Bei der EM dabei
Nach einem schlimmen Unfall – Daniel vom TSV Wörth nimmt sein Leben wieder in die Hand

26.07.2018 | Stand 12.10.2023, 10:07 Uhr
−Foto: Foto: Fußball CP Deutschland

Ein schlimmes Unglück veränderte im Jahr 2006 das Leben von Daniel Sperl schlagartig. Der damals 16-Jährige erlitt bei einem Verkehrsunfall schwere Verletzungen, unter deren Folgen er bis zum heutigen Tag leidet. Doch Daniel Sperl, der im Landkreis Straubing-Bogen lebt, trotzte seinem Schicksal – und kann jetzt sogar Fußball-Europameister werden!

WÖRTH AN DER DONAU Dabei erschien zunächst eine Sportkarriere undenkbar. Bei dem schrecklichen Unfall bei Konzell im Landkreis Straubing-Bogen vor gut zwölf Jahren erlitt Daniel Sperl Nervenwurzelausrisse in der Halswirbelsäule. Die Folge: Seinen rechten Arm kann der heute 28-Jährige nur sehr eingeschränkt benutzen. „Ich kann ihn weder heben noch zur Seite bewegen“, erklärt er. Die neurologischen Schäden sind irreparabel. Ironie des Schicksals: Jahre zuvor war auch sein Vater mit dem Motorrad verunglückt, trug ebenfalls erhebliche neurologische Verletzungen davon. „Ich wusste, was auf mich zukommt“, erzählt Daniel Sperl.

Ein Marathon an Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und Rehamaßnahmen folgte. Seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker musste Daniel Sperl aufgeben, schulte um und arbeitet inzwischen als Technischer Zeichner. Die Arbeit am Computer ist für ihn kein Problem, denn im Gegensatz zu seinem Arm kann er die rechte Hand und auch seine Finger uneingeschränkt bewegen.

Auch den Spaß am Fußball ließ sich Daniel Sperl nicht nehmen. Mit eiserner Disziplin kämpfte er sich zurück. Mehr noch: Trotz seines Handicaps kickt der verheiratete Familienvater heute für den TSV Wörth an der Donau in der Kreisliga – und macht als torgefährlicher Offensivspieler den gegnerischen Abwehrreihen schwer zu schaffen. Seine körperliche Einschränkung ist dabei bei seinen nicht behinderten Kickerkollegen kein Thema. „Auf dem Spielfeld geht’s zur Sache. Da wird keine Rücksicht genommen“, sagt er. Sein Talent blieb auch den Verantwortlichen der deutschen CP-Nationalmannschaft nicht verborgen. Versammelt sind hier Deutschlands beste Fußballer, die unter cerebralen Bewegungsstörungen leiden. Ausgelöst etwa durch frühkindliche Schädigungen, Erkrankungen oder Unfälle. Schon im Jahr 2014 wurde Daniel Sperl erstmals in die deutsche CP-Nationalmannschaft berufen. Nach einer Phase der Nichtberücksichtigung kehrte er kürzlich in den Elite-Kreis zurück – pünktlich zu einem absoluten Großereignis. Am heutigen Mittwoch beginnt in Zeist (Niederlande) die CP-Europameisterschaft. Das deutsche Team tritt in der Vorrunde gegen Nordirland (27. Juli), Irland (29. Juli) und Dänemark (30. Juli) an. Das Finale findet am 5. August statt.

Für den 28-Jährigen ist die Teilnahme der „absolute Höhepunkt“ der Karriere. Doch Dabeisein ist nicht alles. Die Ziele sind hochgesteckt. „Die Gruppenphase sollten wir überstehen“, sagt er, „dann ist alles möglich.“ Sogar der Titelgewinn. Während Daniel Sperl mit der Nationalmannschaft um den Titel kämpft, müssen seine Mannschaftskameraden des TSV Wörth an der Donau in den Auftaktspielen der neuen Kreisligasaison auf ihren torgefährlichen Offensiv-Allrounder verzichten. Doch natürlich drücken sie ihm kräftig die Daumen – schließlich könnten sie schon bald einen echten Europameister im Team haben.

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