Das knackt
Traumhaftes Frühjahr sorgt für Rekordernte beim Obstanbau

19.09.2018 | Stand 02.08.2023, 21:14 Uhr
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Äpfel, Zwetschgen und Birnen in Hülle und Fülle

LALLING/BAYERISCHER WALD Obstliebhaber kommen in diesem Jahr voll auf ihre Kosten. Während es in den letzten Jahren mit der Obsternte nicht so rosig ausgesehen hat und es karge Jahre gab, darf man sich heuer über eine Rekordobsternte freuen. Die Last der Früchte an den Bäumen drückt die Äste regelrecht auf den Boden. Überall wohin man schaut, hängen an den Obstbäumen Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Co. und das in Hülle und Fülle. Der Grund: das extrem schöne und trockene Wetter zur Blütezeit!

„Heuer hatten wir schon im Frühjahr sommerliche Temperaturen, es hat zur Blütezeit nicht geregnet und der Wind blies auch kräftig, sodass die Bäume gut bestäubt werden konnten“, weiß Gerard Lallinger. Der Chef vom Hotel zur Post in Lalling ist ein echter Kenner, wenn es um des deutschen liebstes Obst geht: den Apfel. Schon immer spielt die leckere Frucht eine große Rolle in der Familie. „Mein Großvater hat 1890 die Bezirksbaumschule geführt, der Onkel vom Großvater war ein bekannter Pomologe und ich selber bin in einer Baumschule aufgewachsen“, erzählt der 80-Jährige, der in der Landesanstalt für Obst- und Gartenbau in Veitshöchheim alles Wichtige rund den Obstanbau gelernt hat.

Gerard Lallinger selbst besitzt neben zahlreichen Nuss-, Zwetschgen- und Birnenbäumen rund 100 Apfelbäume, die heuer so viele Früchte tragen, dass es für zwei Jahre reichen würde. „Gerade das letzte Jahr war ein ganz schlechtes Obstjahr. Zur Hauptblüte hat es stark geregnet, damit wurde der Blütenstaub weggeschwemmt und am Ende gab es keinen Ertrag“, erklärt der erfahrene Apfelfachmann. Heuer dagegen gibt es allerorts eine extrem reiche Ernte. „Die Bäume hatten viel Kraft und wollten das nachholen, was sie die Jahre zuvor versäumt haben“, sagt Gerard Lallinger.

Bäume richtig schneiden für eine gute Ernte

Ohnehin gibt es aber bei vielen Apfelbäumen eine sogenannte „Alternanz“. Das heißt, ein Jahr trägt der Baum reichlich Früchte, dann muss er sich wieder erholen und Kraft schöpfen und liefert nur wenig Ertrag. Diese „Alternanz“ lässt sich allerdings durch die richtige Pflege austricksen. „Durch Schneiden und Düngen kann man die natürliche ,Alternanzz‘ mindern“, weiß der 80-Jährige. Dabei gilt es aber einiges zu beachten, denn wer seinen Apfelbaum stutzt wie einen Buchsbaum, der wird nicht mehr viel Freude daran haben. „Werden die Bäume zu stark geschnitten, entwickeln sie viele Wassertriebe, die keine Früchte tragen“, erklärt Gerard Lallinger. Bei jungen Bäumen sollte man die Äste ohnehin niederbinden oder mit einem Holunderast niederspreizen. „Wenn der Ast etwa 30 Grad vom Stamm weggeht, dann hält er die sogenannte ,Saftwaage‘, in der der Baum reichlich Kraft für den Fruchtansatz hat“, fährt er fort und prophezeit mit dieser Methode eine gute Aussicht auf reichlich Ernte. Natürlich spielt auch die Düngung der Bäume eine Rolle für ein gutes Wachstum. „Ideal ist es, die Bäume im Frühjahr mit Stallmist oder Kompost zu versorgen. Und bei jungen Bäumen schadet es auch nicht, diese mit Wasser zu gießen“, so der Apfelexperte.

Im Hausgarten ideal: Zwergbäume

Wer sich mit Obst vom eigenen Garten versorgen möchte, dem rät Gerard Lallinger Zwergbäume zu pflanzen: „Diese sind ideal für den Hausgarten. Sie brauchen wenig Platz, es gibt viele resistente Sorten und die Bäume tragen schon im zweiten Jahr. Hochstämme eignen sich nur, wenn man einen großen Garten oder eine Streuobstwiese hat.“

Damit die Äpfel nach der Ernte noch lange frisch und knackig bleiben, sollten sie kühl gelagert werden. „Am besten halten sich Äpfel bei einer Temperatur von 4 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent“, so Gerard Lallinger.

Er selber verkauft einen Teil der Äpfel beim Hundinger und Lallinger Apfelmarkt. Außerdem presst er jährlich rund 4000 Liter Apfelsaft und auch Hochprozentiges mag der Wirt. Vor etwa 25 Jahren hat er einen Brennerkurs gemacht und stellt seitdem seinen eigenen Schnaps her.

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