Künstler Rudolf L. Reiter verstorben
„Eine herausragende künstlerische Seele aus Erding ist verstummt.“

27.06.2019 | Stand 29.07.2023, 5:16 Uhr
−Foto: Foto: Museum Erding

Der Künstler hinterlässt eine große Lücke in seiner Heimatstadt

ERDING Der international renommierte Künstler Rudolf L. Reiter ist seiner Heimatstadt ein Leben lang treu geblieben. Am gestrigen Mittwoch, 26. Juni, ist der Maler im Alter von 75 Jahren verstorben. Rudolf L. Reiter hinterlässt in der Kunstlandschaft eine große Lücke.

Noch bis vor Kurzem war Reiter künstlerisch aktiv gewesen: In seinem letzten Kunstprojekt „Mit der Seele sehen“ gingen vom Museum Erding aus drei verpackte Leinwände auf dreijährige Deutschlandtour.

In seiner Heimatstadt löste der Tod zahlreiche trauernde Reaktionen aus.

Landrat Martin Bayerstorfer würdigt den berühmten Sohn Erdings mit den Worten: „Wir verlieren mit Rudolf L. Reiter einen großen Künstler und außergewöhnlichen Menschen, dessen Schaffen sowohl in seinem Heimatlandkreis Erding als auch in der ganzen Welt Spuren hinterlassen hat. Sein Lebenswerk, auf das wir nun zurückblicken dürfen, stellte sich mit jedem Schritt als sinnvoller Abschnitt seines Lebensweges dar, den er folgerichtig und zielstrebig mit seinem künstlerischen Schaffen gegangen ist. Die Basis seines gesamten künstlerischen Wirkens war und ist bis zum heutigen Zeitpunkt seine Familie und seine Heimat Erding. Hier hat er sein ganzes Leben verbracht, von hier aus ist er immer wieder aufgebrochen und viele Wege gegangen, um sich Anregungen für sein Schaffen zu holen, seinen Horizont zu erweitern und den Werken aus Kunst und Literatur an den Originalschauplätzen zu begegnen.“

Auch Museumsleiter Harald Krause blickt zurück: „Mit dem Tod von R. L. Reiter ist eine herausragende künstlerische Seele aus Erding verstummt. Über viele Jahrzehnte prägte Reiter das Kunstschaffen in Erding nachhaltig mit und trug zugleich sein Wirken über die Stadtgrenze in die weite Welt hinaus. Stets war Reiter auf der Suche nach der Verknüpfung des Diesseitigen mit dem Jenseitigen – und der Darstellung dessen in seiner Kunst. Er wollte Transformation sichtbar und erlebbar machen, immer eng verknüpft mit seinen eigenen Emotionen. Egal ob als Maler, Bildhauer oder Aktionskünstler. Mit der Sammlung R. L. Reiter, die 2013 als Schenkung an die Stadt Erding überging, wurde er noch zu Lebzeiten ein fester Bestandteil der Dauerausstellung im Museum Erding in einem eigenen Ausstellungsraum mit wechselnden Hängungen.

Seine letzte Kunstaktion „Mit der Seele Sehen“ startete er im Herbst 2018 im Museum Erding und schickte diese auf eine dreijährige Deutschlandreise. Dies wird jedoch als das „unvollendete Kunstwerk von R. L. Reiter“ in die Geschichtsbücher eingehen – das Bemalen einer der beiden leeren, blickdicht verpackten Leinwände wird er nun nicht mehr wie geplant 2021 vollenden können. Reiter wollte die „unsichtbaren Reiseeindrücke“ spontan darauf festhalten. Die Deutschlandreise selbst wird jedoch auch nach seinem Ableben fortgesetzt – dies war sein großer Herzenswunsch.

Mit seiner informellen – philosophisch und spirituell aufgeladenen – Kunst der letzten Jahre ermöglichte Reiter seinen eigenen Worten nach dem Betrachter den Blick in die „Anderswelt“. Nun blickt er von der anderen Seite durch seine eigene Kunst hindurch zurück ins Diesseits. Ich persönlich wünsche R. L. Reiters Seele eine gute Reise und den so lange ersehnten und vermissten „Seelenfrieden“.“

Dr. Heike Kronseder, Leiterin des Museums F. X. Stahl, kannte den Verstorbenen persönlich sehr gut. Sie ist überzeugt: „Mit dem Tod Rudolf L. Reiters verliert die Kunstwelt eine schillernde Persönlichkeit, einen Künstler mit Ecken und Kanten, einen Mann voller Ideen und Visionen und einen Menschen, der tief im Innersten verletzlich und immer auf der Suche nach sich selbst war.“ Sie erinnert sich: „Seit meinem 14. Lebensjahr kenne ich Rudi Reiter und durfte als Teenager bei einer Vernissage helfen, Getränke zu servieren. Als Dankeschön bekam ich von Rudolf L. Reiter eines meiner ersten Kunstwerke: Eine Lithografie mit persönlicher Widmung – ich habe sie noch heute... Nach meinem Studium der Kunstgeschichte arbeiteten Rudi und ich bei einigen Kunstprojekten zusammen, und ich erlebte Rudi Reiter als rastlosen, sich selbst viel abverlangenden, oft ungeduldigen, ideenreichen Menschen. Er wollte nicht angepasst sein, er wollte „gegen den Strom“ – wie er es nannte, schwimmen und er wollte anders sein. Ich erinnere mich an viele Diskussionen, auch an laute Gespräche, an sanfte Töne, die nach Harmonie suchten und an Begegnungen, in denen Rudolf L. Reiter ganz kurz zufrieden mit sich war, zufrieden mit dem Erreichten, kurz rastend .... bis er sich wieder auf die Suche nach Neuem machte.“

Erding