„Wir gendern trotzdem!“
Breite Front gegen Gender-Verbot: Rund 150 Menschen demonstrieren an der Uni Regensburg

25.04.2024 | Stand 26.04.2024, 13:18 Uhr

Die Demonstration fand an der Kugel statt. Foto: Philip Hell

Kaum hatten sich die rund 150 Menschen versammelt, um gegen das Genderverbot zu demonstrieren, da hagelte es – und zwar sauber. Die Protestierenden in Regensburg ließen sich allerdings davon nicht abhalten und machten deutlich, was sie von Markus Söders Krieg der Sternchen halten.



„Wir wollen, dass jeder Mensch an der Uni weiterhin die freie Entscheidung hat, ob man gendergerechte Sprache benutzen will oder nicht“, betonte eine Organisatorin der Demo an der Uni-Kugel. Caspar Heusinger, Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschuss, erklärte das Genderverbot, das am 1. April in Kraft trat: „Studierende und Professorinnen sind im Uni-Alltag nicht eingeschränkt.“ Dennoch sei diese Art der Politik unanständig. Durch das Verbot bediene die Staatsregierung Ressentiments.

Isabella von Treskow, Mitglied der Uni-Leitung und Gleichstellungsbeauftragte, machte klar, dass die Leitung der Universität für Vielfalt und Offenheit stehe. „Das sind unsere Leitprinzipien.“ Die neuen Gender-Vorgaben sorgten für viele Fragen, sagte von Treskow. Dadurch wende man sich von Menschen ab. Die Gemeinschaftlichkeit in der deutschen Sprachgemeinschaft sei dahin. „Ich freue mich über die Unterstützung von Ihrer Seite.“

Uni-Demo gegen Gender-Verbot: „Sprache ist fluide



Eine Sprecherin des Arbeitskreises Queer sagte: „Ich würde gerne in einer Welt leben, in der wir uns alle respektieren, wo Diskriminierung keinen Platz hat.“ Dass Gendern an Hochschulen teilweise verboten sei, schränke die Meinungsfreiheit ein. „Sprache ist fluide, sie verändert sich.“ Birgit Bockschweiger, Referentin für Antidiskriminierung und Diversity, sagte: „Vielfalt und Weltoffenheit sind der Schlüssel zur Zukunft und deren Gestaltung. Gleichberechtigte Teilhabe, Handlungsspielräume und die Förderung aller Mitglieder sind hierfür unsere Instrumente.“ Sie sehe keine Grundlage für die Einschränkung der Kommunikation. „Wir haben die Pflicht, Denkräume offen zu halten.“

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Saina Abbaszadeh von der Juso-Hochschulgruppe betonte: „Das Gendern ist ein Ausdruck von Emanzipation.“ Eine ewige Altmännerpartei denke, dass die Jugend die Sprache verhunze. „Wir sollten die Freiheit der Sprache vor denen schützen!“ Die Gesellschaft entwickle sich und nehme die Sprache dabei mit. „Wir lassen uns den Mund nicht verbieten. Ich gender trotzdem!“

„Söder, nimm deine Bratzen von der Sprache“



Luisa Haas von der DGB-Jugend machte klar: „Es gab nie einen Gender-Zwang.“ Die konservative Staatsregierung versage bei echten Problemen, wie zu hohen Mieten. „Söder, nimm deine Bratzen von unserer Sprache. Wir gendern trotzdem!“

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Tim Oberding von der Grünen-Hochschulgruppe betonte: „Sprache wandelt sich mit der Zeit.“ Die Gesellschaft sei vielfältiger geworden. „Und das ist gut so.“ Es gebe wichtigere Probleme. „Studierende brauchen bezahlbaren Wohnraum.“ Ein Organisator der Demo betonte: „Alle Argumente der bayerischen Regierung beim Genderverbot sind billige populistische Scheiße.“ Das neue Gesetz sei diskriminierend, sie schließe Menschen aus. „Uns genderqueeren Menschen macht diese Entwicklung Angst.“ Er rief alle Menschen auf, die an Hochschulen oder Behörden arbeiten, das Gesetz zu ignorieren und sich dagegen zu positionieren.

ph