Autotest
Kann Renaults Arkana mit der SUV-Oberklasse mithalten?

10.08.2021 | Stand 14.09.2021, 12:26 Uhr

SUV oder Coupé? Renault hat dem Koleos ein Schrägheck verpasst und auf eine neue Plattform gestellt. Herausgekommen ist der Arkana.- Foto: Renault/dpa-mag

Auf der Suche nach neuen Verkaufsargumenten hat jetzt Renault das Coupé für sich entdeckt und dem Koleos deshalb ein schmuckes Schrägheck verpasst. Geländewagen darf man den krummen Koloss aber nicht nennen, und ein echtes Coupé will er auch nicht sein.

Auch bei Renault gerät das SUV jetzt auf die schiefe Bahn. Denn nach dem Vorbild von BMW X6 und Range Rover Evoque haben die Franzosen nun ihren ersten Geländewagen mit einem Coupé gekreuzt und so den Arkana auf die Räder gestellt.

Technisch eng verwandt mit dem aktuellen Captur, der Größe nach aber eher beim opulenten Koleos angesiedelt, ist das Crossover-Modell bei uns jetzt zu Preisen ab 27.850 Euro im Handel.

Alte Idee, neue Konstruktion

So ganz neu ist die Idee freilich nicht. Nicht nur, weil es vor allem die Nobelhersteller schon seit Jahren mit abgeflachten SUV-Varianten versuchen. Sondern auch weil es den Arkana bereits seit über einem Jahr zu kaufen gibt. Allerdings nur in Russland. Dort basiert er auf dem Dacia Duster und kommt entsprechend rustikal daher. Für den Westen allerdings macht er einen Umweg über Korea und wird dort auf eine Plattform montiert, die sonst Autos wie den aktuellen Captur trägt und deshalb gespickt ist mit modernster Technik.

Das gilt insbesondere für den Antrieb. Der lässt zwar den Allrad vermissen, doch dafür ist er durchweg elektrifiziert. Zum Einstieg gibt es einen 103 kW/140 PS starken Mild-Hybriden mit 48 Volt-Startergenerator, der beim Anfahren hilft und den Verbrauch durch mehr Rekuperation auf 5,3 Liter (CO2-Ausstoß 132 g/km) reduziert. Im Sommer bringen die Franzosen dann einen echten Teilzeitstromer mit gleich zwei E-Motoren, der immerhin ein paar hundert Meter rein elektrisch fahren kann und einen Normverbrauch von 4,0 Litern (CO2-Ausstoß 112 g/km) ausweist.

Digital, online und modern

Auch bei der Ausstattung sind die Franzosen mit dem Arkana auf der Höhe der Zeit: Das Cockpit ist digital, das Touchscreen-Infotainment-System navigiert und unterhält online, und die LED-Scheinwerfer sind Standard. Auf Wunsch gibt es außerdem ein schlüsselloses Zugangssystem und Assistenten, die Abstand, Tempo und Spur einhalten. Dass einem trotz des Schräghecks nicht die Übersicht beim Rangieren fehlt, soll eine 360 Grad-Kamera sicherstellen. Was allerdings fehlt, sind Features wie eine elektrische Heckklappe oder ein Head-up-Display. Dafür bietet der Arkana eine Art elektronische Charakter-Regelung, die auf Knopfdruck neben der Lenkung und dem Ansprechverhalten des Motors gleich auch noch die Klimatisierung und die Ambientebeleuchtung steuert.

Dazu gibt es bei 4,57 Metern Länge und 2,72 Metern Radstand viel Platz in der ersten und selbst in der zweiten Reihe, die sich unter dem abgeflachten Dach befindet. Der Kofferraum hat zwar eine ungünstig hohe Ladekante, fasst aber imposante 513 Liter. Das ist mehr als bei jedem anderen Geländewagen in der Renault-Palette. Kein Wunder, dass die Franzosen trotz der schnittigen Form nicht gern von einem Coupé sprechen, weil man das gemeinhin mit drangvoller Enge verbindet.

Souveräne Ruhe beim Fahren

Ungeahnte Größe, die beweist der Arkana auch beim Fahren. Denn die Verwandtschaft mit Clio, Captur und Co. merkt man dem schrägen Typen nicht an. Stattdessen emanzipiert sich der Neuzugang mit einer gehörigen Portion Souveränität von den Kleinwagen und erweist sich als entspanntes Reiseauto. Dabei entwickelt schon das Basismodell mehr Elan, als man dem 1,3 Liter großen Vierzylinder zutrauen würde. Vergleichsweise unaufgeregt, angenehm leise und gelassen geregelt von einem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe, geht der mit bis zu 260 Nm zur Sache. Der Arkana beschleunigt in 9,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und schafft bei Vollgas immerhin 200 km/h. Das ist zwar ganz ordentlich, rechtfertigt aber kaum die neue Typbezeichnung der Franzosen, die gerne von einem Sport-Crossover sprechen.

Fazit: Kreuzung ohne Kompromisse

Normalerweise zwingen Kreuzungen aus verschiedenen Fahrzeuggattungen die Kunden zu mehr oder minder großen Kompromissen. Doch beim Arkana ist das anders. Denn sieht man einmal vom fehlenden Allradantrieb ab, bleiben die jeweiligen Nachteile außen vor: Das große Format lässt die Enge eines Coupés vergessen, und die konsequente Hybridisierung drückt den bei Geländewagen sonst oft hohen Verbrauch auf ein vernünftiges Niveau. Zudem sieht der schnittige Newcomer so elegant aus wie ein Zweitürer und ist so praktisch wie ein echtes SUV. Wem Oberklasse-Modelle wie der BMW X6 zu teuer sind, der dürfte in dem Arkana einen ernstzunehmenden Kandidaten sehen.

Datenblatt: Renault Arkana TCe 140

Motor und Antrieb:Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzung
Max. Leistung:103 kW/140 PS bei 4500 - 6000 U/min
Max. Drehmoment:269 Nm bei 1750 - 3500 U/min
Antrieb:Frontantrieb
Getriebe:Siebengang-Doppelkupplung
Maße und Gewichte
Länge:4568 mm
Breite:2034 mm
Höhe:1571 mm
Radstand:2720 mm
Leergewicht:1411 kg
Zuladung:465 kg
Kofferraumvolumen:513-1263 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:200 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:9,8 s
Durchschnittsverbrauch:5,3 l/100 km
Reichweite:940 km
CO2-Emission:132 g/km
Kraftstoff:Super
Schadstoffklasse:k.A.
Effizienzklasse:B
Kosten:
Basispreis der Modellreihe:27.850 Euro
Preis des Arkana TCe 140:27.850 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:102 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Sechs Airbags, Abstandswarner, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung
Komfort:Online-Multimedia-System, Tempomat, Klimaautomatik, Schlüsselkarte

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke