Schlittenhunde
Auf vier Pfoten durch Kälte, Eis und Schnee

31.01.2018 | Stand 25.07.2023, 1:56 Uhr
−Foto: Foto: Gut

Thomas Gut betreibt eine Schlittenhundeschule in Frauenau

FRAUENAU Thomas Gut geht zu seinen Hunden, dick eingepackt, die Handschuhe in der Hand. Schon laufen die Hunde auf ihn zu, wedeln mit dem Schwanz, begrüßen ihr Herrchen, indem sie sich um seine Füße scharren. Und auch Thomas Gut begrüßt seine Hunde, streichelt ihnen liebevoll über den Kopf, krault sie am Fell und spricht mit ihnen. Die Hunde wissen bereits, was kommt: Eine Schlittentour und sie freuen sich ebenso darauf wie ihr Besitzer. Denn der 57-jährige Thomas Gut ist Musher, zu deutsch Schlittenhundefahrer. In Frauenau bei Zwiesel betreibt er die wohl einzige professionelle Schlittenhundeschule in Deutschland.

Angefangen hat alles 1989. Der heute 57-Jährige arbeitete als Chemieingenieur und hatte bereits sechs Huskies. Doch die Wohnung für Thomas Gut und sein tierisches Gespann war einfach zu klein. „Ich wollte mit meinen Tieren leben und so habe ich mir in Frauenau den Hof gekauft. Allerdings gab es für mich hier keine Arbeit und so kam mir die Idee mit den Hunden zu arbeiten und den Leuten das Schlittenhundefahren näher zu bringen“, erzählt Thomas Gut. Damals war er der erste, der überhaupt einen solchen Lehrbetrieb auf die Beine gestellt hat und ist es auch bis heute noch geblieben. „Denn es gibt zwar ein paar Mitstreiter, die solche Kurse nebenbei anbieten, aber hauptberuflich macht es sonst keiner“, weiß der Musher.

Kein Wunder also, dass Gäste aus der ganzen Welt bei Thomas Gut ihre Kurse buchen. Zwar kommt der Großteil der Interessenten immer noch aus Deutschland, aber mittlerweile fliegen die Kursteilnehmer schon aus Neuseeland, aus der Schweiz oder auch aus Hongkong ein.

Die Interessenten können entweder einen Wochenend- oder einen Wochenkurs besuchen. Am Ende des Lehrgangs halten sie dann stolz ihr Musherdiplom in den Händen. Doch was muss ein Musher können? „In meinen Kursen erlernen die Leute den richtigen Umgang mit den Tieren und den Schlitten“, erklärt Thomas Gut. Maximal vier Teilnehmer können an einem Kurs teilnehmen. Die Hunde dafür stellt alle Thomas Gut zur Verfügung. Denn aus den einst sechs Huskies sind mittlerweile stolze 50 Hunde geworden, die der Frauenauer zum Teil auch selber züchtet.

Schließlich ist nicht jeder Hund auch als Schlittenhund geeignet. „Alle Hunde, die gerne ziehen kann man vor einen Schlitten spannen. Das sind vor allem Huskies aber auch Jagdhunde. Allerdings sollten die Huskies aus Arbeitslinien stammen“, so der Profi. Denn bei den reinrassigen Zuchten ist nicht der Zugwille (Desire to go) wichtig, sondern hier wird Wert auf die optischen Merkmale wie Augen- und Fellfarbe gelegt. Für einen Schlittenhund ist das aber völlig egal. „Wir haben Alaskan Huskies, das sind hervorragende Allrounder, die überall zurechtkommen. Neben dem Willen zu laufen, brauchen die Hunde auch ein gutes Fell, robuste Pfoten, ein gutes Sozialverhalten sowie wenig Futterbedarf“, fährt Thomas Gut fort.

Vom Anfänger zum Musher

Die Kursteilnehmer sind alle blutige Anfänger. Die meisten wollen einfach einmal das Gefühl erleben, wie es ist, eine solche Schlittenfahrt zu machen. Und dieses Gefühl zu beschreiben fällt auch dem Profi ziemlich schwer. Er vergleicht die Faszination an diesem Sport mit einem Trancezustand. „Man ist beim Hundeschlittenfahren so konzentriert, dass man nur auf die Hunde, die Umgebung und sich selbst achtet. Dabei verliert man alles andere aus den Augen und aus dem Sinn. Man wir eins mit den Tieren und eins mit der Natur. Man fühlt sich wie bei einer Meditation und ein ganz besonderes Glücksgefühl durchströmt einen“, sagt Thomas Gut.

Besondere Voraussetzungen muss man als Kursteilnehmer nicht mitbringen. „Tierliebe und Teamgeist reichen zum ersten aus und dann ist es wie in der Fahrschule. Anfangs sind es viele Kleinigkeiten, auf die man achten und die man koordinieren muss. Diese gehen einem aber genauso wie beim Autofahren schnell ins Blut über und dann automatisiert sich alles“, so Thomas Gut.

Gelenkt werden die Hunde rein durch zurufen. „Haw“ steht für links und „Gee“ für rechts. Die einzige physikalische Möglichkeit zum Eingreifen ist die Bremse am Schlitten und von der muss man auch Gebrauch machen. Denn die Hunde haben so viel Power, dass sie bis zu 40 km/h schnell werden können. „Schneller als 12 bis 13 km/h sollte man aber nicht fahren. Man muss stets bedenken, dass ein Sturz immer zulasten der Hunde geht“, so der 57-Jährige.

Wie viele Hunde vor den Schlitten gespannt werden, ist abhängig vom Schnee. „Bei weichem Schnee brauche ich viel Power und hänge zehn Hunde an. Ist der Schnee hart, entsprechend weniger“, so Thomas Gut. Und auch die Auswahl der Hunde ist wichtig. Nicht jeder Hund kann vorne laufen. „Der Leithund läuft überall dorthin, wo ich es ihm sage und er ist auch unerschrocken, wenn ein Hindernis kommt. Deshalb laufen bei mir immer ein Leithund und ein Lehrling zusammen“, sagt der Musher und spannt Leithündin Maja zu Rups, dem Lehrling. Im Nullkommanichts sind auch die anderen Hunde angehängt. Der Schlitten steht bereit. Genug geredet. Jetzt geht es auf Tour. Die Hunde stehen in den Startlöchern. Thomas Gut ruft und die Hunde stürmen los. Schnee staubt auf und weg sind sie, auf dem nächsten Abenteuer durch Eis und Schnee.

Regen