Drama am Berg
41-jähriger Wanderer stürzt am Hochstaufen in den Tod

06.06.2018 | Stand 29.07.2023, 13:39 Uhr
−Foto: n/a

Bergwacht und Polizei suchten mit einem Großaufgebot nach einem vermissten Bergsteiger. Der Ortsansässige war am Dienstagmorgen aufgebrochen und nicht zurückgekehrt.

PIDING/BAD REICHENHALL. Ein 41-jähriger Bergsteiger aus dem Berchtesgadener Land ist bereits am Dienstag, 5. Juni, in der alten Nordwand des Hochstaufens (Staufen Nord - UIAA III bis IV; recht unzuverlässiger Fels) östlich des Pidinger Klettersteigs rund 60 bis 100 Meter tief tödlich abgestürzt. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften der Bergwacht und der Polizei suchte seit Dienstagabend am Hochstaufen und am Fuderheuberg nach dem Vermissten, der am Dienstagmorgen allein vom Schloss Staufeneck aus aufgebrochen war. Da er sich tagsüber nicht gemeldet hatte und am Abend nicht zurückgekehrt war, setzte seine Frau schließlich einen Notruf ab. Die Leitstelle Traunstein alarmierte auf Anforderung der Polizei gegen 20.15 Uhr die Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger.

Da nicht genau bekannt war, wo und wohin der Mann gegangen war, ließ der Einsatzleiter dann bis Mitternacht alle relevanten Wege und Steige auf der Nordseite des Hochstaufens und den kompletten Fuderheuberg von mehreren Fußmannschaften der Bergwacht absuchen, wobei auch die Lawinen- und Suchhundestaffel der Bergwacht-Region Chiemgau mit mehreren Suchhunden im Einsatz war. Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ flog das Gebiet im letzten Tageslicht ab, konnte den Mann aber nicht finden. Nachfragen am Reichenhaller Haus und an der Steiner Alm erbrachten keine hilfreichen Hinweise auf den Aufenthaltsort des Mannes.

Kurz nach Mitternacht traf dann die Besatzung eines nachtflugtauglichen Transporthubschraubers der Bundespolizei am Landeplatz an der Polizeiinspektion Fahndung in Urwies ein, die rund zwei Stunden lang das komplette Gebiet auf der Nordseite und auch die vom Vermissten erwähnten Rinnen auf der Südseite zwischen Buchmahd und Goldtropf mit einer Wärmebildkamera absuchte, aber nur sehr viele Wildtiere ausmachen konnte. Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreute während der Suche die Frau des Vermissten.

Am Mittwochmorgen gegen 7 Uhr setzten 30 Einsatzkräfte von Bergwacht und Polizei die Suche fort, darunter auch die Hundestaffel, die Alpine Einsatzgruppe (AEG) der Polizei, der KID und das Team des Technikbusses der Bergwacht Chiemgau (LKLD – Lokalisation, Kommunikation, Lagebeschreibung und Dokumentation), das mit einer sehr leistungsstarken Kamera-Drohne das Gebiet unterhalb der Nordwand abflog. Die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 4“ konnte das Handy des Vermissten mit dem so genannten IMSI-Catcher relativ genau orten (International Mobile Subscriber Identity) – dabei wird vom Hubschrauber aus eine Handy-Zelle simuliert, in der sich das Mobiltelefon des Vermissten einloggen soll. An der Koch- und an der Moaralm wurden ein Zwischenlandeplatz und eine Einsatzleitung eingerichtet.

Die Besatzung von „Edelweiß 4“ nahm dann am späten Vormittag einen ortskundigen, mit den dortigen Routen sehr vertrauten Reichenhaller Bergretter auf und fand den vermissten Mann gegen 11.50 Uhr in rund 1.500 Metern Höhe in einer Rinne unterhalb der Nordwand, wobei die Einsatzkräfte der Bergwacht nichts mehr für den bereits am Vortag rund 60 bis 100 Meter tief tödlich Abgestürzten tun konnten. Ein Polizeibergführer der AEG nahm den Unfall vor Ort auf und barg die Leiche dann zusammen mit zwei Bergrettern, die gegen 13.20 Uhr vom Hubschrauber per Winde aufgenommen und ins Tal nach Urwies geflogen wurde, wo ein Reichenhaller Bergwacht-Arzt den Totenschein ausstellte. Der Hubschrauber holte dann noch die Einsatzkräfte per Winde von der Unfallstelle ab.

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