cafés Jolie. Klar, wenn das Museum mal fertig ist, dann hat Joachim eine Goldgrube. Denn viele Amerikaner, die sich das Museum ansehen, wollen ein Stück deutschen Kuchens probieren. Doch wie lange wird das noch dauern? „Ich glaube, das weiß im Moment niemand“, so der Gastronom.

Joachim kann verstehen, dass die Baustelle besser gesichert werden muss. „Aber solange nicht fertig gepflastert ist auf der Promenade, kann die Stadt die Kanalarbeiten nicht fertig machen. Auf der Fläche stehen jetzt aber die Container.“ Zumindest in Sachen Freisitze wollte der Gastronom jetzt mal mit der Stadt Regensburg verhandeln. Denn diese kosten ihn pro Sommer zwischen 5.000 und 7.000 Euro – nutzbar sind die Freisitze im Moment aber faktisch nicht. „Wenn ich nicht die Lagnese-Eisstation in den Arcaden und das Jolie am Watmarkt betreiben würde, dann würde ich das jetzt nicht überstehen“, sagt Joachim. „Es kann doch nicht sein, dass der Staat mich zubaut, ich für die Freisitze aber trotzdem voll zahlen soll!“

Die Freisitze kosten bis zu 7.000 Euro im Sommer Am Montag dann der Schock: Jetzt hat die Bauleitung des neuen Museums auch noch die Einfahrt für die Lastwagen verlegt. „Jetzt kommt gar keiner mehr, weil die Lkw auch noch die Straße zuparken und sich keiner in den Dieselgestank setzen will!“ Im Gespräch mit den Bauarbeitern konnte der Gastronom zwischenzeitlich wenigstens rausfinden, was ihn die kommenden Monate erwarten wird: Auf der einen Seite wohnen 60 Bauarbeiter, auf der anderen 30, sie sollen die Brandschäden entfernen. Mindestens zwei Monate wird das dauern, „man geht aber zwischenzeitlich von vier bis sechs Monaten aus“, so der genervte Gastronom. Der Bauarbeiter gab ihm dann auch noch einen Rat: Er soll sich doch einfach an die Versicherung des Freistaates wenden. Schließlich muss die ja auch seinen Ausfall begleichen.

Beim zuständigen staatlichen Bauamt erläutert man uns, dass die Komplexität der Baustelle zu Umorganisationen führen. „Für den neuen Standort der Container wurden verschiedene Varianten sorgfältig geprüft und mit dem zuständigen Tiefbauamt der Stadt Regensburg abgestimmt“, so eine Sprecherin des Bauamtes. Und weiter: „Wie bei allen Auswirkungen der Museums-Baustelle auf das räumliche Umfeld wurden dabei auch mögliche Einschränkungen für Anwohner und Nachbarn untersucht“, heißt es weiter. Doch man habe keine Alternative gefunden, deshalb stünden die Container jetzt dort ...

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