Urteil
Diebstahl nach Oldtimerkauf: Verkäufer muss Mehrwert zahlen

29.10.2021 | Stand 04.11.2021, 16:09 Uhr

Begehrte Brummer: Historische Traktoren sind zuweilen sehr teuer und haben viele Fans. Bleibt ein verkauftes Fahrzeug noch beim Verkäufer, ist der besser besonders vorsichtig.- Foto: Ingo Wagner/dpa/dpa-tmn

Oldtimer erzielen oft einen hohen Verkaufspreis. Der muss aber noch nichts mit dem Wert zu tun haben. Dieser kann relevant werden, wenn ein verkauftes Fahrzeug gestohlen wird, bevor es abgeholt wurde.

Wer ein bereits verkauftes Auto vor der Abholung durch den Käufer verwahrt, muss das sicher tun. Ansonsten könnte er nach einem Diebstahl für Schadenersatz aufkommen müssen.

Das gilt besonders für Liebhaberfahrzeuge, deren ermittelter Wert vom Kaufpreis stark abweichen kann. Dann ist diese Differenz vom Verkäufer zu ersetzen. Das zeigt ein Urteil (Az.: 9 U 8/20) des Oberlandesgerichts Braunschweig, über das die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) berichtet.

Landwirtschaftliches Schmuckstück parkt im Freien

In dem Fall ging es um einen Lanz-Traktor von 1935, den ein Mann für 35.000 Euro kaufte, aber beim Verkäufer noch stehen ließ. Untergebracht war der Oldtimer auf einem Gelände eines Sportflugplatzes im Freien. Von dort stahlen ihn Unbekannte. Die Vollkaskoversicherung des Käufers ersetzte die Versicherungssumme von 62.500 Euro. Doch damit war der Mann nicht zufrieden, der Traktor wäre mehr wert gewesen. Er wollte 87.500 Euro und zog vor Gericht.

Dort hatte er einigen Erfolg, er bekam 10.000 Euro Schadenersatz, auf den er als Käufer grundsätzlich Anspruch hatte. Der verkaufte Oldtimer war auch ohne Schlüssel immer fahrbereit und hatte so über mehrere Tage und Nächte ohne Aufsicht auf der Freifläche gestanden. Es war auch kein anderer Diebstahlschutz vorhanden. So verletzte der Verkäufer seine Pflichten aus dem Verwahrungsvertrag grob fahrlässig.

Welchen Schaden muss der Käufer ersetzen

Die verringerte Schadenersatzsumme entstand dadurch, dass der Käufer nicht nachweisen konnte, dass es sich um einen bestimmten höherwertigen Typ gehandelt hatte. Mittels verschiedener Gutachten legte das Gericht den entstandenen Schaden auf 72.500 Euro fest. Der Verkäufer musste die Differenz zwischen Versicherungssumme und Wert selbst tragen. Wenn der Traktor noch mehr wert gewesen wäre, hätte er auch das zahlen müssen. Mit dem Kaufpreis habe das nichts zu tun, so der DAV.