Bauamt wehrt sich gegen schwere Vorwürfe: "Eine reine Ferndiagnose"
Der Krieg der Verkehrsgutachter!

09.07.2017 | Stand 12.10.2023, 10:41 Uhr
−Foto: Foto: Tobias Grießer

Die Diskussion um die beste Lösung für eine Verkehrsentlastung der Region Landshut verkommt mehr und mehr zum handfesten Streit. Am Freitag hat sich das Bauamt gegen die massiven Vorwürfe gewehrt.

LANDSHUT Richtig gute Freunde werden Verkehrsgutachter Prof. Dr. Harald Kurzak und Verkehrswissenschaftler Wulf Hahn wohl in diesem Leben nicht mehr. Kurzak am Freitag: "Ich hatte bereits vor Gericht viermal RegioConsult von Herrn Hahn als Gegner – und habe immer Recht bekommen." Da erscheint es nicht allzu überraschend, dass die beiden Experten beim Variantenvergleich in Sachen B15 neu/Umfahrung von Landshut zwei grundverschiedene Ansichten haben.

Erst am Montag hatte Hahn zusammen mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Rosi Steinberger kein gutes Haar am Kurzak'schen Gutachten gelassen (HIER geht's zum Artikel). Am Freitagvormittag hat sich Professor Kurzak zusammen mit Dr. Michael Schober vom am Gutachten beteiligten Büro sowie Manfred Dreier, Bereichsleiter Straßenbau beim Staatlichen Bauamt Landshut, verteidigt.

Dreier: "Es werden schwere Vorwürfe erhoben. Das können wir so nicht stehen lassen. Zumal das Gutachten von Herr Hahn eher eine Powerpoint-Präsentation ist, die in weiten Teilen aus abgeschriebenen Gesetzestexten, Gemeinplätzen und Plattitüden besteht. 90 Prozent des Textes kann man auf irgendein Projekt in Deutschland anwenden."

Vor allem der Vorwurf von Wulf Hahn, man habe bei der Betrachtung von Schutzgebieten "Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke" nicht untersucht, habe im Bauamt für Schmunzeln, aber auch für Befremden gesorgt. Dreier: "Hier sieht man, dass Herr Hahn eine reine Ferndiagnose gestellt hat und die Verhältnisse vor Ort nicht kennt. Es gibt in der Region Landshut weder Nationalparke noch Biosphärenreservate noch Naturparke. Schon eine einfache Internetrecherche hätte das gezeigt."

Grundsätzlich sehe man sich, so Manfred Dreier weiter, erst in einem Anfangsstadium des Entwicklungsprozesses. "Gegenwärtig geht es darum, eine Auswahl zu treffen, welche Varianten sinnvoll, zweckmäßig und machbar sind. Es handelt sich hierbei um kein formelles Rechtsverfahren wie Raumordnungs- oder Planfeststellungsverfahren." Man wolle eine Vorauswahl treffen. "Wir als Projektgruppe liefern die Entscheidungsgrundlagen und das Dialogforum wird hoffentlich in seiner dritten Sitzung, die Anfang nächsten Jahres stattfinden wird, eine Empfehlung aussprechen", so Dreier weiter.

Kopfschütteln habe auch die Behauptung von Wulf Hahn, es sei "weder nachvollziehbar noch üblich, die Entlastung der Anwohner als Hauptkriterium heranzuziehen", hervorgerufen. Dreier: "Die Entlastung der Anwohner ist neben den Verbesserungen für den weiträumigen Verkehr das Hauptziel zum Bau der Umfahrung schlechthin! Dass man dies nicht nachvollziehen kann, ist mir schleierhaft." Und Professor Harald Kurzak fügte an: "Ich habe die Befürchtung, dass die Verkehrssituation noch schlimmer wird. Zehn Prozent mehr Verkehr bedeuten 100 Prozent mehr Stau für Landshut!"

Weitere Informationen in der Wochenblatt-Printausgabe am 2. Dezember.

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