Besuch auf der Peter­-Wiechen­thaler­-Hütte:
Leuchtturm im Steinernen Meer

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 2:54 Uhr
−Foto: Foto: Marco Rossi

Die Hütte ein Schmuckstück, der Ausblick auf das Salzburger Saalachtal grandios, das Wiener Schnitzel das beste weit und breit: ein Besuch auf der Peter-Wiechenthaler-Hütte ...

BERCHTESAGDENER LAND Dass Salzburg und Bayern nicht am Meer liegen, ent­spricht einerseits den Tat­sachen, andererseits aber auch wieder nicht. Beide Bundesländer teilen sich nämlich das Steinerne Meer, ein weitflächiges Karstplateau auf gut 2.000 Meter Seehöhe, das mit seinen mehr als 60 Gipfeln an die Dünung eines erstarrten Meers erinnert.

Keine sturm­ gepeitschte See, sondern eher ein kräu­selndes Meer, vielleicht Windstärke 4. Ganz am südwestlichen Rand des Steinernen Meeres, und zwar genau über Saalfelden, erhebt sich die Peter­-Wiechen­thaler­-Hütte wie ein Leuchtturm aus der felsigen Brandung. Und wie ein Leucht­turm mag die Schutzhütte auch so man­chem Wanderer erscheinen, der aus der ziemlich einsamen Hochebene (nur ein Drittel der gut 60 Gipfel sind mit einem markierten Wanderweg oder -­steig er­schlossen) in die Zivilisation zurückkehrt.

Sogar ein "Leuchtfeuer" hat die Holz-Hütte im Steinerenen Meer

Wie jeder anständige Leuchtturm be­sitzt die Peter­-Wiechenthaler-­Hütte ein Leuchtfeuer – eine kleine Außenlaterne an der Südseite. Die 60 Watt reichen zwar nicht, um die Weiten des Steinernen Mee­res scheinwerfergleich zu überstreichen, sind aber genug, um im Tal wahrgenom­men zu werden. Eine Art Nebelhorn be­sitzt die Hütte auch, sogar zwei Hörner, aber dazu kommen wir später.

Die Außenlaterne aufzudrehen ist so ziemlich das Erste, was Herta Gfäl­ler macht, wenn sie die Hütte kurz vor Ostern aus dem Winterschlaf aufgeweckt hat. Herta ist seit 2003 die Pächterin, der Kopf, das Herz und die Köchin der Hütte – kurz: die Chefin! Wenn die Witterung passt, dann kommt sie mit ihrem Lebensgefährten Josef, den hier jeder Bep nennt, schon in der Karwoche auf die Hütte.

Rund eine Woche sind die beiden damit beschäftigt, die Terrasse vom Schnee freizuschaufeln, die Wassertanks und die Leitungen auf­ zutauen, die Fensterschalen zu entfernen, die Mäuse in die Schranken zu weisen, mit den Holzöfen das Haus einzuheizen und überhaupt den ganzen Wintergrind zu be­seitigen. Dann aber wird besagte Laterne eingeschaltet, und das ist für die Leute im Tal das Zeichen dafür, dass Herta bereit ist, Gäste zu empfangen.

Meterhoher Schnee zu Ostern - trotzdem kommen die Gäste

Ostern. Das bedeutet auf der auf 1.752 m Seehöhe liegenden Peter-­Wiechenthaler­-Hütte noch meterhohen Schnee! Was aber viele Saalfeldner nicht davon abhält, die gut 1.000 Höhenmeter vom Ort zur Schutzhütte raufzustapfen. Zum einen, weil die auf einem Felsvorsprung – dem Kienalkopf – thronende Hütte so etwas wie der Balkon von Saalfelden ist, der meist in der Sonne liegt, wenn das Tal unter einer dichten Nebeldecke begraben ist.

Die Aussicht von hier oben über das Nebelmeer ist einfach grandios. Zum anderen kommen die Einhei­mischen aber auch wegen der Küche auf die Wiechenthaler­-Hütte. Gekocht wird hier oben nämlich eine bodenständige Wirtshauskost, die nicht nur frisch und gekonnt zubereitet wird, sondern auch noch ein sehr konkurrenzfähiges Preisgefü­ge besitzt. Auf der Speisekarte stehen viele Klassiker der österreichischen Küche wie Wiener Schnitzel, Kasnockerl, Reisfleisch, Kalbsbeuschel oder Schweinsbraten, dazu gesellen sich noch alpine Grundnahrungs­mittel wie Speck­ oder Kaspressknödel.

Startpunkt für den Hüttenaufstieg ist für die meisten Gäste der große Parkplatz im Ortsteil Bachwinkl. Von dort führt ein sorgsam gepflegter und markierter Weg zuerst in Serpentinen durch den Berg­ wald, dann durch ein großes Latschenfeld zu der am Fuß des Persailhorns liegenden Hütte.

Der Weg ist recht steil, aber selbst für Familien mit Kindern in gut zweiein­halb Stunden zu schaffen. Peter, 33, Dachdecker aus Bachwinkl, braucht für die Strecke etwa eine Stunde, und wenn er es besonders eilig hat, wie beim letztjährigen Berglauf, dann geht es auch in 44 Minuten.

Er gehört zu denen, die schon zu Ostern in der Hütte ein­kehren und dann im Sommer eigentlich fast jede Woche vorbeischauen. Peter trifft sich hier jeden Mittwoch nach der Arbeit mit Freunden: zum Reden, zum Wiener Schnitzel – das, sagt er, weit und breit das beste sei – sowie auf ein, zwei Bier, und um acht Uhr geht’s vor Einbruch der Dunkelheit wieder ins Tal zurück.

Sagenhaftes Aussicht, gutes Essen und ein waschechter Nepalese als Helfer

Im Sommer sind die 65 Betten mit Berg­wanderern gut ausgelastet, die am nächs­ten Tag über zwei Klettersteige auf das Persailhorn raufwollen oder wie Günter und Thomas gar den Saalfeldner Höhen-weg über drei Gipfel zum Riemannhausin Angriff nehmen. Die beiden haben eine achtstündige Anfahrt aus dem Münsterland hinter sich und sind, was das Steinerne Meer betrifft, alte Seebären, die die Hochebene schon mehrmals bezwungen haben und besonders deren stille Erhabenheit schätzen.

Von den Schutzhütten der Region, meinen die beiden, gehöre die Peter-Wiechenthaler-Hütte zu den kleineren, gemütlicheren und per- sönlicheren. Und die sagenhafte Aussicht und das gute Essen tragen außerdem dazu bei, dass man hier gern einkehrt.

Von Ostern bis zur Schneeschmelze sperrt Herta Gfäller die Hütte nur am Wochenende auf, ab Mitte Mai ist dann täglich geöffnet.Spätestens dann brauchen Herta und Bep Verstärkung. Die kommt aus dem nahen Tirol, wo Hertas Kinder Marika und Gerhard leben, und sogar aus Nepal.

Von dort stammt Lakpa Tshering Sherpa, kurz Laki, der schon seit zwölf Jahren im Juni sein Dorf, das auf 3.800 m Seehöhe liegt – also auf Großglockner-Gipfelhöhe! –, und seine Familie verlässt, um bis Oktober auf der Wiechenthaler-Hütte zu arbeiten. Laki putzt, serviert und kocht und ist wahrscheinlich einer der wenigen Nepalesen, die Kaiserschmarrn und Wiener Schnitzel zubereiten können. 

Überhaupt ist die Peter-Wiechenthaler-Hütte ein wahres Schmuckstück: ein ehrlicher Holzbau, die Stuben und die Zimmer urgemütlich, die sanitären Anlagen zeitgemäß. „Superschönbeieinan-der“, sagt zum Beispiel Heidi, Stammgast aus Unken, die seit mehreren Saisonen während des Urlaubs eine Berghütte im Oberwallis betreut und daher einbesonderes Auge für die Details hat ...

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Der vollständige Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe von Bergwelten, dem Magazin für alpine Lebensfreude, zu finden. Das Magazin bietet Ihnen in jeder Ausgabe Wandertouren für Genießer, Ausflugtipps für die ganze Familie, Hütten mit Panoramablick, Ausrüstungstests und vieles mehr. Unter bergwelten.com/wiechenthaler finden Sie außerdem Informationen zu Hütte und Touren.

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