Klein und rot
Ein reifes Früchtchen hat es faustdick hinter den Ohren – die Ernte der wertvollen Vogelkirsche hat begonnen

14.07.2020 | Stand 25.07.2023, 0:51 Uhr
−Foto: n/a

Die Zukunft der Wälder Bayerns ist bunt und vielfältig. Dazu gehört auch der Kirschbaum. Er ist im Wald sehr selten. Anzutreffen ist dieser Baum deshalb häufig nur in Samenplantagen. Dort produzieren sie als Samenbäume wertvolles Saatgut.

Abensberg. Das qualitativ hochwertige Saatgut kommt wiederum in den Wäldern direkt oder als kleine Setzlinge zum Einsatz. Die Vogelkirsche ist eine wichtige Baumart für den Waldumbau im Zuge des Klimawandels. Mit ihrer Blütenpracht ist der Baum ebenfalls von besonderer Bedeutung für die Insekten und Vögel. Auch bei den Waldbesuchern erfreut sich die Vogelkirsche mit ihrem ästhetischen Erscheinungsbild zur Blüte großer Beliebtheit.

Zusätzlich liefert sie qualitativ hochwertiges Holz, das beispielsweise im Möbelbau verwendet wird. Bei den Jahrtausendstürmen Anfang der 1990er fanden wegen des hohen Bedarfs oft Forstpflanzen minderer Qualität Verwendung. Viele dieser Forstpflanzen wuchsen nicht an. Die, die überlebt haben, wuchsen meist krumm und astig. Bäume dieses Erscheinungsbildes sind für die weitere Holzverwertung allerdings unbrauchbar. Das Gesetz schreibt vor, dass nur qualitativ hochwertiges und an den Standort angepasstes Saatgut oder Forstpflanzen in den Wald ausgebracht werden darf, um stabile und gesunde Wälder nachzuziehen. Die Forstämter sorgen für die Einhaltung dieser Vorschriften.

Eine Samenplantage in der Wipfelsfurt beherbergt die besten Vogelkirschen Südbayerns. Sie ist im Besitz des Freistaates Bayern. Vor kurzem wurden die Vogelkirschen unter der Aufsicht des Amtes für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Abensberg geerntet. Ein an einen Traktor angebauter Baumrüttler schüttelte hierbei die reifen Vogelkirschen von den Bäumen. Derartige Erntegeräte kommen auch bei der Olivenernte zu Einsatz. Eine ausgelegte Plane sammelte die herabfallenden Kirschen auf. Die Ernte betrug 1,7 Tonnen, das ist bei 130 Bäumen eine beachtliche Leistung. Eine anschließende Reinigung und Entfernung des Fruchtfleisches liefert letztlich 170 Kilogramm Samen. Forstbaumschulen ziehen daraus circa 170.000 junge Bäumchen heran. Bis diese jungen Setzlinge in den Wald kommen, vergehen rund zwei Jahre.

Die letzten beiden trockenen Jahre und die Stürme sowie Borkenkäfer richteten große Schäden in den Wäldern an. Für die Wiederbewaldung der Schadflächen werden diese qualitativ hochwertigen Forstpflanzen sehnsüchtig erwartet. Auch beim Waldumbau im Zuge des Klimawandels finden diese jungen Bäumchen eine Verwendung.

Kelheim