Große Demo, aber größere Gegendemo:
Auch Neonazis aus der Oberpfalz marschierten durch Landshut

06.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:49 Uhr
−Foto: n/a

Das "Nationale Bündnis Niederbayern" hatte für Samstag, 25. Februar, zu einer Kundgebung und einen Zug durch die Landshuter Innenstadt aufgerufen. Dem folgten etwa 60 Personen aus dem rechten Spektrum, darunter auch Robin Siener und Daniel Weigl aus der Oberpfalz. Der Demo entgegen standen etwa 2.000 Nazigegner, die sich den Rechten buchstäblich in den Weg stellten und setzten.

LANDSHUT/REGENSBURG/SCHWANDORF Auch Robin Siener, Kreisvorsitzender der NDP Regensburg, und Daniel Weigl, Vorsitzender der Oberpfalz-NPD, waren aus der Oberpfalz nach Niederbayern gekommen, um ihre Gesinnungsgenossen zu unterstützen. Schon die Ankunft er ersten Rechten wurde mit Gegenprotesten begleitet, die Polizeikräfte versuchten von Anfang an, die Lager auseinanderzuhalten. Besonders zu erwähnen ist die sorgfältige Kontrolle, der alle Nazis durch die Polizei unterzogen wurden, das ging bis dahin, dass die Teilnehmer der Kundgebung ihre Schuhe ausziehen mussten.

Zunächst startete die Kundgebung am Bahnhof mit einer Verhöhnung aller Opfer rechtsextremer Gewalt. Robin Siener verlas eine Liste mit Namen von Deutschen, die seit 1988 von ausländischen Mitbürgern getötet worden sind. Im Wesentlichen handelte es sich dabei aber um Beziehungstaten und nicht um deutschenfeindliche Taten, als solche wollte Siener sie allerdings verkaufen.

Blockade stoppte die Kundgebung

Wenige hundert Meter von der Kundgebung entfernt hatten sich Nazigegner zur Gegenkundgebung eingefunden. Die beiden Fronten sollten an der Mainburger Brücke aufeinandertreffen. Rund 500 Beamte – die Zahl ist geschätzt, denn eine verbindliche Aussage der Polizei gab es vor Ort nicht – versuchten, die Blockade, die sich bereits nach wenigen hundert Metern auf der Mainburger Brücke abzeichneten, zu beenden.

Dies gelang, doch nach wenigen weiteren hundert Metern war dann erst mal Schluss. Etwa 20 Jugendliche hatten sich in der Seligenthalerstraße auf den Asphalt gesetzt und ließen sich dort auch von den gut gemeinten Worten der Polizei nicht dazu bewegen, wieder aufzustehen. Nach langem Hin und Her entschloss sich die Polizei, den rechten Demonstrationszug umzuleiten. Um eine erneute Konfrontation zu verhindern, wurden die Gegendemonstranten daran gehindert, die Seligenthalerstraße zu verlassen. Womit die Polizei wohl nicht gerechnet hatte, waren weitere Demonstranten, die sich den Nazis erneut in den Weg stellten.

Kein Druchkommen durch erneute Blockade

Am John-F.-Kennedy-Platz war dann aber Schluss. Der Weg zum eigentlichen Kundgebungsplatz war abgeschnitten, "zwei bis drei Blockaden", so ein Polizeisprecher, seien auf der Strecke, da komme man nicht mehr durch. Die Kundgebung wurde schließlich mitten in der Kreuzung abgehalten. Eine Eskalation konnten die eingesetzten Polizeibeamten gerade noch verhindern. Gegendemonstranten hatten sich in einem Obst- und Gemüseladen am Platz mit Tomaten eingedeckt, die sie dann als Zeichen des Protestes auf die Teilnehmer der rechten Kundgebung warfen. Da in der Zwischenzeit drei der vier Zugangsstraßen zum Platz komplett blockiert waren, blieb der Polizei nur noch ein Umweg, um die Nazis wieder zum Bahnhof zu geleiten. Auf der gesamten Strecke waren lautstarke Gegendemonstranten, die klarmachten, dass Nazis in Landshut nicht erwünscht sind.

Zurück am Bahnhof ermunterte Daniel Weigl seine Gesinnungsgenossen, sich nicht selber zu "Außenseitern" zu machen. Sie sollten in ihren Wohnorten in die Vereine gehen und sich zeigen. Die Auflösung der rechten Demo begleiteten dann immer noch einige Dutzend Nazigegner mit lautstarken "Nazis raus"-Rufen.

Verlauf "aus Polizeisicht hervorragend"

Kai Kreilinger vom Polizeipräsidium Niederbayern sprach von einer "aus Polizeisicht hervorragend" verlaufenen Kundgebung. Größere Störungen seien verhindert worden, kleinere Störungen seien schnell wieder behoben worden. Insgesamt wurden vier Personen vorübergehend festgenommen, ein Polizeibeamter und ein Demonstrant seien verletzt worden. Das hohe Polizeiaufgebot, zu dessen tatsächlichen Höhe er sich nicht äußern wollte, sei "gerechtfertigt" gewesen.

Regensburg